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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin
Autoren: Larry Maddock
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wie viele seiner Männer schwimmen konnten, aber er mußte davon ausgehen, daß die meisten – wie er selbst – niemals Schwimmen gelernt hatten.
    Wie überwand man einen Wassergraben? Besonders, wenn einem die Voraussicht gefehlt hatte, Boote mitzubringen?
    Aber Llandro war ein höchst findiger Mann …
     
    *
     
    Der kleine Empfangsraum war leer, und im Speisezimmer hielten sich nur zwei Bedienstete auf, die nach einem Blick auf Hannibal Fortune in die Küche flohen. Der Agent ging ihnen nach und steckte seinen Kopf durch die Küchentür, aber was er sah, beeindruckte ihn nicht, am wenigsten das zitternde Personal. Kronos war offenbar kein Feinschmecker, sonst hätte er niemals eine so schlampige Quelle für seine Mahlzeiten geduldet.
    Die Salons, in denen Ylni als Herrscherin residiert hatte, waren mit allen möglichen Schätzen vollgestopft, gaben jedoch keinen Hinweis auf Kronos’ Aufenthalt. Manche Räume schienen seit vielen Jahren leergestanden zu haben, denn der Staub lag dick auf allen Gegenständen.
    Auf Kampf und Gefahr gefaßt, war Fortune von der Leere beinahe enttäuscht. Wenn dies ein Gradmesser seiner Popularität war, würde es lange dauern, bevor König Fortune freie Wahlen erlaubte.
    »Also nach oben«, sagte er zu Norni, die atemlos mit ihm Schritt zu halten suchte.
    Sie zeigte den Weg zurück, den sie gekommen waren, und keuchte: »Treppe.«
    Fortune nickte und kehrte um. Er verlangsamte seinen Schritt, um die Geräusche seiner Rüstung zu verringern, aber es nützte nicht viel in Räumen, die aus leisem Geflüster laute Echos machten.
    Er machte sich Sorgen um Webleys Verbleib. Vielleicht hatte der Symbiont die Brauerei erobert, weil er den Tag ohne Nahrung geblieben war?
    Die Treppe war dunkel. Ein schwacher rötlicher Lichtschein von einem entfernten Fenster ließ die Umrisse des oberen Absatzes undeutlich erkennen.
    »Bleib hinter mir«, flüsterte Fortune. »Und sei so leise, wie du kannst.«
    Er ließ ihre Hand los, um sein baumelndes Schwert von den Beinschienen fernzuhalten. In seiner Rechten hielt er den Dolch vor sich, die Fingerspitze leicht auf dem Auslöser. In fast völliger Stille bewegten sie sich langsam die Treppe hinauf.
     
    *
     
    Webley erreichte den Palast, als die Verstärkungen der Wache mit gezogenen Schwertern die Eingangshalle stürmten und das Gebäude zu durchsuchen begannen; es gab keinen Zweifel, daß diese Aktivität mit Fortunes Anwesenheit zusammenhing. Webley steuerte das Fenster an, an dem er vor mehreren Stunden gelauscht hatte und das nun erleuchtet war. Er krallte sich an den Fenstersims und verwandelte sein Gefieder in eine gelbgraue Lehmziegelimitation, dann schob er behutsam einen Augapfel in die Höhe.
    Eine reich dekorierte Stehlampe erfüllte den von Bücherregalen umgebenen behaglichen Raum mit ihrem warmen Schein. Der Abtrünnige, der sich Kronos nannte, stand regungslos zwischen Fenster und Schreibtisch, die Augen geschlossen, die Stirn gefurcht, einen bitteren Zug um den Mund. Er hielt den silbrig schimmernden Stab, den Webley als Hitzestrahler erkannte. Kronos hatte die Waffe so fest umklammert, daß seine Knöchel weiß waren. Seine Hand zitterte leicht.
    Ohne zu zögern, schaltete sich Webley in den beunruhigten Geist des Mannes ein – und zuckte vor der wilden Intensität der durcheinanderschießenden Gedanken zurück …
    »… einziger Weg. Schlecht! Der andere zu riskant…« (Hier ein Bild Hannibal Fortunes mit schußbereitem Laser) »Keine andere Wahl. Nichts zu machen …« (Starkes Gefühl von Widerwillen, Bilder von Kindern, glückliche Gesichter, vertrauend … Stolz / Zärtlichkeit / Liebe … eine gesichtslose Männergestalt, verbunden mit der Vorstellung Ich/Papa, plötzlich zu einem formlosen schwarzen Monstrum werdend…) »Nein!« Dann eine starke Stimme von überzeugender Logik: »Jedes andere Verfahren ist irrational.« (Traurigkeit / Hoffnungslosigkeit / Verzweiflung, wieder Worte, eine vortragsähnliche Widerlegung, zuerst düster und sarkastisch, überleitend in ein Gefühl fester Überzeugung:) »… das bloße Wissen um eine rationale Antwort ist nutzlos … Das Bewußtsein des Rechts und rechtliches Handeln sind es, die den Menschen von der Maschine unterscheiden. Menschen haben Gefühle. Nur ein Mensch kann bewerten … Maschinen können weder lieben noch hassen … unfähig, etwas in gutem Glauben anzunehmen …« (Ein ermutigtes, schließlich triumphierendes Element) »… ist nicht zu Gutem noch zu Bösem
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