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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition)
Autoren: Doris Niespor
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wichtiger war: Sie hatte die Tür zu Elisabeths Gemächern gut im Blick. Fröstelnd schlang Anna die Arme um die Knie.
    Da, sie kamen die Treppe h erauf. Petrus de Vinea tauchte als Erster am Absatz auf, gefolgt von Friedrich und Elisabeth. Die Wachen bezogen Stellung neben der Tür. Fünf Männer, zwei Geistliche, die Anna nicht kannte, und Elisabeths Zofen traten hinter den dreien in das Gemach der Kaiserin ein, um später den Vollzug der Ehe zu bezeugen. Friedrich wusste, was von ihm erwartet wurde, und Anna zweifelte nicht daran, dass er dazu bereit war. Elisabeth war schön und keineswegs halb tot wie Meister Spierl, und Friedrich war ein Mann in der Blüte seiner Jahre. Er würde seine Pflicht gewissenhaft erfüllen.
    Wie gewissenhaft, das war die Frage. Anna hatte sich sehr genau überlegt, wie herauszufinden war, ob neben Elisabeth noch ein Platz in Friedrichs Herzen frei war.
    Wenn er seiner Gemahlin während der ganzen Nacht beiwohnte, war alles verloren. Aber wenn er seine Pflicht erfüllte und danach seine eigenen Gemächer aufsuchte, würde sie bleiben - und versuchen, ihren Anteil an seinem Herzen zurückzugewinnen.
    Die Zeit dehnte sich wie ein e Brunnenschlange an einem heißen Mittag. Anna setzte sich auf, lehnte sich an die Wand, drehte sich um, stand auf, um kurz die kalten Waden vom Steinboden zu lösen, zog sich wieder in den Schatten zurück und wartete, wartete, wartete. Trotzdem hatte die Glocke der Kapelle unten erst einmal geschlagen, als sich die Tür öffnete und die Gesellschaft heraustrat.
    Teils vergnügt schwatzend, teils gähnend stiegen die Männer und Frauen die Treppe hinunter.
    Friedrich war nicht da bei, die Wachen standen reglos.
     
    Anna schaffte es noch, die Tränen zurückzuhalten, bis die Geräusche auf der Treppe verstummt waren. Dann barg sie das Gesicht in den Händen, schob sich ganz tief in den Schatten an der kalten Mauer und weinte.
    Eine warme Hand legte sich auf ihre Schulter. “Dachte ich´s mir doch, dass ich etwas gehört hatte.”
    Friedrich.
    Ein Schauder überlief Annas Körper.
    “Du zitterst ja. W arum sitzt du hier?” Er nahm ihre Hand und zog sie auf die Füße. “Das ist zu kalt, nachts auf dem Stein. Ich bin froh, dass du da bist - ich war nicht mehr sicher, ob dein Angebot noch gilt.”
    Anna schniefte und wischte sich die Tr änen von der Wange.
    Warum stand er so nah e? Sein Duft verwirrte sie, wie sollte sie da einen klaren Gedanken fassen?
    “Welches Angebot?” , fragte sie.
    “Die Rose.” Er lächelte verschmitzt. “Ich habe sie gleich ins Wasser stellen lassen, aber sie ist trotzdem verwelkt, weil dieser Tölpel sie zerbrochen hat te”, knurrte Friedrich leise.
    “Welcher Tölpel?” Er redete in Rätseln.
    Friedrich betrachtete sie forschend. “M`Ba überbrachte mir eine Rose von dir. Leider hatte er sie aus Versehen zerbrochen – auch wenn er es bestritt.” Er musterte Anna und wirkte auf einmal bestürzt. “Die Rose! Nicht er hatte sie geknickt - sondern du, nicht wahr?”, raunte Friedrich.
    Anna senkte den Kopf. “Ich wollte mich nicht zwischen Euch und die Kaiserin drängen. Außerdem mögt Ihr mich ohnehin nicht mehr, da ist es gleichgültig. Ihr wart heute so kalt zu mir.”
    “D ie Strafe war verdient, nachdem du mich so angeschwindelt hattest.” Er lachte leise, aber die Bitterkeit war nicht zu überhören. “Und jetzt zahle ich dafür. Schon gut, ich kann es vertragen, wenn eine Frau mir eine Absage erteilt, zumal ich dieses Schicksal in deinem Fall mit Neidhart von Reuental teile, dem die Weiber sonst in Scharen nachlaufen.” Zerknirscht ließ er die Schultern hängen.
    “So ist es nicht, ich will Euch ja …” Anna schlug sich die Hand auf den Mund. Friedrich trat näher und zog sie zu sich heran. “Ist das wahr?”
    Einen törichten Moment lang wollte Anna es noch abstreiten, dann dachte sie an all die Zeichen, die Gott ihr geschickt hatte, und nickte. Abermals überlief sie ein Schauder.
    “Du frierst.” Irrte sie sich, oder war seine Stimme noch dunkler geworden?
    “Komm, das Badewasser ist sicher noch warm.”
    Friedrich flüsterte den Wächtern etwas zu, und sie postierten sich vor der Tür einer der Tänzerinnen. Dann zog er Anna in den Baderaum, entzündete eine einzelne Kerze an einer der beiden Wandfackeln und stellte sie auf den Rand des Zubers. Milchig weiches Wasser füllte den riesigen Bottich. Anna tauchte eine Hand hinein, es war tatsächlich wohlig warm.
    “Warum habt Ihr E ure Wachen vor
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