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Die Gespenstergruft

Die Gespenstergruft

Titel: Die Gespenstergruft
Autoren: Jason Dark
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Heranschweben der unheimlichen Frau wurde vom Heulen und Jammern der anderen Wesen begleitet.
    Sie würde sich nicht mehr aufhalten lassen, sie wehte heran, und Walter spürte bereits die Kälte, die von ihr ausging.
    Sie hob vom Boden ab, kippte dann nach vorn.
    Das Messer schwebte über ihm.
    Vielleicht hätte er seinen Kopf nicht in den Nacken legen sollen, so aber präsentierte er ihr sein Gesicht, und es bildete eine ideale Zielfläche für die Waffe.
    War das der Tod?
    Er rechnete damit.
    Die weiße Frau stieß nicht zu. Sie wartete noch ab. Sekundenlang ließ sie den armen Mann in dieser teuflischen Schwebe. Das Warten kam ihm ebenfalls wie eine Folter vor, aber es lohnte sich, denn er hörte irgendwo aus dem Hintergrund der Gruft, versteckt in der tiefen Finsternis, ungewöhnliche Geräusche.
    Stimmen? Oder Schritte…?
    Das war nicht zu begreifen, das konnte nur eine Illusion sein. Er glaubte nicht daran, daß es Menschen waren, die die Gespenster-Gruft betreten hatten und daß diese Menschen womöglich gekommen waren, um ihn zu retten. Er mußte sich irren.
    Walter Cohn irrte sich nicht, denn auch die Gespenster reagierten.
    Zuerst die weiße Frau.
    Wäre Walter nicht so schwach gewesen, er hätte gejubelt, als er mitbekam, wie sich die Person vor ihm drehte und sich gleichzeitig auch zur Seite drehte.
    Sie wollte ihn nicht mehr…
    Walter sank in seiner Haltung zusammen. Aus seinem Mund mit den trockenen und rissigen Lippen drang ein leises Krächzen, ein Laut der Erleichterung, weil er hoffte, daß der Kelch des Todes noch einmal an ihm vorbeigezogen war.
    Jetzt hatten die Gruft-Gespenster ein anderes Ziel.
    Aber welches…?
    Die Zeit verstrich.
    Sekunden kamen ihm dabei wie Minuten vor, und dann bekam er eine gewisse Antwort.
    Plötzlich hörte er einen Schrei.
    Es blieb nicht bei dem einen, denn andere Rufe mischten sich mit in das Echo hinein.
    In diesem Augenblick wußte Walter Cohn, daß die Gespenster-Gruft abermals Besuch bekommen hatte…
    ***
    Sady war in die Tiefe hineingerutscht und hatte das Gefühl gehabt, von der Hölle mit offenen Armen empfangen zu werden. Sie hatte sich nach vorn geworfen, als sie Widerstand unter ihren Füßen spürte, war auf die Schulter gefallen und hatte sich abrollen können, um den anderen Grufties Platz zu schaffen, die den gleichen Weg nehmen würden.
    Um sie herum lag eine tintige Schwärze. Sie konnte überhaupt nichts mehr sehen, und selbst das Ende der Rutschbahn war nur schwach als graues Etwas zu erkennen. Als hätte jemand in die nach oben steigende Dunkelheit ein Rechteck hineingeschnitten.
    Sie zitterte, denn sie wußte sehr genau, daß in der Schwärze die Feinde lauerten. Sie würden sich erst dann zeigen, wann sie es für richtig hielten.
    Sady hörte Stimmen.
    Janina war noch oben, sie redete, aber was sie sagte, konnte Sady nicht verstehen.
    War sie die zweite?
    Ja, sie rutschte nach unten. Längst nicht so glatt und sicher wie Sady, denn sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick zur Seite kippen, und Sady mußte vorspringen, um sie zu halten, sonst wäre die vor Angst zitternde Janina zu hart auf den Boden geschlagen.
    Sady half ihr dabei, auf die Beine zu kommen. Obwohl es sehr finster war, konnte sie ihr Gesicht erkennen, das für einen Moment dicht vor dem ihren schwebte.
    Janina schluchzte auf, aber Sady schaffte es, bei ihr ein Weinen zu unterdrücken.
    »Nicht jetzt! Wir dürfen uns nicht aufgeben! Wir müssen zusammenhalten und zusammen bleiben.«
    Die schwarze Braut nickte. Sady zerrte sie zur Seite, weil der nächste über die Rutsche nach unten glitt. Es war Creel mit seinen Rastalocken.
    Durch die Bewegungen schlugen die Totenköpfe klackend gegeneinander und begleiteten seine Rutschpartie mit diesem hohl klingenden Trauerrhythmus.
    Creel schaffte es, mit sicheren Bewegungen auf die Beine zu kommen und stehenzubleiben. Er stellte keine Fragen, wischte nur über sein Gesicht und wartete auf Ricardo, von dem sie nur einen Schrei hörten, dann Gig Serranos Lachen, und einen Moment später glitt der Gruftie über die Rutsche in die Tiefe.
    »Er hat mich getreten. Das Schwein hat mich in den Rücken getreten!« keuchte er, als er neben den anderen stehenblieb. Er bog den Oberkörper nach hinten. Seine Hände preßte er auf die getroffene Stelle, aber für seine Probleme hatte niemand Verständnis. Jetzt ging es um ganz andere Dinge.
    Sady stellte ihre Freunde so hin, daß sie sich vor ihnen befand und sie schwach erkennen konnte.
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