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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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einmal. An unserer Reihe blieb er stehen, nahm die Zottelperücke ab und drückte sie ans Herz.
    »Oh, wie geht’s, wie steht’s, Mr. Holland. Wetten, dass Sie nicht wissen, wer ich bin«, sagte er.
    »Nein, keine Ahnung«, sagte ich.
    »Wyatt Dixon. Zuletzt wohnhaft in Fort Davis, Texas. Davor in Huntsville, Texas«, sagte er und streckte die Hand aus. Der Wind blies ihm in den Rücken, sodass ich einen hitzig trockenen Geruch wahrnahm, wie Männerschweiß, der in ein Hemd gebügelt worden ist.
    Ich ergriff seine Hand. Sie war rau wie ein Hahnenbein, schuppig an den Kanten, die Linien in der Handfläche mit Dreck nachgezogen.
    »Kennen Sie mich von irgendwoher, Mr. Dixon?«, fragte ich.
    »Ich nicht. Aber meine Schwester. Katie Joe Winset hat sie nach ihrer Hochzeit geheißen. Können Sie sich an sie entsinnen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Sie wäre geschmeichelt. Bloß dass sie auf dem Friedhof ist.«
    »Auf dem gleichen, auf dem ihr Kind begraben ist? Das, das sie erstickt hat?«, fragte ich.
    Er stellte einen stollenbewehrten Fuß auf die nächsthöhere Betonstufe und stützte den einen Arm aufs Knie, sodass sich sein Gesicht unmittelbar neben Cleos befand und sein Atem über ihre Haut strich.
    »Gott segne dieses Land. Gott segne diese gut aussehende Frau. Das weibliche Geschlecht ist doch die großartigsteSchöpfung des Herrn. Ist mir eine Ehre, dass ich euch hier unterhalten darf«, sagte er.
    »Danke, dass Sie vorbeigeschaut haben, Mr. Dixon. Melden Sie sich mal wieder«, sagte ich.
    »Oh, ganz bestimmt. Jawoll, Sir, habe die Ehre. Sie erkennen’s schon am Klang, wenn ich es bin.«
    »Ich freue mich darauf«, sagte ich und zwinkerte ihm zu.
    Aber er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er schob das spitze Kinn vor und schaute mir in die Augen. Dann rannte er mit angewinkelten Armen die Treppe hinab, dass seine Footballstollen auf dem Beton klackten und sein gertenschlanker Oberkörper hin und her pendelte.
    Am Fuß der Tribüne blieb er stehen, zählte mehrere Dollarscheine ab, reichte sie einem indianischen Hotdog-Verkäufer und deutete auf uns. Der Verkäufer, der übergewichtig war und einen großen, an einem Halsriemen hängenden weißen Kasten trug, stieg mühsam die Treppe hoch.
    »Ich kann es einfach nicht fassen, dass ich mir so etwas anhören musste«, sagte Cleo.
    Der Verkäufer blieb am Ende der Sitzreihe stehen und reichte uns zwei fette, in Servietten gewickelte Hotdogs, von denen Chilisoße und geschmolzener Käse tropfte. Wyatt Dixon beobachtete uns von einem Einlassgatter aus. Ich stand auf, damit er mich deutlich sehen konnte, deutete auf den Hotdog in meiner linken Hand und machte mit Daumen und Zeigefinger das Zeichen für »große Klasse«.
    »Ich kann es einfach nicht fassen, dass Sie so was gemacht haben«, sagte Cleo.
    »Die Taugenichtse muss man angrinsen und im Unklaren darüber lassen, was man denkt. Das treibt sie zum Wahnsinn«, sagte ich.
    »Was ist, wenn sie schon wahnsinnig sind?«, sagte sie.

5. KAPITEL
    Am nächsten Morgen rief ich in aller Frühe den Sheriff von Missoula an und fuhr dann zu seiner Dienststelle. Als ich sein Büro betrat, stand er am Fenster und schaute auf die Straße. Er trug ein langärmliges blaues Hemd, eine anthrazit-schwarz gestreifte Hose und einen breiten Ledergürtel. Ich stellte fest, dass er noch größer und kräftiger war, als ich gedacht hatte. Er hatte die Arme links und rechts an den Fensterrahmen gestützt und verstellte mit Kopf und Rücken jeglichen Blick nach draußen.
    »Ich habe mich über das Mädchen erkundigt, Dixons Schwester, wie heißt sie doch gleich? Diese Katie Jo Winset. Offenbar hat sie als Spitzel gearbeitet. Sie starb an einem Herzanfall, als sie von der Frauenhaftanstalt zu einer Gerichtsverhandlung in Houston gebracht wurde«, sagte er. »Warum sollte ihr Bruder Ihnen die Schuld dran geben?«
    »Sie hat ihr eigenes Kind umgebracht. Ich habe sie überredet, sich schuldig zu bekennen, und einen Deal mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelt. Im Gegenzug musste sie ein paar Biker verpfeifen, die von Piedras Negras aus Rauschgift geschmuggelt haben. Wenn ich mich recht erinnere, hat einer der Schmuggler Wyatt Dixon mit reingerissen. Mir ist bloß Dixons Name nicht mehr eingefallen.«
    »Wenn Dixon seine Schwester gemocht hat, sollte er Ihnen dankbar sein. In Texas hätte sie die Giftspritze kriegen können«, sagte der Sheriff.
    Als ich nichts erwiderte, sagte er: »Wäre sie womöglich davongekommen, wenn sie sich nicht
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