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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
Autoren: Mindy L. Klasky
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zurück und brüllte: »Zu mir, Briantaner! Zu allem, was in diesem Haus der Götter heilig ist! Zu mir!«
    Hals treue Truppen waren einen Herzschlag lang vor Schreck wie erstarrt. Dann glitten Schwerter aus Scheiden. Lanzen wurden gezückt. Streitäxte wurden an Schultern gehoben, Pfeile in Bogen eingelegt.
    Dartulamino warf seine grünen Priestergewänder zurück und offenbarte einen schweren Kettenpanzer. Der Mann hatte niemals erwartet, im Haus der Tausend Götter zu verhandeln. Er hatte niemals erwartet, einen Frieden mit seinem König zu erreichen. Dartulamino hob die Hände und begann, die Götter anzurufen, die Zehnergruppen ihrer Namen zu intonieren, als würden die Silben allein ihn mit Macht erfüllen.
    Ranis Geist war von der Gegenwart der Götter erfüllt. Ihre Sinne wurden von den Bildern und Klängen, Berührungen und Geschmäckern, von zahllosen Gerüchen überwältigt. Wie hatte Berylina dies ertragen? Wie hatte sich die Prinzessin der endlosen Huldigung unterworfen? Wie hatte sie sich den Tausend ergeben, ihrer sich stets verändernden, umherwirbelnden Ausstrahlung?
    Rani schloss die Augen vor der Übelkeit erregenden Phalanx. Ihre Knie gaben nach, und sie atmete schnell und scharf, als wäre sie durch die ganze Stadt gelaufen.
    »Komm mit!« Plötzlich war da eine starke Hand unter ihrem Arm, zog sie hoch, so dass wieder Luft in ihre Lungen gezwungen wurde. Sie öffnete die Augen und blinzelte heftig, zwang sich, Mair deutlich zu sehen. »Wir sollten hier besser verschwinden.«
    »Mair…« Rani rang nach Worten.
    »Ja, und Laranifarso auch.« Das Mädchen deutete auf ihr Seidentuch. »Wir kamen, um dir zu helfen, da du dir anscheinend nicht selbst helfen kannst.«
    »Helfen?«, fragte Rani unverständig. Die Schlacht brodelte in der Kathedrale hinter ihr. Entsetzliche Flüche halten vom steinernen Gerüst der Kathedrale wider. Als Rani einen raschen Blick über eine Schulter warf, sah sie einen der Briantaner an einer Seitenkapelle vorbeistolpern und einen kunstvollen Vorhang herunterziehen, der Lor, den Gott der Seide ehren sollte.
    »Ja, Rai. Lar is’ klug. Er wusste, dass es Ärger geben würde. Er sagte mir, ich sollte darauf gefasst sein.«
    »Wie könnte er…«, wollte Rani protestieren, und dann betrachtete sie das Stück schwarze Seide und verstummte. Mair war wahnsinnig. Sie war es schon, seit sie aus Brianta zurückgekehrt waren. Welche Phantasien auch immer ihr gebrochener Geist ersann, welche Träume auch immer sie nun umsetzte…
    »Streit nich’ mit mir, Rai.« Die Unberührbaren-Frau klang gewiss vernünftig, so gesund wie eh und je. »Du wirst tun, was ich sag, dann wirste den Tag vielleicht überleben.«
    Ein heftiges Rasseln zwang Rani, sich hastig umzuwenden, und sie sah Reihen von Kandelabern zu Boden stürzen, Opfer an Tren herabsegeln. Soldaten sprangen von brennenden Dochten zurück. Einer der Briantaner, an dem übergroßen Tausendspitzigen Stern an seiner Brust erkennbar, nahm einen Ständer mit scharfer Spitze hoch und sprang in eine Ansammlung morenianischer Soldaten hinein. Er wurde niedergestreckt, sein Blut über den dem Gott der Kerzen geweihten Altar versprüht.
    Mair lachte, und ihr kaltes Frohlocken war erschreckender als alles andere, was sie in der langen Zeit ihres Wahnsinns gesagt oder getan hatte. »Biste also dabei, Rai? Biste dabei, oder willste hierbleiben und getötet werden?«
    Ein weiterer Briantaner sprang in eine Gruppe Soldaten hinein, die Hal treu ergeben waren, und heftige Schläge hallten von den Schilden wider. Flüche erklangen in der Kathedrale, und der Wind, der durch die zerschmetterte Tür strich, trug den Übelkeit erregenden Gestank von Eingeweiden mit sich.
    »Ich bin dabei«, sagte Rani und sah das siegreiche Schimmern in Mairs Augen.
    Das Unberührbaren-Mädchen nickte einmal, und dann sprang sie an dem Podest vorbei. Rani hätte dort nie Schutz gesucht, fern von den Türen, fern von der Stadt, fern von einer Fluchtmöglichkeit. Mair lief jedoch voran, als hätte sie einen Plan, als hätte sie ein Ziel. Sie bewegte sich sicherer als seit Monaten.
    Rani beobachtete, wie ihre Freundin voranging, und dann rief sie: »Sire!«
    Es war ein Zeichen ihrer gegenseitigen Zuneigung, dass Hal auf ihren Ruf hin aufschaute. Er zögerte nicht, auf den Befehlston ihres einen Wortes zu reagieren. Er vertraute ihr, selbst mitten in Verrat und Chaos. Auf dem Schlachtfeld der Kathedrale sah sie ihn ihre Geste ermessen. Sie beobachtete, wie er den Kopf
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