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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin
Autoren: Larry Maddock
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er unter Wasser ginge, und sie zu atmen war unmöglich. Aber Fortune atmete durch eine Sauerstoffmaske, die seine untere Gesichtshälfte bedeckte.
    Die absolute Stille war bedrückend. Fortune erreichte sein Ziel und machte sich daran, ein beinahe mikroskopisches Loch in den Rand des Fundstücks zu bohren, während Harkness es in den Händen hielt, ohne mit der Wimper zu zucken oder etwas zu merken. Mit einer Pinzette nahm Fortune ein winziges Stück des radioaktiven Materials aus seinem strahlungssicheren Behältnis und steckte es in das Bohrloch, dann schmolz er die Öffnung mit einem nadelfeinen Schweißgerät zu. Er machte kehrt, watete durch die dicke Atmosphäre zurück an Bord und schloß die Luke hinter sich. Nachdem er sich von der Atemmaske befreit hatte, setzte er sich ans Bedienungspult und betätigte einen anderen Knopf.
    Harkness bürstete energisch an der oxydierten Platte herum, richtete sich auf und kratzte mit dem Daumennagel einen besonders hartnäckigen Klumpen getrockneter Erde ab. Er zog die Brauen zusammen, schüttelte den Kopf.
    »Morag«, sagte er nach einer Weile, »ich glaube, wir haben hier eine Zeitbombe gefunden. Wenn mich nicht alles täuscht, sind diese Worte griechisch geschrieben!«
    Der »Hund« erhob sich und trottete zu seinem Partner. »Dann würde ich es melden«, sagte er.
    »Sollten wir das wirklich? Du weißt, was die in der Zentrale über ortsansässige Agenten denken, die ihre Zeit damit verschwenden, in alten Ruinen herumzustochern. Man erwartet von uns, daß wir uns über die Unternehmungen unseres Freundes Minos informieren oder wenigstens in den Tavernen von Knossos den Tagesklatsch anhören.«
    »Du brauchst ihnen ja nicht zu sagen, wie du das Ding gefunden hast, einfach wo und wann. Und weil wir schon von Tavernen sprechen: wenn du das nächstemal Bier bestellst, dann sieh zu, daß es ägyptisches ist; dieses einheimische Zeug ist saumäßig. Wenn diese Idioten wenigstens wüßten, wie man Branntwein macht …«
    Fortune startete, und der unsichtbare Transporter erhob sich lautlos in den tiefblauen Mittelmeerhimmel. In dreißig Kilometern Höhe stellte er die Phasengleichheit mit der objektiven Wirklichkeit des Jetzt wieder her und aktivierte das Aufnahmegerät des radioaktiven Spurenfinders. Es war ein ziemlich großer Schrank, aber leicht zu bedienen; schon nach wenigen Sekunden war es auf das Fundstück eingestellt. Auf einem Bildschirm im oberen Teil des Schrankes erschienen die unregelmäßigen Umrisse der Insel Kreta mit ihren zahllosen Kaps und Buchten. Siebzig Kilometer östlich der Stadt Knossos, dem Zentrum des meerbeherrschenden Reiches, pulsierte ein winziger Lichtpunkt. Das radioaktive Material, das Fortune in die Tafel eingesetzt hatte, sandte seine Strahlung aus.
    Fortune drehte einen Schalter, und der pulsierende Lichtpunkt blieb unverändert, während die rückwärtslaufenden Zeitanzeiger die Vergangenheit durchforschten. Ein Jahrhundert, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Fortune ließ die Zwillingsuhr schneller ablaufen. Elf Jahrhunderte. Vierzehn. Zwanzig. Der Lichtpunkt blieb, wo er war, und das akustische Kontrollsignal tickte weiter.
    Fortune beobachtete die endlos ablaufenden Ziffern. Das Signal wurde merklich schwächer, doch es kam noch immer vom gleichen Ort auf der Insel. Er warf einen Blick auf die Anzeige: 5000 v. Chr.!
    »Tausig sagte, er habe ein Gefühl, daß das Empire diesmal weit zurückgreift«, sagte er. »Ich fürchte, du wirst dich auf schlechte Zeiten gefaßt machen müssen, Web.«
    »Was meinst du damit?«
    »Vor so langer Zeit hatten nicht mal die Ägypter Bier.«
    »In diesem Fall habe ich keine Lust mehr.«
    Fortune lachte. »Ich habe eine Kiste Xanthe mitgenommen.«
    Webley seufzte erleichtert. »Du bist ein wahrer Freund.«
    Die Zwillingsuhr raste weiter rückwärts und zeigte an, mit welch atemberaubender Geschwindigkeit der Transporter sie durch die Jahrhunderte trug: 5500 v. Chr… . 7000 … 8000 … 9000 … 10 000 … 11 000 …
    Plötzlich schoß der Lichtpunkt nach Norden, dann nach Westen. Fortune bewegte die Skalen in entgegengesetzter Richtung und brachte das Signal zurück nach Kreta. Er schaltete auf eine feinere Zeitskala um und arbeitete mehrere Minuten daran, um das Jahr festzustellen, in dem das Kronos-Fundstück nach Kreta gelangt war. Es war 11642 v. Chr.!
    Er trug die Information ein und ließ den Spurenfinder langsamer verfolgen. Der Lichtpunkt zog nach Norden zur Insel Santorin und verharrte dort
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