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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4
Autoren: dtv
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ist? Was ist, wenn jemand Jonas erschießt oder ersticht?«
    Daran hatte Jonas noch gar nicht gedacht. Er hörte sofort auf, sich darum zu sorgen, dass er ebenso scheußlich aussehen könnte wie John Hudson.
    »Sagen wir einfach, dass sein Kostüm sowohl kugelsicher als auch stichsicher sein wird«, sagte HK. »Seine Perücke und die Maske eingeschlossen.«
    Oh, ein Kostüm, dachte Jonas. Mit Perücke und Maske. Ja, natürlich.
    »Ich mache mit«, sagte er, unendlich erleichtert darüber, nur so tun zu müssen, als habe er eine wilde Matte, Frostbeulen, Pockennarben, Zahnlücken und ein widerlich zerklüftetes Gesicht.
    »Bist du verrückt?«, sagte Katherine. Jonas wusste nicht genau, ob sie damit ihn oder HK meinte.
    Katherine hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als Jonas spürte, wie sich ihm etwas Raues, Kratziges auf die Schultern legte. Er sah an sich herab und erblickte eine scheinbar exakte Kopie des schwarzen Umhangs, den John Hudsons Marker getragen hatte. Nein, das istkeine exakte Kopie, sagte sich Jonas. Nicht, wenn dieser Mantel kugelsicher ist. Sein Gesicht fühlte sich merkwürdig steif an, und als er es betastete, fühlte er tiefe Krater und gezackte Narbenränder. Aus einer schien sogar ein wenig Blut zu sickern.
    »Jonas?«, wisperte Katherine mit vor Schreck geweiteten Augen. »Bist du wirklich da drin?«
    »Na klar«, sagte Jonas, doch selbst seine Stimme hörte sich an, als gehöre sie John Hudson.
    »Wir haben eine Stimmmodulationssoftware in die Zahnprothese eingebaut«, erklärte HK. »Ganz schön raffiniert, was?«
    Jonas fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, die sich plötzlich schartig, schief und lückenhaft anfühlten, als habe man ihm gerade mit einer Art umgekehrten Zahnbehandlung das Gebiss ruiniert. Er begann zu würgen und musste gegen Übelkeit ankämpfen. Obwohl der wollene Umhang nur lose auf seinen Schultern lag, hatte er plötzlich das Gefühl, darunter zu ersticken. Er zerrte an seinem Gesicht und an den Haaren, um sich Maske und Perücke herunterzureißen. Sie bewegten sich keinen Millimeter.
    Jonas bekam keine Luft mehr. Er wand sich hin und her und versuchte verzweifelt, sich zu befreien.
    »Gib ihm eine Ohrfeige, Katherine!«, befahl HK. »Er wird hysterisch!«
    »Ich denke gar nicht dran!«, fauchte Katherine. »Nicht, wenn er solche Qualen leidet!« Sie schlang dieArme um ihren Bruder. »O Jonas, ich weiß, dass du da drin bist! Mach dir keine Sorgen, wir holen dich da raus! Ich hab dich lieb! Du bist der beste Bruder auf der ganzen Welt!«
    Das war so unglaublich kitschig, dass Jonas gar nicht anders konnte: Er musste einfach lachen.
    Vielleicht war es genau das, was er gebraucht hatte, denn als er zu lachen aufhörte, stellte er fest, dass er problemlos atmen konnte.
    »Kann ich das Kostüm behalten, wenn wir wieder nach Hause dürfen?«, fragte er HK.   Es war immer noch seltsam, zu hören, dass seine Stimme wie die eines anderen klang, doch jetzt gelang es ihm, seine Ängste in Schach zu halten. Jedenfalls im Moment. »Es wäre genial für Halloween! Schau dir nur an, wie leicht ich Katherine erschrecken konnte!«
    Er hob die Arme in Zombie-Frankenstein-Monstermanier: »Argghh!«
    Katherine schubste ihn weg.
    »Du bist so gemein!«, schimpfte sie. »Ich habe mir echt Sorgen um dich gemacht! Ich dachte, du hättest wirklich Angst.«
    »Ich doch nicht«, prahlte Jonas, obwohl es gelogen war. »Ich habe vor nichts Angst.«
    »Könntet ihr euch bitte
konzentrieren?
«, ermahnte sie HK. »Der Marker wird jeden Moment die Treppe heraufkommen. Zusammen mit ein paar anderen Leuten,
echten
Leuten.«
    »Dann musst du Katherine unsichtbar machen«, verlangte Jonas. Auch wenn er sie nach Strich und Faden aufzog, würde er sie nicht mitten in einer Meuterei zurücklassen, wo alle sie sehen konnten.
    »Das
versuche
ich ja«, sagte HK grimmig.
    »Was soll das heißen, du versuchst es?«, fragte Jonas.
    Unmittelbar darauf wurde Katherine so durchsichtig wie ein Marker. Jonas hatte schon öfter gesehen, wie seine Schwester, aber auch er selbst und andere, unsichtbar wurden. Trotzdem war es immer noch ein bizarrer Anblick. Er wusste, dass alle, die ins Jahr 1611 gehörten, durch Katherine hindurchsehen würden; die Mannschaft des Schiffes würde gar nicht wissen, dass sie da war. Nur Jonas als Zeitreisender war in der Lage, ihre verschwommenen Umrisse zu erkennen.
    Für ihn sah es aus, als hätte sie sich in Glas verwandelt.
    »Was ist mit dem Definator?«, fragte Katherine, weil
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