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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin
Autoren: Larry Maddock
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Gewißheit aus. Kupfer war offenbar schon ohne Schwierigkeiten zu haben. Die Erwähnung einer goldenen Göttin bedeutete, daß auch Gold wohlbekannt und hochgeschätzt war. Der Gebrauch von Koine-Griechisch war ein Rätsel, solange man sich nicht klarmachte, daß Kronos in der Zeit, in die er eingedrungen war, keine geschriebene Sprache vorgefunden hatte. Koine war im Mittelmeerraum zwischen 400 v. Chr. und etwa 600 n. Chr. eine lebende Sprache; ein Agent des Imperiums konnte sie in jedem dieser zehn Jahrhunderte erlernt haben.
    Der Hinweis auf die goldene Göttin als Mutter aller Menschen paßte zu anderen Kulten, in denen Muttergottheiten und ähnliche Fruchtbarkeitssymbole verehrt wurden. Anthropologen hatten festgestellt, daß diese Riten bis weit in die Steinzeit zurückreichten. Trotzdem gab Kronos’ Wortwahl den Wissenschaftlern Anlaß zu der Vermutung, daß er den Kult der Yolarabas selber geschaffen habe, wobei er sich von gewissen dionysischen Kulten der Zeitenwende habe inspirieren lassen. Von dieser Voraussetzung ausgehend, hatten sie ein ziemlich vollständiges Zivilisationsbild skizziert, das Fortune als Anhaltspunkt für das dienen sollte, was ihn erwartete.
    Fast jede Abteilung der TERRA-Zentrale hatte eine Meinung oder eine Theorie zu dem Fundstück. Fortune ärgerte sich über die Verzögerungen, aber er studierte pflichtbewußt alle Informationen und gelehrten Theorien, die man ihm anbot. Webley dagegen amüsierte sich über alle diese ernsthaften Reisevorbereitungen – er wußte aus Erfahrung, daß es auch diesmal wieder darauf hinauslaufen würde, jeder Situation zu begegnen, so gut es eben ging.
    Schließlich war alles bereit. Der Zeittransporter war mit einer Anzahl Spezialapparate ausgerüstet, darunter einer kleinen Zerebralfeld-Anlage zur Überwindung der Sprachschwierigkeiten. Hatte Webley einmal Gelegenheit, die Sprache zu hören, was er als Vogel oder Katze tun konnte, brauchte er die Bandaufnahme des Gehörten nur der Anlage einzugeben, die es dann in Vokabular und Grammatik aufschlüsselte und in Fortunes Gehirn übertrug.
    Der Zeittransporter selbst war eine erstaunliche Maschine, das Produkt zwanzigjähriger Vervollkommnung des ersten, von Lipnig und Rudnl konstruierten Prototyps. Fortune wußte, daß das Imperium den Originaltyp verwendete, ein ungefüges Ding, wenigstens fünfmal so groß wie TERRAS Version. Letztere war groß genug – zehn Meter lang und drei Meter im Durchmesser, ein schimmernder Zylinder, der an beiden Enden mit Halbkugeln abschloß. Er konnte in der Zeit rückwärts und vorwärts gehen, konnte Jahrhunderte in Sekunden überbrücken oder behutsam an Wochen, Tagen und Stunden knabbern.
    Er konnte um neunzig Grad außer Phase mit der objektiven Wirklichkeit gedreht und so völlig unsichtbar werden, zugleich aber in Raum und Zeit bleiben und als Beobachtungsposten dienen.
    Nach einer letzten, peinlich genauen Überprüfung der Bordanlagen und Instrumente wurde endlich das lang erwartete Startsignal gegeben. Fortune prüfte seine zeitlichen Koordinaten und stellte den Gradteiler entsprechend ein. Er drückte einen Knopf, und der Transporter begann leise zu summen. Fortune warf einen Blick aus der transparenten Halbkugel und war erfreut, Pohl Tausig zu sehen, der eigens gekommen war, um sie zu verabschieden. Tausig versuchte den Eindruck zu erwecken, er sei zufällig vorbeigekommen, aber Fortune wußte, daß der Operationschef niemals etwas zufällig tat.
    »Fertig?« fragte er.
    »Fertig«, bestätigte Webley und machte es sich auf den Schultern seines Partners bequem.
    Fortune betätigte einen zweiten Knopf. Draußen wurde es dunkel, und die Zwillingsuhr im Armaturenbrett zeigte rückwärtslaufende Zahlen. Eine Reihe Kontrollämpchen blinkte auf, als der Computer die Navigationssignale gab.
    Der Himmel draußen war samtschwarz und mit glitzernden Diamanten übersät. Der nächste Stern war vier Lichtjahre entfernt. Schon die Erde? Fortune blickte zur Uhr, die die Basiszeit anzeigte. 84,63 Minuten waren seit dem Start vergangen. Er sah, wie sich der Sternhintergrund um zehn Grad drehte, als der Transporter sich auf seine Leitsterne einrichtete und den Kurs korrigierte. Der Computer gab ein paar hohe Summtöne von sich – dann waren die Sterne verschwunden. An ihrer Stelle durchzogen haarfeine Lichtstreifen den schwarzen Raum. Die Instrumente zeigten normale subspatiale Operation an.
    Am 14. Juni 1509 v. Chr. erschien der Transporter einige vierzigtausend
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