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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4
Autoren: dtv
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dieser immer noch für alle sichtbar auf dem Deck lag.
    »Ach ja, richtig«, sagte HK, der abgelenkt klang.
    Das Gerät schien einen Moment zu vibrieren, doch richtig unsichtbar wurde es nicht.
    »Ich schaffe es nicht«, sagte HK. »Schnell, Jonas, steck ihn in die Tasche.«
    Er schafft es nicht?, überlegte Jonas. Zuerst hatten sie John Hudson verloren und jetzt wird der Definator nicht unsichtbar   – was konnte noch alles schiefgehen?
    Für Fragen blieb ihm keine Zeit mehr. Jonas schnapptesich den Definator und schob ihn zusammen mit Andreas Bild unter den Umhang. Genau in dem Moment erschien der schwache Schein von John Hudsons Marker am oberen Ende des Niedergangs. Die Gestalt marschierte zielgerichtet auf eine Tür zu, die sich jenseits der Stelle befand, an der Jonas und Katherine saßen. Der Marker hob die Hand, als wollte er anklopfen.
    »Soll ich mich dort hinstellen und anklopfen?«, fragte Jonas. »Wenn ich seine Rolle spiele   …«
    Er war schon dabei, aufzustehen. Doch weiter kam er nicht. Es war schwer, auf dem rollenden Schiff das Gleichgewicht zu halten. Und er durchlebte einen weiteren Moment der Angst: Wenn er nun tatsächlich anklopfte und jemand machte die Tür auf? Was sollte er dann tun?
    »Stell dich dort drüben hin, aber klopfe auf keinen Fall an!«, flüsterte HK angespannt. »Der Marker wird gleich kneifen.«
    Tatsächlich war der Marker förmlich erstarrt und seine Hand verharrte in der Luft. Dann zog er sich zurück.
    Jonas bemerkte, dass sich die Lippen des Markers bewegten.
    »Was hat er gerade gesagt?«, fragte er.
    »Er hat gesagt, schlechte Neuigkeiten sind ihm stets zuwider. Ich bin mir nicht sicher   …«, flüsterte HK zurück.
    »Soll ich das für ihn sagen? Soll ich?«, fragte Jonas.
    »Nein, nein. Es hat ihn niemand hören können, also spielt es auch keine Rolle, was er sagt«, flüsterte HK.
    Das ist wie bei der Frage, ob es ein Geräusch gibt, wenn im Wald ein Baum umfällt, überlegte Jonas. Wen interessiert es schon, ob es ein Geräusch gibt oder nicht, wenn niemand den Baum fallen hört?
    Jonas fühlte sich ein wenig schwindlig und war sich nicht ganz sicher, ob seine Gedanken einen Sinn ergaben.
    Vorsichtig stellte er sich genau an die Stelle, die John Hudsons Marker einnahm. Verrückterweise war Katherine direkt hinter ihn getreten, so als müssten sie beide in die Konturen des Markers schlüpfen.
    Vielleicht hatte aber auch sie Angst.
    Hinter ihnen ertönte ein unterdrückter Schrei und sie fuhren beide herum. Soeben verschwand der Kopf eines Mannes im Niedergang.
    Jonas hatte keine Ahnung, was in dem Marker vorging   – er wusste selbst nicht, was er denken sollte. War der Mann auf der vereisten Treppe ausgerutscht oder hatte ihn jemand angegriffen?
    Verstohlen schlich der Marker auf den Niedergang zu, als wollte er nachschauen, was dem Mann zugestoßen war, ohne selbst gesehen zu werden. Noch nicht ganz im Takt mit den Bewegungen des Markers schob sich auch Jonas vorwärts.
    Ah, am besten versucht man es zwischen dem Rollen und Schaukeln. Ist der Wellengang eigentlich immerso stark?, fragte er sich, während er vorwärtstorkelte, um sein Gleichgewicht rang und dann weitertorkelte.
    Er erreichte das Ende des Niedergangs nur einen Sekundenbruchteil nach dem Marker und sah hinab in den   – wie sagte man dazu? Laderaum? Doch er konnte nicht recht erkennen, was geschehen war, weil sich seine Augen noch nicht an die Dunkelheit dort unten gewöhnt hatten. Er kniff sie zusammen und versuchte Konturen auszumachen.
    Dann hörte er über sich einen Schrei.
    »Nein! Sie werden meinen Bruder nicht schlagen! Pass auf, Jonas!«

Fünf
    Jonas wandte ruckartig den Kopf und sah einen riesigen Knüppel auf sich zukommen. Er war bereits zu nah, um ihm noch auszuweichen, doch Jonas versuchte es trotzdem. Er zog die Schultern ein, hob schützend die Arme über den Kopf, rollte sich nach rechts und   –
    Warum hat er mich noch nicht getroffen?
    Er merkte, dass er instinktiv die Augen zugemacht hatte, wagte es aber jetzt, eines ein wenig zu öffnen, während er sich gleichzeitig zur Seite rollte.
    Der Knüppel schwebte immer noch über ihm, allerdings befand sich Jonas nicht mehr direkt in seiner Bahn. Er rutschte noch weiter nach rechts. Der Knüppel verharrte in der Luft.
    Er bewegte sich nicht.
    »Was zum   –«, murmelte Jonas.
    Er raffte genug Mut zusammen, um sich aufzusetzen und zum Griffende des Knüppels zu schauen. Ein unbarmherzig dreinblickender Matrose hielt ihn
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