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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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wie die Tausend über das Schlachtfeld an Morens Toren gewogt waren. Viele sagten, die Erde habe sich bewegt, es habe ein Erdbeben stattgefunden, aber nicht mehr. Einige sagten, dass briantanische Fanatiker Geschichten über die Götter erzählt hätten, dass die eindringenden Soldaten die Gegenwart der Tausend erfunden hätten, um ihre jähe Niederlage einer Streitmacht gegenüber zu erklären, die nur einen Bruchteil ihrer Größe aufwies.
    Rani ließ die Geschichten um sich herum entstehen. Sie ließ die Gerüchte verblassen. Sie hatte andere Missionen zu erfüllen, andere Ziele zu erreichen. Nun, während Tovin zusah, griff sie nach ihrer nächstgelegenen Diamantklinge. »Ich weiß, dass ich eine neue brauchen werde, um die kleinsten Stücke zu schneiden.«
    »Natürlich weißt du das.« Seine Stimme klang gleichmütig, so fest, wie sie gewesen war, als er zum ersten Mal zu ihr in den Turmraum gekommen war. »Du weißt genau, was du tust. Du brauchst mich hier nicht.«
    »Doch.« Sie strich sich mit dem Handrücken eine entwischte Strähne aus dem Gesicht. »Ich brauche einen Meister, der meinen Entwurf anerkennt, und du kommst dem in diesem Land am nächsten.«
    Tovin antwortete ihr sanfter, als ihre abweisenden Worte rechtfertigten. »Das wird die Gilde nicht zufriedenstellen, weißt du. Das wird den Anforderungen deines Meister Parion niemals genügen.«
    Rani legte die Diamantklinge auf den Tisch. Sie hatte dieses Gespräch seit Tagen, seit Wochen, die ganzen langen zwei Monate seit Morens Wiedereroberung gemieden. Es war jedoch an der Zeit. Wenn sie ihre Gilde in Morenia neu errichten wollte, musste sie sich ihren uralten Ängsten stellen.
    Sie prüfte die Worte in ihrem Kopf, bevor sie sie laut aussprach. »Ich messe mich nicht mehr nach Meister Parions Regeln.«
    Tovin nickte, als hätte er diese Worte von ihr erwartet. »Du vielleicht nicht. Aber andere werden es tun. Andere werden stets behaupten, du stündest außerhalb der Gilde, du verdientest die Aufträge nicht, die du erhältst.«
    »Einige der anderen wollten mich töten, Tovin.« Ihre Stimme klang ruhig. Sie hatte sich ihren Ängsten gestellt. »Einige jener anderen haben mich in Brianta zu vergiften versucht, um mich zu vernichten, bevor ich eine Chance hätte, mein Meisterstück zu vollenden.«
    Er nickte nur. Sie hatten niemals offen über Ranis grausame Behandlung in den Händen ihrer Gilde gesprochen, darüber, wie Parion seine persönliche Rache ausgeführt hatte. Rani seufzte und versuchte, die Gedanken zu ordnen, die in ihrem Geist umherwirbelten, den Drang zu erklären, ihre Gilde wiederaufzubauen.
    »Dies ist das Ende des Kreises, Tovin. Dies ist der letzte Bogen. Ich habe die Glasmalergilde zerstört, als ich ein Kind war, als ich kaum wusste, was ich tat. Ich dachte, ich könnte dieses Unrecht wiedergutmachen, als Hal zustimmte, mir Land und Stein zu gewähren, um ein neues Gildehaus zu bauen. Ich dachte, ich wäre bereit zum Wiederaufbau, als ich mein Gewerbe in Brianta erlernte. Ich dachte, ich könnte alles auslöschen, was ich getan hatte, indem ich mir Können aneignete.
    All diese Handlungen waren jedoch nur dazu gedacht, mich akzeptieren zu lassen, was geschehen war. All diese Handlungen sollten meinen Geist erleichtern. Selbst mein Meisterstück in Brianta, mein Paneel des Seidengottes, betraf mich, mein Leben, das, was ich vollbracht hatte, indem ich die Spinnen aus Liantine geholt hatte.
    Nun handele ich jedoch für andere. Nun handele ich, um der Gilde ihre frühere Macht zurückzuerobern, ihre ruhmreiche und angesehene Position unter all den anderen morenianischen Gilden. Mit dem Meisterstück, das ich nun plane, kann ich zurückgeben, was ich einst nahm.«
    Tovin schüttelte den Kopf, wobei ein kleines Lächeln seine Lippen kräuselte. Der Ausdruck überraschte sie – es schien der Ausdruck eines älteren Mannes zu sein, eines Vaters oder eines Großvaters. Der Gaukler deutete auf ihren Werktisch. »Ich verstehe deine Gedanken, Ranita«, sagte er sanft. »Ich kann nicht behaupten, dass ich mit ihnen übereinstimme. Ich kann nicht behaupten, dass du eine bessere Glasmalerin sein wirst, wenn du dieses Projekt beendest. Ich kann nicht behaupten, dass Gildeleute aus allen fünf Königreichen von deinem Meisterstück hören und sich in Scharen versammeln werden, um sich dir anzuschließen. Aber ich verstehe, dass du dies tust, um vergangene Fehler wiedergutzumachen, dass du jetzt handelst, um den letzten Rest dessen
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