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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4
Autoren: dtv
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Skidmore, ein ganz normaler Junge, der von einer ganz normalen Familie adoptiert worden war.
    Nein, es war grauenhaft. Und Jonas’ Strategie bestand darin, möglichst nicht daran zu denken.
    Katherine, die nicht adoptiert war und die sich nie darum hatte sorgen müssen, jemand anderes zu sein als sie selbst, kannte solche Ängste nicht.
    Sie boxte ihm abermals gegen die Schulter.
    »Volltreffer, Jonas!«, rief sie. »Der Sohn eines großen Entdeckers!«
    »Du willst, dass er der Sohn von Henry Hudson ist?«, unterbrach HK ihren Jubel. »Der Sohn eines Entdeckers, dem die Geschichte nachsagt, er sei verrückt, monomanisch oder vielleicht auch nur grottenschlecht im Umgang mit Untergebenen gewesen?«
    »HK«, sagte Katherine gedämpft, als wollte sie nicht, dass Jonas sie hörte. »So was solltest du nicht sagen, wenn es sich wirklich um Jonas’ leiblichen Vater handelt.«
    »Was zum Glück nicht der Fall ist«, erwiderte HK trocken. »Jonas ist nicht John Hudson.«
    Jonas fühlte sich unendlich erleichtert. Auch sein Magen schien plötzlich wieder in Ordnung zu sein   … nur hungrig.
    Im Jahr 1600, erinnerte er sich, hatten sie nichts als Fisch gegessen. Jonas war noch nie ein großer Fan vonFisch gewesen, vor allem deshalb, weil er jede Menge davon essen konnte und eine Viertelstunde später trotzdem wieder hungrig war.
    Zeitreisen brachten zwar alles ziemlich durcheinander, doch er hatte tatsächlich das Gefühl, als hätte er vor elf Jahren das letzte Mal etwas gegessen.
    »Verrückt, monomani- oder was auch immer. Wen interessiert das schon!«, sagte er. »Was ich wissen will, ist, ob Henry Hudson haufenweise Essen auf seinem Schiff gebunkert hat.«
    HK lachte leise vor sich hin.
    »Ach, was hätte seine Geschichte für einen Verlauf nehmen können, wenn er das getan hätte«, sagte er.
    »Bitte!«, flehte Jonas. »Können wir etwas zu essen bekommen, bevor wir tun, was immer wir hier tun sollen? Ich bin am Verhungern!«
    »Nein, tut mir leid«, murmelte HK.   Obwohl seine Stimme aus dem Definator kam und es daher schwer zu sagen war, hatte Jonas den Eindruck, als blicke sich HK schuldbewusst nach allen Seiten um, so sehr veränderte sich die Lautstärke seiner Stimme.
    »Kannst du uns nicht einfach aus der Zeit holen, uns etwas essen lassen und uns dann wieder zurückbringen?«, schlug Katherine vor. Normalerweise machte sie sich gern darüber lustig, dass Jonas ständig Hunger hatte. Wenn sie ebenfalls um Essen bat, musste es wirklich dringend sein. »Oder uns etwas geben, das wir schnell verdrücken können, ohne Lärm zumachen? Wir hinterlassen schon keine Krümel, verspro-«
    »Nein!«, explodierte HK. »Und wir haben keine Zeit, um über Essen zu reden! Gleich wird alles anfangen!«
    Wieder begann Jonas’ Magen zu rebellieren. Doch das lag nicht nur am Hunger. Da war etwas in HKs Stimme   – als hätte er sogar noch mehr Angst als Jonas und Katherine. Und bildete sich Jonas das nur ein oder drang aus dem Definator nicht nur HKs Stimme, sondern auch, ganz schwach, das leise Heulen einer Sirene?
    »Was fängt gleich an?«, fragte Jonas herausfordernd. »Du musst es uns sagen.«
    »Wir haben keine Zeit mehr«, erwiderte HK angespannt. »Da! Seht ihr den Marker?«
    Auf einem Niedergang, der zum Deck heraufführte, erschien eine geisterhafte Gestalt. Ein schwaches Leuchten ging von ihr aus und erfüllte den Nebel um sich herum mit unheimlichem Licht.
    Jonas wusste, dass dies kein echter Geist war, genauso wenig wie der Definator ein echtes antikes Metallkästchen. Vor langer Zeit, auf ihrer ersten Reise durch die Zeit, hatte er gelernt, was Marker waren: mehr oder weniger durchsichtige Gestalten, die zeigten, was Leute getan hätten   – welchen Verlauf die Geschichte genommen hätte   –, wenn sich keine Zeitreisenden eingemischt hätten. Sie existierten nicht wirklich und waren nur für Zeitreisende sichtbar.
    Jonas fand Marker immer noch unheimlich. Undseine Erfahrungen aus dem Jahr 1600 hatten sein Misstrauen ihnen gegenüber noch verstärkt. Argwöhnisch beobachtete er die Gestalt.
    »Kommt nur der eine Marker die Treppe hoch?«, fragte Katherine mit kaum hörbarem Flüstern. »Oder sind da auch echte Menschen? Müssen wir uns verstecken?«
    »Zerbrecht euch darüber noch nicht den Kopf«, flüsterte HK zurück.
    Der Marker schwankte unsicher an die Seite des Schiffs. Es war schwer auszumachen, um wen es sich handeln könnte, denn er war in einen zerlumpten, dreckigen Umhang gehüllt. Dann beugte
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