Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition)
Autoren: Doris Niespor
Vom Netzwerk:
die Tür der Mädchen gestellt?“, fragte sie.
    “Damit uns keine r hier überrascht. Jede Frau hat ein Recht auf Schutz vor der Öffentlichkeit. Oder möchtest du, dass Petrus zu uns in den Zuber steigt?”
    Anna lachte leise. Das beschwingte Gefühl in ihrem Kopf hatte seit der Festveranstaltung nicht nachgelassen. Sie musste Alimah fragen, was dieser Trank enthalten hatte. Alle Schnüre und Nesteln waren gelöst, aber Anna mochte sich vor Friedrichs Augen nicht entkleiden.
    “Dreht E uch um!”, forderte sie mit spröder Stimme.
    Friedrich tat, wie ihm geheiß en, und Anna zog erst das Kleid, dann das Unterkleid über den Kopf und stieg über den Hocker in den Zuber. Wohlige Wärme umschloss sie bis unter die Achseln. Die Brandwunde schmerzte im warmen Wasser, sie legte den Arm auf den Rand des Zubers. Friedrich drehte sich um, die blauen Pantoffeln in der Hand. “Woher hast du die?”, fragte er.
    “Von Alimah.”
    “Ein teures Geschenk für eine Schneiderin, es sei denn …” Er rieb sich die Stirn und lachte. “Alimah! Sie hat es noch vor mir gewusst.” Behutsam stellte er die bestickten Samtschuhe neben seine mit Rubinen, Smaragden und Perlen bestickten roten Hochzeitsschuhe. Er entkleidete sich und deutete darauf.
    “Die habe ich schon zur Krönung getragen. Wenn man etwas umsichtig behandelt, kann es lange halten” , sagte Friedrich leise.
    Er stand vor ihr am Zuber, nackt, und nässte ein Leintuch in dem Wasser. Sanft strich er Anna über den Nacken, die Schulte rn und den Ansatz ihrer Brüste.
    „ Darf ich dein Haar lösen?“, fragte er.
    “Lieber nicht, es riecht sicher noch nach dem Brand”, wandte Anna ein.
    “Ich wasche es dir.” Ohne ihre Widerworte gelten zu lassen, zog ihr Friedrich die Nadel aus der Haarspange und löste die Flechten.
    “Hell wie die Sonne Italiens, das mag ich so an dir.” Er schäumte ihr das Haar mit Seife ein. Der leichte Duft von Rosen mischte sich mit Friedrichs Geruch und den unbestimmten, süßen Ausdünstungen des Badewassers. Anna schloss die Augen.
    “Und was magst du an mir?” , forschte er.
    “Deine blauen Augen” , flüsterte Anna. Sie lehnte sich zurück und überließ sich zögernd seinen kundigen Händen. “Es waren von Anfang an deine Augen.”
     
Epilog
     
    Anna strich der kleinen Friederike auf dem Arm der Amme noch einmal über den zarten kupfernen Flaum am Kopf. Dann ergriff sie die lederne Dokumentenmappe, stieg aus dem Wagen und nickte dem Fahrer zu, der unter dem Verdeck vor dem leichten Sommerregen gut geschützt war.
    Das Haus sah noch aus wie im letzten Jahr, als sie es verlassen hatte. Nur die Klingel war neu. Sie betätigte sie und wartete. Als der Bote Jans Nachricht von Wiffis Tod überbracht hatte, die nur einen Tag nach dem Meister gestorben war, konnte sie erst stockend lesen. Elisabeth hatte ihr den Rest vorgetragen. Anna schämte sich ein wenig, aber sie war froh gewesen, dass Wiffi gestorben war. Ihr von der Hochzeit mit Meister Spierl zu berichten - nein, das hätte sie kaum fertiggebracht. Die Tür im ersten Stock öffnete sich, und Jan streckte den Kopf heraus.
    “ Der Meister ist nicht da. Habt Ihr einen Auftrag?”
    “Ich bin´s, Anna.”
    Jan starrte sie mit offenem Mund an. Sie nahm es ihm nicht übel. Es stimmte, sie hatte sich verändert. Die Kleidung, der Schmuck, die täglichen Bäder - Anna lächelte. “Lass die Leiter herunter!”
    Er schritt vor ihr durch den Flur. “Meine Mutter ist hier, sie geht mir zur Hand. Es stank schon wieder aus dem Keller, irgendjemand muss sich darum kümmern, wenn die Witwe so lange auf Reisen ist.” Der vertraute vorwurfsvolle Zug in seinem Gesicht.
    Anna verbiss sich das Lachen. Ein schüchternes Mädchen hockte im Flur und wusch einen rostfarbenen Fleck aus einem Leinentuch. Anna wusste , wie der Fleck entstanden war, die Kleine musste sich heftig gestochen und auf den Stoff geblutet haben.
    Jan schnä uzte sich. “Und eine Hilfe habe ich auch angestellt, damit du es gleich weißt. Die viele Arbeit wäre sonst kaum zu schaffen”, verteidigte er sich unaufgefordert.
    Anna bückte sich zu dem Mädchen h inunter, legte eine Hand auf dessen kalte Finger und wendete sie um. Der Einstich blutete immer noch.
    “Schon gut, das ist nicht weiter schlimm.” Sie zog das Mädchen auf die Füße. “Mach eine Pause, bis es nicht mehr blutet, dann arbeitest du weiter.”
    Die Näherin nicke, schaute aber fragend auf Jan. Erst als der gleichfalls nickte, lief sie nach oben. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher