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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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schuldig bekannt hätte?«
    »Ich wollte, dass sie mich feuert und es auf einen Prozess ankommen lässt. Sie hat noch zwei von ihren Kindern umgebrachtund in Mexiko verscharrt. Ehrlich gesagt wollte ich, dass sie sich ans Messer liefert«, sagte ich.
    Der Sheriff setzte sich an seinen Schreibtisch. Er trug eine schwarze Schnurkrawatte und hatte Narben auf beiden Handrücken. Er sah, dass ich darauf schaute.
    »Ich habe früher einen Holzlaster gefahren. Einmal ist eine Ladekette gerissen und hat mich erwischt«, sagte er. »Mr. Holland, ich kann nicht behaupten, dass ich mich darüber freue, dass Sie hier sind. Ich habe genug Ärger am Hals. Ich kann keine Leute aus Texas gebrauchen, die mir noch mehr Schwierigkeiten einbrocken. Was den Biker angeht, diesen Lamar Ellison, den Ihr Freund Dr. Voss in Lincoln aufgemischt hat. Der hat sowohl in Deer Lodge als auch in Quentin gesessen. Ihr Freund hat einen Fehler gemacht, als er Lamar nicht umgebracht hat, solange er die Gelegenheit dazu hatte.«
    »Meinen Sie, Lamar treibt sich hier wieder rum?«
    »Ich rechne nicht damit, dass ich ihn demnächst in der Kirche sehe.«
    »Habt ihr eine Drogenfahnderin in seine Bande eingeschleust? Eine junge Indianerin mit blonden Strähnen in den Haaren?«, sagte ich.
    »Sie haben vielleicht Nerven.«
    »Ich dachte, ich frage mal. Danke für Ihre Mühe«, sagte ich.
    »Bedanken Sie sich nicht bei mir. Ich wünschte, Sie würden wieder heimfahren.«
    Ich verließ sein Büro und ging aus dem Gerichtsgebäude zu meinem Wagen. Es war windig, der Himmel war blau, und über der Universität sah ich eine gewaltige Bergflanke aufragen, an der ein weißes »M« prangte, sah die Kiefern oben auf dem Sattel und die Lupinen, die in dem allmählich grün werdenden Gras wuchsen.
    Ich hörte schwere Schritte hinter mir, dann schloss sich eine große Hand um meinen Oberarm.
    »Ich bin manchmal ein bisschen schroff. Das ist einfach meine Art«, sagte der Sheriff. »Das hier ist eine prima Stadt, bei Gott. Aber es gibt hier Leute, die sich in allerhand Sachen einmischen. Dr. Voss treibt sich mit ein paar von diesen Earth-First-Fanatikern rum, und irgendwann wird er sich die Finger verbrennen. Das Gleiche kann auch Ihnen passieren, mein Junge.«
    »Ich werd’s mir merken, Sheriff.«
    »Nein, Sie sind ein Sturkopf. Reden Sie mit einem gewissen Xavier Girard. Dann können Sie wenigstens nicht sagen, ich hätte Sie nicht gewarnt, falls Sie unter die Räder kommen.«
    »Dem Schriftsteller? Dessen Frau Schauspielerin ist?«
    »Vielleicht ist es dort, wo Sie herkommen, anders, aber bei uns ist die Rolle, die die meisten Leute in der Öffentlichkeit spielen, pure Augenwischerei. Mich nehme ich dabei nicht aus«, erwiderte er.
    Der Sheriff teilte mir mit, dass ich Xavier Girard um die Mittagszeit höchstwahrscheinlich in einer zweitklassigen Bar unten beim alten Bahnhof antreffen könnte, es sei denn, die Apokalypse wäre angebrochen. Vor etwa zwei Jahren hatte ich in der Zeitschrift People zum letzten Mal etwas über ihn und seine Eskapaden gelesen. Auf dem Foto war ein irre grinsender Mann mit blutigem Gesicht zu sehen, dem die verhedderten Trümmer eines zerbrochenen Stuhls um den Kopf hingen, während er von zwei Polizisten in Uniform aus einem Nachtclub in Santa Barbara geführt wurde.
    »Berühmter Krimiautor legt sich nach Buhrufen bei Dichterlesung mit dem Publikum an«, hatte, soweit ich mich entsinnen konnte, in etwa die Schlagzeile gelautet.
    Ich ging in die Bar, einen lang gezogenen Laden mit Ziegelwänden und einer hohen Decke, und sah ihn allein an einem Tisch im hinteren Teil sitzen. Mit seinem Leibesumfang, dem Bart, den dichten, ungekämmten Haaren und dem wuchtigen Kopf erinnerte er mich an einen Bären. Selbst seine Hände wirkten wie Pranken. Die Bar war voll – allerlei heruntergekommenes Volk, Indianer, ein paar Collegekids und eine Gruppe Männer, die aussahen, als hätten sie ihre Westernklamotten kurz zuvor in einem Einkaufszentrum in Santa Fe erstanden. Xavier Girard setzte einen Bierkrug an und kippte sich den Inhalt hinter die Binde, während er mich betrachtete, als ich auf ihn zuging.
    »Mr. Girard, ich heiße Billy Bob Holland. Ich bin Anwalt aus Deaf Smith, Texas. Der Sheriff hat gesagt, ich sollte mit Ihnen reden«, sagte ich.
    »Aha? Worüber?«, sagte er.
    »Über Tobin Voss.« Ich zog einen Stuhl heraus und nahm Platz.
    Er griff zu seiner Papierserviette, schaute darauf und ließ sie wieder fallen. »Warum pflanzen Sie sich
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