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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition)
Autoren: Doris Niespor
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Küche war aufgeräumter als früher.
    “Anna.”
    Jans Mutter, die Marktfrau Hannah, sah noch genauso aus, wie Anna sie in Erinnerung hatte. “Setz dich doch!”
    Hanna h bot ihr in ihrem eigenen Haus einen Platz an?
    “Ich stehe lieber, danke. Wie ihr wisst, ist fast ein Jahr vergangen, seit der Meister gestorben ist.”
    Hannah erhob sich erregt vom Hocker und unterbrach sie hastig. “Ich verstehe deine Sorgen, und ich habe eine Lösung. Auch wenn die Zunft nicht erlaubt, dass du als Witwe länger als ein Jahr den Betrieb des Meisters fortführst, muss die Schneiderei nicht an den ältesten Gesellen gehen. Ich kann Dietrich auch nicht leiden. Es wäre doch zu beiderseitigem Nutzen, wenn du Jan heiratest. Er ist auch Geselle, kann lesen und schreiben, und ihr könntet die Werkstatt zusammen führen.”
    Anna lachte laut. Daher wehte der Wind. Erst als sie Jans hochroten Kopf s ah, wurde sie wieder ernst.
    “Das ist nicht nötig.” Sie öffnete die Mappe, holte die Urkunde hervor und legte sie ihm vor.
    Jan keuchte. “Da steht Meisterin Anna Spierl .”
    “So ist es. Ich bin selbst Meisterin. Ich muss also niemanden heiraten, um meine Gewandschneiderei weiterzuführen.”
    Mit offenem Mund ließ sich Hannah auf den Hocker zurücksinken. Jans Gesichtsfarbe wechselte von Rot zu Weiß, er schluckte und streckte ihr dann die Hand hin. “Glückwunsch.”
    Anna nickte dankend. “Ich habe dem Meister versprochen, dich als Gesellen zu behalten.” Jan atmete auf, seine Mutter ebenfalls. “Aber ich will mich noch nicht auf Dauer hier niederlassen. Ich werde den Kaiser auf seinen Reisen begleiten, nicht nur in Deutschland, auch in Italien und anderswo. Ich werde selten hier sein. Wenn du die Schneiderei nach meinen Wünschen führst und den Vorrat gut gefüllt hältst, lasse ich dir ein Drittel der Einnahmen. Zusätzlich freie Wohnung für deine Familie.” Sie zwinkerte Hannah zu. „Vielleicht findest du eine andere Frau für ihn.”
    “Und wann kommst du für immer zurück?”, fragte Jans Mutter.
    “ Das weiß nur Gott” antwortete Anna.
     
    Die edlen Rappen zogen den wendigen Wagen mit dem Wappen des Kaisers aus der kleinen Gasse, fort von den Blicken der Leute, und brachten sie aus der Stadt hinaus. Der Regen ließ nach und hörte schließlich ganz auf.
    An einem Brunnen machte der Fahrer halt und tränkte die Pferde.
    Die Sonne schien auf die Amme und auf Annas Kind und brachte die blauen Augen ihrer kleinen Tochter zum Leuchten. Anna lehnte sich zurück und schaute in den Himmel.
    Marie hatte recht behalten.
    Anna sah die Wolken ziehen - und sie hatte keine Angst mehr.
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