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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten
Autoren: Amy J. Fetzer
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Entsetzens leben würde. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Willa schaute auf, als ein britischer Offizier hereinkam und mitten im Zimmer stehen blieb.
    Er nahm Haltung an. »Captain Atcheson, Mylady.«
    Das Abzeichen der East India Company prangte auf seiner Schulter, und sie fragte sich, wie er so rasch hatte hier sein können. »Hat Eure Mutter Euch nicht beigebracht, anzuklopfen, Captain?«
    Er wurde rot und hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. »Ich bitte um Entschuldigung, Mylady. Unter den gegebenen Umständen hielt ich es für das Beste, keine Zeit zu verschwenden.«
    »Mein Leibwächter ist tot, Captain. Wie viel Zeit braucht Ihr, Eure Schlüsse daraus zu ziehen?« Willa wusste, dass sie ihren Kummer an dem Offizier ausließ, aber sie konnte nichts dagegen tun. Dass dies geschehen konnte, war allein ihre Schuld, und sie spürte, wie ihr Leben außer Kontrolle geriet.
    »Ich versichere Euch, dass ich diese Sache aufklären werde.« Abschätzend ließ er den Blick durch das Zimmer gleiten, registrierte die Unordnung, ehe er zu dem Toten hinüberschaute. Seine Augen flackerten unmerklich, doch er zeigte weder Mitleid noch Mitgefühl für den Hindu. Willa hätte ihn dafür ohrfeigen mögen.
    Mr Romhi betrat das Zimmer und verneigte sich leicht vor dem englischen Offizier. Willa hasste es mit anzusehen, wie eingeschüchtert der Mann jetzt wirkte, der sonst immer so würdevoll auftrat. Verdammte englische Armee, dachte sie. Warum war ihnen das eigene Land nicht genug, warum mussten sie überall, wo sie hinkamen, die Menschen unterjochen?
    Atcheson gab dreien seiner Männer ein Zeichen, und sie traten vor und stellten eine Bahre neben dem Leichnam ab. Willa setzte Manav den Turban wieder auf, strich ihm das Haar darunter und küsste ihn auf die Stirn, ehe sie sich aufrichtete und seinen Kopf sanft auf den Boden bettete. Als sie aufstand und zurücktrat, hinterließ ihr blutgetränktes Kleid eine Schleifspur auf dem Boden. Sie sah die Soldaten an, ihre Stimme klang kühl, als sie sagte: »Gehen Sie sanft mit ihm um.«
    Die Männer nickten und folgten ihrer Bitte. Unverwandt hing Willas Blick an ihrem toten Leibwächter, bis die Soldaten ihn aus dem Zimmer getragen hatten. Die Hotelbediensteten waren damit beschäftigt, Willas Sachen aufzusammeln und Ordnung in ihren Räumen zu schaffen. Sie wandte sich ab und trat ans Fenster.
    »Lady Eastwick?«
    Willa zuckte bei dieser Anrede zusammen, ehe sie die Schultern straffte und sich die Tränen von den Wangen wischte. Willa Delaney Peachwood – Lady Eastwick. Welch eine Farce. Sie gehörte ebenso wenig zur englischen Aristokratie wie das Dienstmädchen, das ihr das Zimmer putzte. Willa war in Carolina geboren worden und dort aufgewachsen. Im Laufe der vergangenen Jahre hatte sie nach und nach gelernt, alles am Mutterland dieser amerikanischen Kolonie zu verabscheuen, ganz besonders jedoch die hochnäsige Gesellschaft, die solche Männer hervorbrachte wie zum Beispiel ihren Ehemann Alistar. Sie hatte aufgehört sich zu fragen, wie sie einen solchen Mann hatte heiraten können. Einen Mann, der allem und jedem mit Ignoranz begegnete, und den nichts weiter interessierte als der Profit, den er aus seinem Besitz ziehen konnte, und in welchem Ansehen er bei seinesgleichen stand. Denn sie wusste, warum sie seine Frau geworden war. Alistar war ein Peer und hatte Geld. So einfach war das. Und ihr Vater hatte Kapital gebraucht, um seine Schifffahrtsgesellschaft durch die harten Zeiten zu bringen, die in Carolina herrschten. Ihr Vater hatte sich geweigert – gesegnet sei seine aufrechte Seele –, mit Sklaven zu handeln, und hatte überdies wegen des bestehenden Monopols der East India Company im Gewürz- und Kaffeehandel große finanzielle Verluste erlitten. Ihre Heirat war nichts als ein profitabler Handel gewesen. Willa musste zugeben, dass Alistar ein kultivierter Mann war, attraktiv, gut gekleidet und mit tadellosen Manieren. Und dennoch trug er einen Charakterzug in sich, den sie niemals an ihm vermutet hatte. Bis zu dem Zeitpunkt, als ihr gemeinsamer Sohn fast drei Jahre alt gewesen war, hatte sie nicht geahnt, wie unbarmherzig Alistar sein konnte.
    »Mylady?«
    Sie wandte den Kopf und erwiderte den Blick des Captains. Falls er ihre Tränen bemerkte, war er höflich genug, kein Wort darüber zu verlieren.
    »Ich möchte Euch bitten, mich in die Kaserne zu begleiten. Wir werden Euch dort angemessen unterbringen und Euch wirksam beschützen können.«
    »Unter den
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