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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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an, sondern ließ den Blick über die Arena und die Tribünen schweifen, als betrachte er beifällig das ganze Drumherum.
    »Ich habe schon mal ein Bild von dem Kerl gesehen«, sagte ich.
    »Das ist Carl Hinkel. Er ist der Boss der hiesigen Milizbewegung. Sie haben die Angewohnheit, in kleinen Städten aufzukreuzen, die sich keine eigene Polizei leisten können«, sagte sie.
    Ein Reiter stieg auf den Bullen im Einlassgatter und schob die mit einem Handschuh geschützte Hand unter das Halteseil. Der Bulle riss den Kopf hoch, stieß schnaubend den Sabber aus und rammte die Hörner in das Holz, während der Reiter seine Hand zu dem von Rodeoleuten so genannten Selbstmordgriff in das Seil schlang. Er richtete sich leicht auf, zog die Schultern ein und klemmte die Beine fest um die Rippen des Bullen.
    »Raus!«, brüllte er und reckte die rechte Hand in die Luft.
    Das Tor das Gatters flog auf, und der Bulle, an dessen Halseine Kuhglocke schellte, schoss in die Arena, schlug mit den Hufen durch die Luft und verfehlte nur knapp zwei Rodeoclowns, die hinter einem Gummifass am Einlassgatter standen.
    Der Bulle landete mit voller Wucht auf den Vorderbeinen, stauchte das Steißbein des Reiters, bockte mitten im Sprung, riss den Schädel zurück und stieß nach dem Gesicht des Reiters. Der Reiter wurde einmal hochgeschleudert, ruderte mit einem Bein Halt suchend durch die Luft. Dann fiel er herunter.
    Aber seine Hand hatte sich im Halteseil verfangen, sodass sein Arm zurückgebogen wurde und sein Leib wie eine Stoffpuppe gegen den Bullen flog.
    Eine braune Staubwolke stieg in der Arena auf, als der Bulle herumwirbelte, den Reiter in den Staub warf, ihn unter die Hufe nahm und mit einem Hörn aufspießen wollte.
    Einer der Clowns, ein Mann, der eine getupfte Hose, ein gestreiftes Cowboyhemd, feuerrote Hosenträger, Footballschuhe, eine orangefarbene Zottelperücke und eine Melone trug, ging den Bullen frontal an, hieb ihm mit seinem Hut auf die Nüstern, rammte ihn regelrecht in seine Schnauze und lenkte die Wut des Tiers auf sich, während der andere Clown den Flankenriemen losriss und den Reiter unter den Hufen des Bullen hervorzerrte.
    Die Zuschauer waren aufgesprungen, erst vor Schreck, dann erleichtert und voller Bewunderung, als sie sahen, wie mutig die Clowns dazwischengingen und den Reiter retteten.
    Aus irgendeinem Grund wirkte das ganze Geschehen in der Arena auf einmal wie erstarrt, als betrachtete man ein Foto, aber irgendetwas stimmte dabei nicht, passte nicht ins Bild, trübte den Eindruck, der eigentlich von Edelmut und Selbstlosigkeit hätten künden sollen. Der Bulle war durch ein Torauf der anderen Seite der Arena verschwunden. Die Sanitäter betteten den Reiter auf eine Trage. Sein Gesicht war staubig und blutverschmiert, als er die Hand hob und den Zuschauern ein mattes Grinsen gönnte. Der Clown, der die verhedderte Hand des Reiters aus dem Halteseil befreit hatte, hob dessen Hut auf und brachte ihn zu der Trage.
    Doch der Mann, der sich am wagemutigsten verhalten hatte, der Clown mit der orangefarbenen Perücke, würdigte den abgeworfenen Reiter keines Blickes. Stattdessen klemmte er sich einen schmalen Zigarrenstumpen zwischen die Zähne, zündete ihn an, schaute rauchend zur Tribüne hinauf und verzog den dick geschminkten Mund zu einem Grinsen, wie ein Schwachsinniger bei einem Leichenbegängnis.
    Er kletterte über den Lattenzaun bei den Einlassgattern, sprang auf den Boden und ließ sich von dem Milizführer, dem weißhaarigen Mann namens Carl Hinkel, eine Limonadendose reichen. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, als er sie in einem Zug austrank, mit der Hand zerdrückte und in eine Mülltonne warf. Dann musterte er wieder die Zuschauer, und ich hätte schwören können, dass er den Blick auf mir ruhen ließ.
    Mit klackenden Stollen ging er über den Betonstreifen zum Fuß der Treppe, die zu unseren Sitzen führte, und deutete auf die Tribüne, als hätte er einen alten Freund erkannt.
    »Billy Bob?«, sagte Cleo.
    »Ja.«
    »Ich glaube, der Mann möchte Sie auf sich aufmerksam machen.«
    »Ich kenne keinen Rodeoclown.«
    Sie schaute in das Programm, das sie in der Hand hatte. Als sie wieder aufblickte, legte sie mir die Hand auf den Unterarm.
    »Er kommt herauf. Billy Bob, schauen Sie auf seine Augen«, sagte sie und starrte geradeaus.
    Sie lagen tief in den Höhlen, standen weit auseinander und funkelten unverschämt und angriffslustig.
    Er stieg die Treppe herauf, nahm mühelos zwei Stufen auf
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