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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin
Autoren: Larry Maddock
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das Ende der Halle erfüllte und die beiden rückwärtigen Türen verdeckte. Als sie sich aufzulösen begann, proklamierte Fortune: »Der König ist tot! Lang lebe die Königin! Lang lebe Königin Norni!«
    Das Mädchen stellte gegenüber der aufgedunsenen, vergoldeten Göttin eine gewaltige Verbesserung dar. Die Wände zitterten unter dem Gebrüll der Menge.
    »Gut gemacht, Fortune«, grollte eine enorm verstärkte sardonische Stimme. »Allerdings ist dabei ein kleiner Fehler unterlaufen – ich bin nicht tot. Hat Tausig Sie nicht gelehrt, daß man seine Gegner nicht unterschätzen soll? Aber für das gekonnte Aufhetzen des Pöbels wird er Ihnen trotzdem eine gute Note erteilen.«
    Oben in der Decke war eine Platte zur Seite geschoben worden. Von dort aus sprach Stoneman über den Lautsprecher in seinem Helm. Mit seinem todbringenden Hitzestrahler zeigte er auf das Mädchen.
    »Ylni«, schalt er sie, »ich muß mich für dich schämen. Ich wußte von deinem kleinen Komplott, aber ich hätte nie gedacht, daß du ein solches Massenmorden aufziehen würdest. Du setzt mich in Erstaunen, Kind. Halt, Fortune! Keine Bewegung. Ich weiß nicht, was Sie sich auf diese Entfernung von Ihrem Dolch versprechen, aber ich versichere Ihnen, daß meine Waffe eine bei weitem größere Wirkung auf alle Anwesenden haben wird.«
    Fortune war gezwungen, ihm darin zuzustimmen. Obwohl der Radius vollständiger Zerstörung bei dem Hitzestrahler nur zehn bis zwölf Meter betrug, würde die Sekundärwirkung der ganzen versammelten Menge den Tod bringen – manchen sofort, anderen in Tagen oder Wochen. Fortune ließ seine Hand langsam sinken. Er konnte nichts machen, aber sein Verstand suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit, die Lage zu seinen Gunsten zu verändern.
    »Ich habe eine bessere Gesellschaft aufgebaut«, dröhnte die Stimme des Königs, »als dieses Land ohne mich jemals kennengelernt hätte. Ich werde nicht untätig zusehen, wie Sie oder andere meine Aufbauarbeit zugrunde richten. Ich habe Ihre Art von Leben geführt, Fortune, und so weiß ich darüber Bescheid. Ich weiß, wie übel und destruktiv sie ist, und welcher Menschentyp sich davon angezogen fühlt. Darum habe ich einen Trennungsstrich gezogen und an die Stelle dieser schmutzigen Arbeit etwas Größeres gesetzt, etwas, das kein TERRA-Agent verstehen darf, wenn er seinen Posten nicht verlieren will … Liebe.« Das Wort verhallte in der absoluten Stille des Saales.
    »Wissen Sie, was wahrhafte Liebe ist, Fortune? Natürlich nicht. Man hat Sie gelehrt, daß es eine irrationale Verblendung sei. Aber ich sage Ihnen, sie ist es nicht. Je größer die Menschenliebe, desto größer der Mann – und je größer der Mann, desto größer muß sein Opfer sein. Ich, Kronos, liebe diese Welt so sehr, daß ich alles opfern werde, um sie zu retten.«
    Völlig lautlos, so schnell, daß das Auge der Bewegung kaum zu folgen vermochte, schoß eine vogelähnliche Gestalt dicht unter der Decke an Kronos vorbei und entriß ihm den Metallstab. Sofort war der Dolch in Fortunes Hand und feuerte eine Gaspatrone in die Höhe. Aber Stoneman war nicht mehr zu sehen. Die Luke in der Decke schloß sich wieder.
    Webley schoß in einer Steilkurve herunter, kam in der Luft vor seinem Partner zum Stillstand und reichte ihm die Waffe. Fortune half Norni von der Plattform. »Können wir von hier aus dort hinaufkommen?«
    »Ja, Herr«, antwortete Norni verwirrt. »Laß mich vorausgehen.«
    Die Seitentreppe war schmal, steil und mit dickem Staub bedeckt, führte sie aber schließlich zu der Stelle, von wo Stoneman/Kronos in die Eingangshalle hinuntergeblickt hatte. Sie folgten seinen im Staub deutlich sichtbaren Fußabdrücken ungefähr dreißig Meter weit zu einer Tür, die, wie Norni ihn unterrichtete, in die Gemächer der früheren Königin Saegeas führte.
    »Wie kommt es, daß du dich hier so gut auskennst?«
    »Herr, ich wurde hier geboren. Die ersten zehn Jahre meines Lebens …«
    »Natürlich. Ich vergaß. Komm.«
    Die Spuren führten durch einen leeren Raum und bogen nach links in einen langen Korridor, der zur Frontseite des Palastes verlief. Irgendwo weit vor ihnen knallte eine Tür zu.
    »Schnell!«
    Eine halbe Minute später stürzten sie in Garth Stonemans Studierstube. Norni starrte verständnislos auf die völlig fremdartige Einrichtung.
    »Er mußte hierher kommen«, sagte Fortune verdutzt. »Da war keine andere Abzweigung. Aber er ist fort.«
    Es kostete ihn wertvolle Minuten, bis er den
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