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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten
Autoren: Amy J. Fetzer
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Befriedigung, aber damit war kein Schlusspunkt gesetzt worden. Denn jetzt trug sie die Last des Schmerzes, ein Schmerz, der sie niemals wieder verlassen würde.
    Ja, in solchen Augenblicken vermisse ich ihn am stärksten, dachte sie. Wenn ich die Sonne sehe, wenn ich in das traurige Gesicht meines Kindes schaue. Wenn ich atme, wenn ich schlafe. Ja! Ich vermisse ihn am meisten, wenn ich lebe!
    Willa rannte den Strand entlang, bis es nichts mehr gab, wohin sie laufen konnte, bis ihre Beine vor Erschöpfung unter ihr zusammenbrachen. Sie fiel in den Sand, krümmte sich zusammen und weinte, weinte laut, denn hier würde sie niemand hören, hier würde niemand sie bemitleiden.
    Die Wellen schlugen an den Strand, das nicht endende Rauschen lullte sie ein. Die See, die ihn ihr genommen hatte, war jetzt ihr einziger Trost.
    Sie hörte ein kratzendes Geräusch und hatte nicht die Kraft den Kopf zu heben, einen Angriff abzuwehren. Sie wusste, dass Roarke in der Nähe war und sie beschützen würde.
    »Willst du nicht mit ins Haus kommen und dort schlafen?«
    »Geh, Roarke«, murmelte Willa, ohne den Kopf zu heben. »Ich will niemanden sehen.«
    »Nicht einmal mich, kleine Füchsin?«
    Willa riss den Kopf hoch, ihr Blick wanderte über die nackten Füße und Knöchel vor ihr, über die zerschlissenen Hosen und langsam weiter nach oben. Das Licht der untergehenden Sonne glitzerte auf dem Wasser und verwirrte ihre Sicht, blendete sie, und Willa hob die Hände und beschirmte die Augen.
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie war sicher, dass sie träumte, dass Roarke vor ihr stand.
    »Willa.«
    Ihr Blick glitt über den Mann, dessen Gesicht von der einbrechenden Dämmerung beschattet wurde. Dann fiel ihr Blick auf den Verband um seine Brust, einen zweiten um seinen Arm, dann auf das Auslegerboot hinter ihm und die drei einheimischen Männer, die es weiter den Strand hinaufzogen. Langsam stand Willa auf.
    Sie befeuchtete sich die Lippen. »Raiden?«
    »Bin ich so lange fort gewesen, dass du mich nicht einmal mehr wiedererk …«
    Sie warf sich mit einer Kraft in seine Arme, dass es ihm den Atem raubte. Sie weinte und schluchzte, klammerte sich an ihn, und seine Arme hielten sie.
    »Willa, Geliebte«, sprach er beruhigend auf sie ein, streichelte ihren Rücken.
    »O Raiden.« Sie vergrub das Gesicht an seinem Hals, atmete seinen Duft ein. »Ich habe dich so sehr vermisst.«
    Raiden hörte das Leid in ihrer Stimme und hasste es, daran zu denken, wie sehr sie um ihn gelitten hatte. Kuss um Kuss drückte er auf ihr Haar, ihr Gesicht, auf ihren Mund, und er fühlte ihr Schluchzen gegen seine Lippen. »Ich bin es wirklich«, versicherte er ihr. »Ich bin zu Hause, Liebste.«
    Sie holte zittrig Luft, als sie in seine dunklen Augen sah. »Ja, du bist zu Hause. Du bist es!«, rief sie, umarmte ihn, schloss sein Gesicht in beide Hände und übersäte es mit Dutzenden seliger Küsse.
    Später würde er ihr erzählen, wie er, an eines der Opiumfässer geklammert, über das Meer getrieben war, bis Fischer ihn gefunden und seine Wunden versorgt hatten. Später würde er ihr sagen, dass er von ihr geträumt und gewusst hatte, dass sie um ihn trauerte. Und dass er gebetet hatte, sie möge auf Java geblieben sein, und dass er sich geschworen hatte, um die ganze Welt zu segeln und sie zu suchen, wäre sie fortgegangen.
    Aus der Ferne klangen Stimmen und Rufe zu ihnen herüber, und Raiden nahm sich vor, mit seinen Wachen später ein ernstes Wort über deren Nachlässigkeit zu reden. Der laute Ruf eines Kindes übertönte die der anderen, und Raiden ließ Willa los, als Mason über den Strand auf ihn zugerannt kam.
    »Rai-den!«, rief Mason, und Raidens Herz schien vor Glück zu bersten. Er beugte sich herunter, breitete die Arme aus und der kleine Junge sprang in sie hinein, umarmte ihn. Raiden küsste seine Stirn, seine Wange, klopfte ihm beruhigend den Rücken, als er geduldig darauf wartet, dass der Tränenstrom versiegte. Er nahm Mason auf den Arm und schlang den anderen um Willa.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    »O Raiden«, wisperte sie und berührte sein Gesicht, jede neue Narbe darauf. »Ich kann es noch gar nicht glauben, dass du lebst.«
    »Das überrascht mich aber.« Er beugte sich zu ihr. »Hatte ich dir nicht gesagt, dass ich zu dir zurückkommen würde, ganz egal wie weit fort mich mein Weg auch führt?«
    »Ja.« Sie lächelte wehmütig. »Das hast du gesagt.«
    »Ich halte meine Versprechen, Willa, das solltest du doch
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