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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin
Autoren: Larry Maddock
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wiederholte Fortune fassungslos.
    »Derselbe«, versicherte Webley. »Sein Verschwinden in der Schlacht auf Larnak IV war sein eigenes Werk.«
    »Bist du sicher, Web? Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Mann mit Stonemans Idealen für das IMPERIUM arbeiten würde.«
    »Davon will er auch nichts wissen. Ich brachte heraus, wer er ist, als ich ihn heute nachmittag sah. Da war er noch ruhig, und ich merkte gleich, daß er gefährlicher war, als wir gedacht hatten. Aber in der Zwischenzeit passierte etwas, und das muß ihn völlig durcheinandergebracht haben. Vor ein paar Minuten habe ich ihn untersucht; er ist harmlos.« Er beschrieb Stonemans Zustand und zitierte aus den fieberhaften Überlegungen des Mannes.
    Fortune seufzte. »Ich stimme mit dir überein. Er ist harmlos. Aber dein Mob dort unten macht mir Sorgen.«
    »Das ist Llandros Mob«, verteidigte sich Webley. »Mein Mob ist damit beschäftigt, den Tempel niederzureißen.«
    Norni, die dem Dialog gefolgt war, so gut sie konnte, hörte endlich etwas, das sie verstehen konnte. »Gelobt sei Nodiesop!« rief sie inbrünstig. »Meine Prophezeiung hat sich erfüllt! Die falsche Göttin ist gestürzt!«
    Fortune blickte sie scharf an. Es schien tatsächlich zu spät zu sein, um sie als Hohepriesterin weitermachen zu lassen. »Norni«, sagte er, »wo hast du die alten Lumpen versteckt, die du gestern abend anhattest?«
    »In dem kleinen Tempel vor der Stadt, hinter dem Altar, Herr.«
    »Webley, kannst du die Verkleidung der verrückten Alten in fünf Minuten herbeischaffen?«
    »Vielleicht nicht in fünf, aber in weniger als zehn!« Im nächsten Augenblick war er aus dem Fenster, und als er davonschoß, hatte seine Gestalt nur noch entfernte Ähnlichkeit mit einem Vogel; aerodynamisch und langgestreckt, mit breiten kurzen Schwingen am hinteren Ende, war sie für Geschwindigkeiten umgeformt, die kein Vogel auf Erden jemals erreichen konnte, denn kein Teil seiner fünfzehn Pfund hatte eine andere Aufgabe als zu fliegen.
    »Das ist ein guter Vogel«, bemerkte Fortune, dann richtete er seinen Blick wieder auf Norni. »Du bist das schönste Geschöpf, das ich je gesehen habe«, sagte er. »Mir werden unsere Freunde dort unten keine Schwierigkeiten machen – für sie bin ich der Rächer. Aber wenn du dich in diesem Aufzug bei ihnen blicken läßt, werden sie dich in Stücke reißen. Es sei denn …«
     
    *
     
    »Der Rächer!«
    »Er ist es! Er ist hier!«
    Fortune hob beide Hände, und allmählich wurde das Stimmengewirr zum Gemurmel. Er sah, daß sie nach dem Massaker an den Wächtern keine Zeit verloren hatten: Was an Wertgegenständen, Wandteppichen und Kunstwerken in der Eingangshalle gewesen war, hatte sich wie durch Magie verflüchtigt. Der Raum war kahl.
    »Treue Gefolgsleute Nodiesops!« rief er. »Ihr, die ihr euren Glauben in vielen Jahren der Verfolgung bewahrt habt, hört mich jetzt an! Der König ist tot! Yolarabas ist tot! R’cagn und seine geierköpfigen Leuteschinder sind vernichtet! Selbst die Hohepriesterin Ylni, deren Schönheit nur noch von ihrer Schlechtigkeit übertroffen wurde, ist tot! Gelobt sei Nodiesop!«
    Sie brüllten es: »Gelobt sei Nodiesop!«
    »Gute Leute«, fuhr er fort, als das mächtige Echo verhallt war, »vor langen Jahren, bevor die Ältesten unter euch das Licht der Welt erblickt hatten, schenkte die Tochter eines Schiffbauers dem großen König Oranas zwei Töchter. Ihr alle kennt die Geschichte, aber hört mich an und erfahrt die Wahrheit. Es heißt, die jüngere der beiden Zwillingsschwestern, deren Name Norni war, sei auf geheimnisvolle Weise ums Leben gekommen, während Ylni, die ältere, den Thron bestieg. Zwei Lügen! Ich sage euch, Ylni war nicht die Erstgeborene der beiden – und Norni ist nicht gestorben!«
    Die Plünderer schwiegen. Fortune wandte sich nach der Plattform um, auf der eine kleinere Statue der goldenen Göttin thronte, die dem großen Vorbild im Tempel bis ins Detail glich. An der Frontseite der Plattform war das Kronos-Fundstück befestigt. Mit seinem Schneidbrenner durchtrennte er die Beine des vergoldeten Throns. Dann stieß er das Standbild von der Plattform auf den Boden, wo es zerschellte, während die Mordbrenner jubelten und tobten.
    Wieder hob er beide Hände. »Norni ist nicht tot«, wiederholte er langsam. »Der große Nodiesop hat sie für diesen Augenblick erhalten!« Mit dramatischer Geste warf er eine Rauchbombe auf die Plattform. Sie detonierte zu einer brodelnden Nebelwolke, die bald
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