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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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Vier Jungen trugen ihr Meisterstück auf einer Trage hinter ihr her. Die tatsächliche Glasarbeit war in einem lederbedeckten Kasten verborgen, in schützende Falten Samt gebettet. Rani hatte sie selbst hineingegeben, während sie rasch ein Gebet an Clain gemurmelt hatte, darauf gewartet hatte, dass die Erinnerung an kobaltblaues Licht hinter ihren geschlossenen Augen aufflammte.
    Hal wartete auf dem Podest auf sie, und Rani betrachtete sein Gesicht beinahe traurig. Sie erinnerte sich an die Zeit, als er ein schmächtiger Jugendlicher gewesen war, als er als der Inquisitor des Königs neben seinem Vater gestanden hatte. Damals hatte er sie befragt, hatte sie gezwungen, die Wahrheit zu sagen, die in ihrem Herzen, in ihrer Hand brannte.
    Er hatte sie vollkommen unwissentlich auf den Weg der vergangenen acht Jahre gebracht, denn er hatte der Gefolgschaft Macht zugestanden. Hal hatte die schwarz gewandeten Gefolgsleute willkommen geheißen, dankbar für ihr Bündnis gegen ein Nest von Mördern. Wie anders wären die Dinge verlaufen, wenn sich Morenia nicht auf die Gefolgschaft verlassen hätte? Wäre Hals Gesicht dann frei von all diesen Sorgenfalten?
    Rani verdrängte die Fragen. Sie hatte der Gefolgschaft vertraut, die in einer schwierigen Zeit Frieden und Stabilität zu versprechen schien. Selbst jetzt äußerten die überlebenden Mitglieder aus ihren Gefängniszellen edle Worte. Dartulamino durfte keine Besucher empfangen, so glatt kamen die Lügen über seine Lippen und so scharfsinnig waren seine Argumente. Glair war in eine Einzelzelle gebracht worden, damit sie keine neuen Verbündeten versammeln konnte, damit sie keine neuen Waffen gegen ihren König und das Königreich schmieden konnte. Es würden für sie alle Verhandlungen stattfinden, für Dartulamino und Glair und all die Gefolgsleute, die sich in dem runden Raum unter der Kathedrale versammelt hatten.
    Die Gefängniszellen quollen über, von Mitgliedern der Gefolgschaft, von briantanischen Priestern, die auf den Straßen gefangen genommen worden waren, und von Liantinern, welche die Docks am Hafen durchstreift hatten. Hal hatte bereits lange Verhandlungen mit dem geschwächten König von Brianta geführt. Er hatte Teheboth Donnerspeer, mit dem er einst Frieden hielt, harsche Forderungen gestellt.
    Botschafter hatten die Hauptstraßen bereist, mit Geschenken für Morenia und mit Versprechen zukünftigen Wohlstands. Teheboth, der niemals davor zurückschreckte, zur Erreichung seiner Ziele Blut zu vergießen, hatte Hal ein grausiges Geschenk in Form eines halben Dutzends Köpfe geschickt, alles Anführer der liantinischen Gefolgschaft.
    Rani hatte die geschwärzten, stinkenden Dinger betrachtet, und das Herz hatte sich in ihrer Brust verkrampft. Crestman hatte diese Leute gekannt. Er hatte sie ins Zelt der Gefolgschaft gebracht. Er hatte sie aus einem Leben hoffnungsloser Sklaverei in die Kriegsmaschinerie gelockt.
    Crestman. Er verrottete jetzt in der Erde. Hal hatte ihm einen Scheiterhaufen verweigert, hatte sich geweigert anzuerkennen, dass der Mann einst ein geschätzter Hauptmann im morenianischen Heer gewesen war. Rani hatte zunächst Einwände erheben wollen, aber ihr Herz war verhärtet, wenn sie an den kleinen Laranifarso dachte, an Marekanoran, den sie nie kennen gelernt hatte, sogar an Mareka. Nein, Crestman würde verrotten, als könnte diese Schmach die Fehler eines armselig gelebten Lebens vielleicht wiedergutmachen.
    Es hatte jedoch andere Scheiterhaufen gegeben, für all die Männer, die auf der Ebene gestorben waren, für all die treuen Morenianer und Sarmonianer, die ihr Leben gegeben hatten, um Moren zu befreien. Hal hatte jeden einzelnen bezeugt, gemeinsam mit König Hamid, der in seiner geschickt geschneiderten Kleidung pfeilgerade dagestanden hatte.
    Als die letzte Asche abgekühlt war, war Hamid jedoch in sein Heimatland zurückgekehrt. Er hatte nicht gewagt, noch länger im Norden zu bleiben. Wie erwartet, hatten seine Wahlmänner einen neuen König gefordert. Gerade jetzt berieten Sarmonias Landbesitzer über potentielle Monarchen, stritten über die Verdienste und Beeinträchtigungen verschiedener Männer. Es hieß, Hamid ritte durch sein Land und unterstütze seine Befürworter.
    Er könnte seine Krone wiedererlangen. Er könnte wieder auf seinen Thron gewählt werden. Und selbst wenn nicht, dann befähigten ihn seine Reisen, die Gefolgschaft auszurotten, die verräterischen Wahlmänner zu offenbaren, die sich gegen ihn gewendet
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