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Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft
Autoren: Jason Dark
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»Bitte!« flüsterte sie. »Auch wenn es uns schwerfällt und ich selbst weiß, daß ich verdammt viel verlange, aber wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren. Wir müssen zusammenhalten. Nur dann können wir etwas erreichen!«
    »Was denn?« fragte Creel mit zittriger Stimme. »Was können wir denn noch schaffen?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Man wird uns fressen!« sagte Ricardo leise.
    Sady nickte, stimmte aber trotzdem nicht zu. »Aber nur, wenn wir uns fressen lassen.«
    »Du willst dich wehren?«
    »Ja!«
    »Gegen die Höllen-Gespenster?« hauchte Janina.
    »Auch das!«
    Sady hatte sich entschlossen, den Kampf aufzunehmen. Sie wollte nur noch die anderen überzeugen. Was immer auf sie zukam, es war am besten, wenn sie dicht beieinander blieben.
    »Kommen wir mal zur Sache«, sagte sie. »Was steht uns zur Verfügung?«
    »Nichts«, erwiderte Ricardo. »Wir haben keine Waffen, mit denen wir uns verteidigen könnten, schon gar nichts, was gegen irgendwelche Gespenster hilft.«
    »Aber wir haben Licht! Feuer, Streichhölzer, Feuerzeuge – oder etwa nicht?«
    Sadys Optimismus steckte die anderen an. Sie jubelten nicht, aber es war zu hören, wie sie aufatmeten.
    Ricardo holte sein Feuerzeug hervor. Er knipste es an. Die kleine Flamme tanzte in der Dunkelheit. Sie riß einen Streifen hinein, der unten seinen Anfang nahm und sich gegen die Decke drückte, wo er einen schmalen Kreis hinterließ.
    »Haben denn Gespenster Angst vor dem Licht oder dem Feuer?« fragte Janina leise.
    »Das hoffe ich.«
    »Und wohin?« Auch Creel hatte Licht gemacht. Allerdings besaß er Streichhölzer. Ein leichter Luftzug blies die Flamme wieder aus.
    Sady suchte ebenfalls nach ihrem Feuerzeug. Sie hatte es rasch gefunden. Die Flamme entstand, sie vereinigte sich mit der, die aus Ricardos Hand zu strömen schien.
    Das Licht war gut, das Licht tat ihnen gut. Sie holten tief Luft, und ihre Angst war ein wenig verschwunden. Sie hatten sich innerlich darauf eingestellt, es durchzuziehen. Sie wollten sich wehren, aber sie gingen trotzdem wie Walter in die unheimliche Tiefe der Gespenster-Gruft hinein, dichtgedrängt wie eine Herde Schafe.
    Sehr bald stellten sie fest, daß es hier unten nicht nur einen großen Raum gab, sondern eine regelrechte Anlage aus kleinen Verliesen, die allesamt miteinander verbunden waren, denn irgendwelche Türen oder geschlossene Hindernisse entdeckten sie nicht.
    Ihre Füße schabten über den Boden. Schleifende Geräusche hinterließen sie, und an sie mußten sich die Grufties erst gewöhnen.
    Manchmal verlöschten auch die Flammen, weil Sady und Ricardo ihre Feuerzeuge nicht mehr halten konnten und die Flammen dabei waren, ihre Daumenkuppen zu versengen.
    Dann zündete Creel seine Zündhölzer an. Er ging stets ein wenig vor, bückte sich dabei, und als dies zum viertenmal geschah, hörten die anderen drei Grufties seinen entsetzten Schrei.
    »Was ist?« Sady handelte als erste. Sie war blitzschnell neben Creel und faßte nach seinem Arm.
    Der Gruftie konnte in der Dunkelheit nur beschreiben und nichts zeigen.
    »Vor dir!« keuchte er. »Verdammt, vor dir!«
    Sady bückte sich. Sie zündete ihr Feuerzeug an und hatte es zufällig so gehalten, daß die Flamme über ein bestimmtes Gesicht hinwegstreichen konnte.
    Sie kannte es.
    »Himmel, das war doch der Totengräber!« ächzte Janina, drehte den Kopf weg und schüttelte ihn.
    Ja, er war es.
    Und er lag vor ihnen, regungslos, denn er war tot.
    »Diese Schweine!« keuchte Ricardo mehr weinend als sprechend.
    »Diese verfluchten Schweine.« Wen er damit meinte, wußte er selbst nicht, aber die Worte hatten einfach hinausgemußt.
    Sady blieb ruhig, beinahe eiskalt, obwohl es ihr mehr als schwerfiel. Sie bückte sich tiefer. Es war kein Masochismus bei ihr, aber sie wollte genau sehen, was die unbekannten Kräfte mit ihrem Freund, dem Totengräber, angestellt hatten. Er sah schlimm aus.
    Nicht allein deshalb, weil er sich bereits in einem Stadium der Verwesung befand – durch Gase war sein Körper aufgedunsen und die Haut teigig geworden –, nein, sie konnte im Licht der Flamme auch die zahlreichen, kleinen Wunden erkennen, die nicht allein sein Gesicht, sondern auch Teile seines Körpers wie ein Muster zeichneten. An vielen Stellen waren sie bereits zugewachsen, aber mit einer hellen Schorfkruste bedeckt. Am schlimmsten empfand Sady den Blick der Totenaugen. In diesen Sekunden wurde ihr plötzlich klar, daß sie, sollte sie je diese Gruft wieder lebend
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