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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4
Autoren: dtv
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schlug mit der Hand aufs Deck und ging bereits zur nächsten Frage über.
    »Und was hast du nun vor?«, erkundigte sie sich vorwurfsvoll.
    »Oh, wir haben einen Plan ausgetüftelt, der funktionieren müsste«, erwiderte HK verhalten.
    »Und welchen?«, fragte Katherine.
    Zu Hause hatte sich Katherine den Kopf darüber zerbrochen, ob sie es im nächsten Schuljahr, in der siebten Klasse, lieber als Cheerleader oder als Basketballerin versuchen sollte. Sie hatte getan, als ginge es um eine lebenswichtige Entscheidung, um die Chance, ihre wahre Identität zu wählen: Girlie oder Sportskanone?
    Jetzt wurde Jonas klar, dass ihre wahre Identität bereits feststand. Er sah ihre Zukunft genau vor sich: Sie würde Staatsanwältin werden, wenn sie erwachsen war. Sie hörte sich jetzt schon wie eine an.
    Und HK beantwortete ihre Fragen. Er tat es widerstandslos und fast unterwürfig, als stehe es Katherine zu, die Zügel in der Hand zu halten.
    »Lasst es mich erklären«, sagte er. »Gary und Hodge haben John Hudson nur ein bisschen vorschnell aus seiner Zeit gerissen, versteht ihr? Sie waren einfach schlampig.« Der Zorn in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Nur ein paar Stunden später, und sie hätten ihn ohne Probleme herausholen können, ohne jede Gefahr, die Zeit zu beschädigen.«
    »Und warum haben sie das nicht getan?«, fragte Jonas, der trotz allem neugierig war.
    »Weil es für Zeitreisende wesentlich einfacher ist, auf dem Deck eines mittelalterlichen Dreimasters zu landen statt in einem winzigen Ruderboot, das zwischen Eisschollen treibt«, erwiderte HK voller Verachtung. »Besonders, wenn sie faul sind.«
    »Aha«, sagte Jonas. Er konnte nachvollziehen, warum man den einfachen Weg wählte.
    »Also ist davon auszugehen, dass John Hudson in einem Ruderboot landet?«, fragte Katherine. »Im
Eis

    »Eine Meuterei ist im Anzug«, erklärte HK. »Es kann nur noch Sekunden dauern.«
    Unter Deck war ein Krachen zu hören. John Hudsons Marker richtete sich auf und lief zum Niedergang. Er spähte hinunter und glitt dann die eisigen Stufen hinab.
    Stille.
    »Soll der echte John Hudson dort unten irgendwas tun?«, fragte Jonas.
    »Nein, nein, er muss sich nur verstecken«, sagte HK. »Zusehen und abwarten. Bis   –«
    »Aber er ist nicht wirklich da!«, sagte Katherine mit Panik in der Stimme. »Er wird nicht in einem Ruderboot landen! Und was geschieht dann?«
    Katherines Panik war ansteckend. Jonas begann an all die schrecklichen Dinge zu denken, die passieren konnten, wenn John Hudson einen entscheidenden Punkt in seinem Leben verpasste: Die Zeit wird unwiderruflich beschädigt   … Ich bekomme nie wieder etwas zu essen   … Andrea und die anderen stecken für immer in der Vergangenheit fest   … Ach, Andrea

    »Keine Sorge!«, sagte HK scharf. »John Hudson mussnicht wirklich im Ruderboot sein. Es reicht, wenn seine Schiffskameraden
glauben
, dass er es ist!«
    »Und wie soll das funktionieren, wenn ihr den echten John Hudson nicht zurückbringen könnt?«, fragte Katherine.
    »Mit unserem brillanten Plan B«, sagte HK. »Jonas wird John Hudsons Rolle übernehmen.«

Vier
    Einen Moment lang verschlug es selbst Katherine die Sprache.
    Jonas dachte daran, wie John Hudsons Marker ausgesehen hatte, mit seiner wilden, ungekämmten Matte, den hohlen, narbenübersäten Wangen, den eingesunkenen Augen und den Zahnlücken. Zugegeben, auch Jonas hatte schon eine Weile nicht in den Spiegel geschaut, aber er bezweifelte, dass er so aussah.
    »Äh, ich bin kein guter Schauspieler«, sagte er, weil er sich dumm vorgekommen wäre, darauf hinzuweisen, dass er mit diesem grotesken John Hudson nicht die geringste Ähnlichkeit hatte, wenn es schon sonst niemandem auffiel. »Außerdem habe ich keine Ahnung, was ich sagen oder tun soll.«
    Es würde ganz anders sein als in den Epochen, die sie bereits besucht hatten. Dort waren ihre Freunde mit ihren Markern verschmolzen und hatten augenblicklich alle ihre Gedanken gekannt und gewusst, was zu tun war. Doch man konnte nur mit seinem eigenen Marker verschmelzen.
    »Das hat mit Schauspielerei nicht viel zu tun«, sagte HK. »Du wärst nur ein Lückenfüller. Eine Requisite. Du musst nichts weiter tun, als in der Nähe des Markers zu bleiben, wenn er die Treppe wieder heraufkommt. Das, was sich gleich abspielen wird, dreht sich einzig und allein um Henry Hudson. Nicht um seinen Sohn.«
    »Moment mal«, sagte Katherine. »Hast du nicht gesagt, dass eine
Meuterei
im Anzug
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