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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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wirbelte erneut herum, keilte mit dem Fuß nach hinten aus, und diesmal war ich mir sicher, dass ich Knochen oder Zähne knacken hörte.
    Der Biker lag jetzt am Boden, und ich sah das Blut und den Speichel um seinen Mund. Doch der Schmerz und die scheußliche Verletzung machten ihm am wenigsten zu schaffen. Er war am Ersticken.
    »Aus dem Weg!«, hörte ich Cleo hinter mir sagen. Dannkniete sie neben dem Biker, drückte mit einem Löffel seine Zunge herunter, griff ihm in den Rachen und zog ein Stück der zerbrochenen Brücke aus seiner Luftröhre.
    Ich ging hinaus, an den geparkten Harleys vorbei, und holte das Holster mit L. Q. Navarros blau-schwarzem .45er aus dem Campingaufsatz hinten auf meinem Pick-up. Ich ließ den Revolver auf den Vordersitz fallen und wartete auf die Deputy-Sheriffs und die Sanitäter, die jeden Moment eintreffen mussten. Der Himmel war schwarz, rundum ragten steile Berge auf, und die Bäume leuchteten mit einem Mal fahlgrün auf, als ein Blitz zwischen den Wolken zuckte. Unten auf dem Highway sah ich das rote Blinklicht eines Krankenwagens, der im wirbelnden Regen auf mich zuhielt.
    An einem Telefonmast hing ein durchweichtes, vom Wind zerfetztes Werbeplakat für ein Rodeo in Stevensville, unten im Bitterroot Valley. Auf dem Poster war ein Foto von einem Rodeoclown abgedruckt, der einen Bullen ablenkte, dessen Reiter gerade an die Bande geworfen worden war. Aus irgendeinem Grund ging mir das absonderliche Bild von dem zu Hilfe eilenden Clown mit seiner Vagabundenkleidung und dem mit Hörnern bestückten Derbyhut nicht mehr aus dem Kopf.

4. KAPITEL
    Zwei Tage später fuhr ich westlich von Missoula an der Feuerspringerschule des U. S. Forest Service vorbei, dann eine steile Steigung zwischen bewaldeten Bergen hinauf und in ein langes, rundum von weiteren Bergen gesäumtes grünes Tal. Ich schaute auf die Karte, die Doc für mich gezeichnet hatte, überquerte den Jocko River und folgte einem unbefestigtenFahrweg, der zwischen zwei kahlen Hügeln zum Tor von Cleo Lonnigans Anwesen führte.
    Die Morgenluft war immer noch kalt. Rauch stieg aus dem steinernen Schornstein ihres Hauses, und neben einer Scheune, deren Seitenwand nass vom schmelzenden Reif war, standen Pferde in der Sonne.
    Ich ging auf die Veranda, klopfte an die Tür und nahm den Hut ab, als sie öffnete.
    »Ich wollte mich für mein ungehöriges Verhalten entschuldigen, als Sie mir von Ihrem Verlust berichteten. Doc hat mir später alles erzählt«, sagte ich.
    »Deswegen sind Sie eigens hierher gefahren?«, fragte sie.
    »Mehr oder weniger.«
    An der Tür war kein Fliegengitter. Sie stand vielleicht einen halben Schritt vor mir, hatte mich aber nicht hineingebeten, was mich in eine umso peinlichere Situation brachte.
    »Wie geht’s Doc?«, fragte sie.
    »Der Biker hat keine Anzeige erstattet, daher haben die Cops Doc laufen lassen. Ich nehme an, hier draußen gehört es einfach zu einem gelungenen Abend, dass man eins auf die Schnauze kriegt.«
    »In Montana werden Pazifisten etwa ebenso geachtet wie Vegetarier und Leute, die sich für die Rechte von Schwulen einsetzen«, sagte sie.
    »Sie haben diesem Biker das Leben gerettet«, sagte ich.
    Sie schaute mich an, ohne etwas zu erwidern, als wollte sie ergründen, was ich mit meinen Worten bezweckte oder erreichen wollte.
    Ich setzte meinen Stetson auf und blickte mich um, schaute zu der von der Sonne beschienenen Weide und den Pferden, die aus einem von Espen und Pappeln gesäumten Bachlauf tranken.
    »Darf ich Sie zum Frühstück in die Stadt mitnehmen?«, fragte ich.
    »Doc sagt, Sie waren Texas Ranger.«
    »Ja, bevor ich verletzt wurde. Ich habe als Stadtpolizist in Houston angefangen.«
    Sie schien an mir vorbeizublicken, in die Ferne. »Ich habe Kaffee auf dem Herd stehen«, sagte sie.
    Ihr Haus war aus gefirnisstem Kiefernholz gebaut und hatte große Fenster mit Blick auf die umliegenden Berge. Die Innenräume waren rustikal, mit einer hohen, scheunendachartigen Decke, massiven Holzmöbeln und hölzernen Haken für Hüte und Mäntel an den Wänden. In der Küche angekommen, nahm sie eine weiße Tasse und goss mir Kaffee ein. Hinter dem Haus weideten zwei Lamas auf einer Koppel, die bis auf den blanken Boden abgegrast war, und weiter oben, auf einem Hügel, der noch mit goldenem Wintergras überwuchert war, stand eine Weißwedelhirschkuh mit zwei Kälbern am Rande eines dunkelgrünen Douglasiengehölzes.
    »Stehen Sie und Doc sich sehr nahe?«, sagte ich mit bewusst
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