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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten
Autoren: Amy J. Fetzer
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kam jeden Tag an ihre Tür, bot ihr an, sie zu ihrem Vater nach Carolina zu bringen, aber sie sagte ihm, wenn sie Raiden nicht haben konnte, dann würde sie bleiben, wo sie sich ihm am nahesten fühlte – in dem Haus, das er geliebt hatte. So vergingen Wochen, und als Willa Raidens Zimmer das erste Mal wieder verließ, war sie sorgfältig gekleidet und zurechtgemacht, war sie ganz die elegante Lady. Sie trug ihren Schmerz mit großer Würde, um des Kindes willen und für Raidens Vater, doch ihre Augen blickten trüb und unendlich traurig. Sie weigerte sich, Einzelheiten über Raidens Tod anzuhören. Nichts konnte ihn ihr zurückbringen, keine Worte konnten sie trösten, am wenigsten die, wie er umgekommen war. Mason hatte sich seit jenem Tag, als man ihnen die Nachricht überbracht hatte, in sich selbst zurückgezogen, er vertraute niemandem außer seiner Mutter. Oft ließ er seine Wut, seinen Kummer an Willa aus, stieß sie von sich, klammerte sich an sie, wenn die Nacht kam, wenn er Angst hatte und nach Raiden weinte. Raiden hatte versprochen, ihn zu beschützen, und jetzt fühlte er nichts als Kummer und einen Verrat, den nur er selbst erklären konnte. Dreimal ertappte Willa ihren Sohn dabei, dass er auf das Meer hinausstarrte, wartete, und sie hasste es, ihm das Herz zu brechen und ihn daran zu erinnern, dass Raiden nie mehr zurückkommen würde. Ihr Verlust begann, sie innerlich umzubringen, und ihre Seele war randvoll von der Liebe, die sie Raiden niemals mehr schenken konnte.
     
    Zwei Monate später.
    Roarke konnte es kaum noch ertragen, Willa anzusehen, so starr und versteinert wirkte sie. Ihren Tag verbrachte sie, als hätte sich nichts verändert. Sie kochte, hielt das Haus für einen Mann in Ordnung, der nie zurückkehren würde, kümmerte sich um Mason. Nach wie vor weigerte sich Willa, über Raiden zu sprechen. Erwähnte jemand seinen Namen, verstummte sie, wurde still und in sich gekehrt. Sie teilte ihren Schmerz mit niemandem, hielt ihn wie hinter einer Mauer in ihrem Innern verborgen, wo er sie eines Tages zerstören würde. Sie fertigte Roarke stets kurz ab, gewährte ihm gerade das Notwendigste an Höflichkeit. Eines Tages schließlich sprach er sie darauf an.
    »Warum hasst du mich so?«
    »Du hast ihn sterben lassen.« Willas Stimme brach, doch ihre Worte trafen ihn bis ins Mark.
    »Ich habe versucht, ihm zu helfen. Es war ein Unfall. Die Explosion hat den Großmast zerschmettert, und er fiel auf–«
    »Nein, sprich es nicht aus.« Willa wich vor ihm zurück und starrte ihn an. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie grausam sie sich diesem Mann gegenüber verhielt, der Raiden ebenso sehr geliebt hatte wie sie. »Vergib mir, Roarke. Es ist, weil du ihm so ähnlich siehst. Ich sehe dich und suche nach ihm. Ich höre deine Stimme und vermisse ihn noch mehr.«
    Roarke seufzte schwer. »So etwas Ähnliches habe ich mir gedacht. Es tut mir Leid, Willa. Es wird das Beste sein, ich gehe fort.« Er wandte sich ab.
    »Nein.« Sie packte ihn am Arm. »Ich muss mich daran gewöhnen …«
    »Woran? An mein Gesicht?« Roarke schüttelte den Kopf, tätschelte ihre Hand. »Es ist schon gut, Willa. Aber auch dieses Haus wird dich immer an ihn erinnern.«
    Sie entzog ihm die Hand. »Ich will nicht vergessen. Ich kann es nicht. Niemals.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie gegen seine Brust schlug. »Hier lebt er, Roarke. Er ist ein Teil von mir. Mein Herz ist voller Kummer, aber es ist erfüllt von der Liebe, die ich für ihn habe. Wenn ich nachts in seinem Bett liege und noch immer seinen Duft spüre, dann wünsche ich mir manches Mal, dass ich nicht lieben würde, aber ich tue es.« Er wollte sie trösten, doch Willa hob abwehrend die Hand.
    Aufgewühlt wandte sie sich ab und lief auf die Veranda hinaus, suchte nach einem Ort, an dem sie sich verstecken konnte. Ein Ort, wo sie schreien konnte und nur Gott sie hörte, sie erlöste aus diesem Schmerz. Ihre Qual war so tief, dass sie es keinen Augenblick mehr aushalten konnte, still zu stehen, und sie rannte über den Strand, ihr Haar löste sich aus dem Knoten, ihre Füße gruben sich in den Sand. Sie fiel, stand auf und rannte weiter, ihr Gram war so niederdrückend, so zerschmetternd, dass sie nicht mehr atmen konnte. Sie würgte, schlug die Hand vor den Mund, als ihre Trauer sie zu ersticken drohte.
    Warum hatte diese Schlacht seine letzte sein müssen? Warum hatte er versagt, wenn er doch hatte gewinnen wollen? Ja, Dunfee war tot und das gab ihr
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