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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin
Autoren: Larry Maddock
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setzte sich, Webleys fünfzehn Pfund wie ein Joch auf den Schultern.
    »Wieder die Erde«, sagte der Operationschef.
    »Wann?«
    »Fünfzehnhundertneun vor Christus«, sagte Tsusig. »Minoisches Reich, Kreta. Harkness und Morag sind unser ortsansässiges Gespann. Sind Sie mit der Zeit und der Gegend vertraut?«
    »Selbstverständlich. Aber fünfzehnhundert? Das ist Frühgeschichte.«
    Tausig nickte. »Harkness hat dies hier gefunden.« Er beugte sich vor und reichte seinem Agenten eine rechteckige Platte aus bläulichgrün oxydiertem Metall. Sie war ungefähr vierzig mal fünfundzwanzig Zentimeter groß und war in jeder Ecke durchbohrt, als wäre sie einmal an einem Gebäude angebracht gewesen. In die Oberfläche waren mehrere Zeilen eines Textes graviert.
    »Griechisch?«
    »Koine – Spätgriechisch. Kam etwa um vierhundert vor Christus auf.«
    »Dann hat Harkness es elfhundert Jahre früher gefunden, als es von Rechts wegen existieren konnte.«
    »Ihre rasche Auffassungsgabe hat etwas Beruhigendes«, sagte Tausig trocken und schob ihm ein Blatt Papier über den Schreibtisch. »Unsere linguistische Abteilung hat eine Übersetzung angefertigt.«
    Hannibal Fortune nahm das Blatt und las:
    Ich, Kronos, verkündige ewige Treue der Yolarabas, der goldenen Göttin und Mutter aller Menschen, die mein Volk gedeihen und sich vermehren läßt, auf daß es die Erde fülle.
    »Kronos«, sagte Fortune nachdenklich. »Wer immer das ist, er macht praktisch Propaganda für seine Anwesenheit. Fragt sich nur, welcher von Maliks Jungen es diesmal ist?«
    »Harkness hat es in einem Grabhügel gefunden. Wie Sie am Grad der Oxydation sehen können, muß das Ding seit Jahrhunderten unberührt gewesen sein. Unsere Chemiker veranschlagen ein Minimum von zweitausend Jahren, vorausgesetzt, daß die Platte einmal reines Kupfer gewesen ist. Das würde mit dem Beginn der Bronzezeit etwa um 3400 vor Christus übereinstimmen. Wahrscheinlich werden Sie Ihren Mann irgendwo in diesem Zeitabschnitt finden. Oder noch früher. Ich möchte, daß Sie herausbringen, um wieviel früher, wer Kronos ist, was er vorhat …«
    »… und daß ich etwa angerichtete Schäden repariere«, beendete Fortune den Satz. »Was meinst du, Webley?«
    Der Symbiont lächelte und schob drei Augen vor, um die oxydierte Metallplatte besser sehen zu können. »Scheint echt zu sein«, meinte er. »Ich habe allerdings den Verdacht, daß dein Interesse an der goldenen Göttin nicht bloß wissenschaftlicher Natur ist.«
    »Religion ist auch eine schöne Sache«, sagte Fortune fromm.
    »Die frühesten ortsansässigen Agenten, die wir auf der Erde haben«, fuhr Tausig fort, ohne den Wortwechsel zwischen Fortune und seinem Partner zu beachten, »leben um achtzehnhundert vor Christus. Sie haben den Grabhügel ausgemacht, sind aber angewiesen, ihn nicht zu berühren. Sie melden, daß es in den Legenden und Mythen jener Zeit keine Spur von einem Kronos oder einer Göttin Yolarabas gebe. Ich habe ein Gefühl, daß Sie noch ein ganzes Stück weiter zurückgehen müssen. Ich habe deshalb Anweisung gegeben, daß Sie für diesen Auftrag besonders sorgfältig vorbereitet werden, soweit uns das möglich ist. Zu Ihrer Tarnung wird es am besten sein, wenn Sie als Söldner gehen. Sie werden alles an zerebraler Indoktrination bekommen, was wir Ihnen geben können, aber für diese frühe Zeit ist das nicht viel. Ich habe mit d’Kaamp gesprochen; er erwartet Sie zum Waffentraining. Viel Glück.«
     
    *
     
    Obwohl Tausig die Tatsachen trocken und emotionslos dargelegt hatte, war Fortune sich keinen Augenblick über die Dringlichkeit des Auftrags und die potentielle Gefahr im unklaren, die ein unvorsichtiger Zeitreisender für die Zeitstruktur darstellte. Fortune wußte auch, daß die Agenten des Imperiums sich alle dieser persönlichen Gefahren bewußt waren. Sie befolgten die Gesetze der Selbsterhaltung und mieden die geschichtliche Vergangenheit ihrer eigenen Ursprungsplaneten, damit sie nicht unwissentlich ein Stückchen Keimplasma zerstörten, das viele Generationen später in ihrer eigenen Existenz resultieren mochte.
    Nein, der Empire-Agent, der sich Kronos nannte, würde nicht wagen, sich selbst zu gefährden. Vielleicht hatte er nicht einmal die Absicht, die Zeitstruktur der Erde und damit die Menschheitsgeschichte zu verändern, aber Fortune und alle anderen Angehörigen der Organisation TERRA wußten, daß ein zufälliger Fehler genauso gefährlich und tödlich sein konnte wie bewußte
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