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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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Nachmittag treffen«, sagte er mit einer Stimme, die nur für ihre Ohren bestimmt war. »Du kannst damit beginnen, über die Pläne zum Wiederaufbau des Gildehauses zu sprechen. Er schlägt die Nordwestecke des Bergfrieds vor. Er sagte, dass du so den besten Zugang zum Licht hättest.«
    Sie war so bestürzt, dass sie vergaß, ihn mit einem Titel zu belegen. »Wir haben bereits Land! Wir werden auf dem alten Gelände wiederaufbauen!«
    »Auf Land, das mit Salz bestreut wurde? Auf Land, das so viele schmerzliche Erinnerungen birgt?«
    Sie senkte, wider Willen und trotz der Freude dieses Tages, den Blick. Es war immerhin ihr Fehler, dass das alte Gildehaus so gründlich vernichtet wurde.
    Hals Finger lagen sanft um ihr Kinn, und sie konnte der Geste nicht widerstehen. Sie sah ihm in die Augen. »Dies ist eine Zeit des Neubeginns, Ranita Glasmalerin. Wir werden nicht zum Leid der Vergangenheit zurückkehren.« Er trat einen Schritt näher heran, als wäre er sich der bevölkerten Kathedrale nicht bewusst, als könnte er den Jubel und die Rufe eines dankbaren Volkes nicht hören. »Wir haben beide Fehler gemacht, Rani. Wir haben beide gehandelt, ohne nachzudenken, und den Preis für unsere Eingebungen bezahlt. Willst du diese Irrtümer beiseiteschieben? Willst du unser restliches Leben lang an meiner Seite stehen?«
    Rani hörte die Worte mit ihren Ohren, aber sie konnte mit dem Herzen keinen Sinn darin erkennen. »Ich…«, begann sie, konnte aber keine Antwort finden. »Hal…«, begann sie erneut, verlor aber den Faden, bevor sie auch nur seinen vollen Namen aussprechen konnte. »Wir können nicht zusammen sein«, zwang sie sich schließlich zu sagen. »Du bist der König ganz Morenias, und ich bin nur eine Händlertochter.«
    »Du bist eine Händlerin und eine Gildefrau. Du warst Soldatin und Unberührbare. Du hast über acht Jahre lang als Adlige in meinem Palast gelebt. Die alten Ordnungen sind zerfallen. Sie sind fort, wie die Feinde, die unsere Straßen besetzten, die Feinde, die du mit der Macht deines Glaubens, mit der Kraft deiner Überzeugungen vertrieben hast. Wer bin ich, dass ich mich gegen diese Macht stellen wollte?«
    Sie versuchte zu glauben, dass er die Worte sprach, versuchte zu verstehen, dass er all das anbot, was sie jemals gewollt hatte, mehr, als sie jemals erhofft hatte. »Es wird nicht leicht werden, Mylord«, sagte sie. »Es wird Konsequenzen haben.«
    »Alles hat Konsequenzen!« Bevor sie ihn aufhalten konnte, bevor sie auch nur erkannte, was er dachte, überbrückte er den Abstand zwischen ihnen. Sie sah ihn sich näherbeugen, roch die süße Seife der königlichen Bäder auf seinen Wangen, und dann spürte sie, wie seine Lippen ihre streiften, federleicht, aber voller Versprechen. »Ich brauche dich, Rani Händlerin. Ich brauche dich an meiner Seite. Du vertreibst die Stimmen, du hältst die Geister in Schach. Versprich mir, dass du mich niemals verlassen wirst. Versprich mir, dass du meine Königin sein wirst.«
    Die Menge hinter ihnen war in Schweigen verfallen. Sie spürte den Druck Tausender Augen in ihrem Rücken, die Macht von tausend fragenden Gesichtern. Hal beugte sich jedoch herab und küsste sie erneut, küsste sie mit einer Leidenschaft, die kraftvoller ihr Rückgrat hinabdrang als der reißende Hypnosestrom. »Ich verspreche es«, flüsterte sie, als er sich zurückzog. »Ich verspreche, dass ich bleiben werde.«
    Sie sah Tränen in seine Augen treten sowie aufwallende Freude, die sein Gesicht erhellte. Sie spürte seine Finger fest auf ihrem Arm, als er sie wieder der Menge zuwandte. Sie hörte die atemlose Stille und dann das heftige Klatschen, als Farso die Hände zusammenschlug, die Bewegung wiederholte, zweimal, dreimal, viermal, bis die gesamte Menschenmenge in seinen Applaus einfiel.
    Rani blickte über die Kathedrale hinweg, blickte das lange Hauptschiff hinab. Jemand hatte die wuchtigen, hölzernen Türen geöffnet, so dass nun das spätherbstliche Licht den Mittelgang überflutete. Nur einen Augenblick lang erinnerte sie sich, dass ihr Bruder einst vor diesen Türen auf sie gewartet hatte, Bardo, den sie mit der einfachen Kraft eines Kindes geliebt hatte.
    Sie blinzelte, als erwarte sie, dass die Vergangenheit in die Kathedrale stolzierte. Natürlich erschien kein Bardo. Er war schon lange tot, den Fehlern ihrer Vergangenheit überlassen.
    Ein Schatten verdichtete sich jedoch in dem Sonnenstrahl, dünn und geschmeidig. Rani konnte gerade so das kurz geschnittene Haar
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