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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin
Autoren: Larry Maddock
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Techniker hatten für Hannibal Fortune eine Ausrüstung zusammengestellt, die Pohl Tausig »Sonderausstattung« nannte. Fortune selber zog es vor, von einem »Spielzeugkasten« zu reden. Was sich hinter derart euphemistischen Umschreibungen verbarg, waren ein teleskopisches Schwert, in dem ein federgespanntes Florett verborgen war, ein Sortiment walnußgroßer Handgranaten mit Explosivstoffen und Gas, ein Kriegerhelm mit Visier und darin eingebauter Infrarot-Nachtsichtvorrichtung, ein Bronzedolch mit blattförmiger Klinge, dessen reichverzierter Griff Gaspatronen sechzig Meter weit verschießen konnte, und noch einige Kleinigkeiten mehr.
    Während diese diabolischen Spielzeuge hergestellt worden waren, hatte Fortune viele Stunden damit verbracht, sich allen verfügbaren Wissensstoff anzueignen. Er bediente sich dazu der Zerebralfeld-Methode, einer Weiterentwicklung jener archaischen »Lerne im Schlaf«-Technik, die sich für das Memorieren fremdsprachiger Vokabeln und anderer unverarbeiteter Daten als nützlich erwiesen hatte, jedoch ungeeignet gewesen war, die logische Verarbeitung solcher Daten zu lehren. Zerebralfeld-Aufnahmegeräte gehörten zur Standardausrüstung aller ortsansässigen Agenten und waren für die Vorbereitung der Außenagenten auf neue Einsätze geradezu unentbehrlich.
    So »lebte« Fortune im Zuge seiner Vorbereitungen nacheinander als römischer Zenturio (100 v. Chr.) griechischer Hoplit (500 v. Chr.), chaldäischer Krieger (700 v. Chr.) und als ägyptischer Söldner der ersten Dynastie (2700 v. Chr.) Dabei sah, hörte und fühlte er nicht nur die authentische Umgebung, sondern er erwarb auch die für den alltäglichen Umgang notwendigen Kenntnisse der Sprachen jeder dieser Gegenden und Zeitabschnitte.
    Nach seinen Zerebralfeld-Erfahrungen als chaldäischer Krieger erhöhte sich seine Wertschätzung für d’Kaamps Waffentraining bedeutend. »Der Kampfinstinkt des Barbaren«, betonte der bärtige Instrukteur, »muß zur Disziplin des geübten Schwertkämpfers erzogen werden. Eine große Rolle in jeder Armee spielt etwas, das ich ›militärische Mystik‹ nenne. Wenn man weiß, welche geistige Haltung und welcher Glaube hinter den römischen Legionären, den Samurai, den Kreuzrittern oder den Sarazenen stand, um nur ein paar zu nennen, dann kann man auch verstehen, warum sie die Kämpfer werden konnten, die sie waren. Und, was für uns noch wichtiger ist, man kann sie lenken.«
    Fortune grinste den älteren Mann an. »Welches ist nach Ihrer Meinung die geistige Haltung, von der ich mich leiten lasse?«
    Der ältere Mann machte ein zweifelndes Gesicht. »Da bin ich nicht sicher. Vielleicht ist es der Ehrgeiz, die eigene Welt zu schützen.«
    »Übersehen Sie nicht einfache Neugier und die Lust an einem guten Kampf.«
    Der Weißhaarige schnaufte. »Da haben wir es! Das ist es, was den Söldner zu seiner Arbeit zieht. Mir scheint, Ihr neuer Beruf ist Ihnen schon recht vertraut. Ich muß allerdings sagen, daß ich die Söldnerideologie nicht sonderlich schätze.«
    Für die Zeit vor 2800 v. Chr. enthielt die Zerebralfeld-Bibliothek nichts als Spekulationen, kluge wissenschaftliche Vermutungen, die auf archäologischen Funden beruhten. Und selbst die besten Kenner waren sich in vielen Punkten nicht einig. Zielgebiet war das Spätchalkolithikum, als Kupfer und Bronze allmählich die alten Steinwerkzeuge und -waffen zu verdrängen begannen und als die Ägypter ihre Bilderschrift entwickelten. Der Ruhm Babylons unter Hammurabi war noch in ferner Zukunft, und das gleiche galt für die griechischen Stadtstaaten, die kretische Thalassokratie, Salomons Israel, die Gründung Roms, den Tod des Sokrates. Alle diese Ereignisse waren aufgezeichnet. Ortsansässige Agenten lebten in diesen Zeiten. Aber Hannibal Fortune mußte weiter zurückgehen, mußte zeitliche Räume betreten, die fast unbekannt waren, in denen es noch keine Pyramiden und Städte gab und der Mensch gerade erst begann, seine Lebensweise als nomadischer Jäger aufzugeben und mit Ackerbau zu experimentieren. Die Sprache? Der Homo sapiens mußte schon damals verschiedene gehabt haben, aber nichts davon war aufgeschrieben, nichts war auf Magnetbändern festgehalten. Religion? Regierungsform? Gebräuche? Tabus? Darüber konnte er erst nach seiner Ankunft Näheres erfahren.
    Die Abteilung für historische Forschung lieferte eine bemerkenswerte Analyse des Kronos-Fundstücks. Der Grad der Oxydation schloß einen Zeitpunkt nach 3400 v. Chr. mit
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