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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby
Autoren: Vern Sneider
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in den ostchinesischen Gewässern
muß man sich vor Stürmen in acht nehmen. Ich halte es übrigens auch nicht für
gut, das Schiff hier an der Küste vor Anker zu legen. Meinen Sie nicht, wir
sollten einen kleinen Hafen ausfindig machen, eine Stelle, die etwas geschützt
ist? Das Schiff braucht eigentlich solchen Schutz. Es wäre schade drum.“
    „Daran habe ich noch gar nicht
gedacht, Herr Oberst. Ich werde aber mit van Druten darüber sprechen. Doch wie
ist es mit dem Reis...?“
    „Vielleicht wär’s am besten, wir suchten
selber solch eine geschützte Stelle“, fuhr der Oberst nachdenklich fort und
setzte dann unvermittelt hinzu: „Wissen Sie was, wir richten eins der
Arbeitszimmer im Teehaus als Marinestabsquartier ein. Übrigens — wie heißt das
Teehaus?“
    „Das Teehaus zum Augustmond. In einer
Nacht des Augustmondes entschloß sich ‘Goldblume’...“
    „Schön. Wir fahren ohne Lichter vom
Teehaus zum Augustmond los.“ Oberst Purdy hielt sich mit beiden Händen am
Verandageländer fest, er hatte die Schultern weit zurückgebogen. Seine Augen
glänzten von Abenteuerlust. „Wir schleichen uns dann zur chinesischen Küste
‘rüber, beladen unser Schiff in einer kleinen Bucht und versuchen dabei der
Küstenpolizei zu entgehen. Wir könnten eine richtige Kanone aufstellen, Nägel
als Munition benutzen und dafür eine gute Bedienungsmannschaft ausbilden.“
    Fisby war dies alles denn doch zu
romantisch. „Herr Oberst“, wandte er höflich ein, „ich glaube, Sie machen sich
da eine nicht ganz richtige Vorstellung. Van Druten fährt einfach nach Wenscho.
Die Zollbeamten sind freundlich. Und auch sonst macht niemand Schwierigkeiten,
im Gegenteil — alle sind froh, mit uns Handel treiben zu können. Und darum
halte ich’s wirklich für unnötig, das Schiff zu bewaffnen.“ Aber kaum waren ihm
diese Worte entschlüpft, da hätte er sie am liebsten wieder zurückgenommen,
denn er merkte, als der Oberst sich jäh zu ihm umwandte und ihn wie aus
erloschenen Augen ansah, daß er hier einen schönen Traum zerstört hatte.
    „Ich dachte...“, meinte der Oberst
stockend. „Ach so, Sie sprachen ja von Reis. Wieviel brauchen Sie?“
    „So viel, wie Sie uns überlassen
können“, antwortete Fisby, „und wenn Sie mir erlauben würden, den Reis an die
Bevölkerung zu verkaufen, könnte ich das Geld zugunsten der Allgemeinheit
verwenden. Ich könnte Tischler engagieren, Schulen bauen lassen und auf der
ganzen Insel nach guten Lehrkräften Ausschau halten. Der Doktor möchte außerdem
gern ein Krankenhaus, errichten, und...“
    „Gut“, brummte Oberst Purdy wie
abwesend, „ich werde den Verpflegungsoffizier anrufen und ihm sagen, daß er
Ihnen den Reis schicken soll.“
    Obwohl Fisby in diesem Augenblick
eigentlich vor Freude einen Luftsprung hätte machen mögen, war ihm doch gar
nicht froh zumute. Er hatte das Gefühl, daß der Oberst plötzlich um Jahre
gealtert war und allen Schwung und alle Energie verloren hatte, und so konnte
er nur verlegen stammeln: „Herr Oberst, die Bevölkerung von Tobiki wird Ihnen
sehr dankbar sein. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wieviel dieser Reis für sie
bedeutet. Und auch für mich. Und darum möchte ich Ihnen in unser aller Namen
danken.“ Der Oberst nickte flüchtig, und Fisby fuhr leise fort: „Aber wir
werden, auch wenn wir nun genug Reis haben, den Handel mit China nicht
einstellen, Herr Oberst. Nein, Herr Oberst, auf keinen Fall. Wir brauchen Lotoswurzeln,
Seidenbrokat und noch vieles andere mehr.“
    „Wirklich?“ fragte der Oberst, und
seine Augen belebten sich wieder. Ja, Fisby sah sogar, wie um seine Lippen ein
Lächeln spielte.
    „Und nicht wahr, Sie machen die
nächste Fahrt mit van Druten mit, Herr Oberst?“ fragte er heiter, froh, daß ihm
damit selber ein Stein vom Herzen fiel.
    Der Oberst schien einen Augenblick
nachzudenken. „Aber“, meinte er dann zögernd, „ich würde doch die beiden auf
ihrer Hochzeitsreise nur stören.“
    „Nein“, antwortete Fisby rasch, „van
Druten ist doch auch mit dabei. Er muß ja das Schiff steuern. Und die
Bedienungsmannschaft ist ebenfalls an Bord. Sie stören also bestimmt
niemanden.“
    „Wirklich nicht?“
    „Ganz und gar nicht. Und im übrigen
wär’s gewiß gut, wenn noch ein kräftiger Mann mitführe. Bisher haben wir zwar
immer Glück gehabt, aber man kann nie wissen, ob man nicht irgendwelchen
Seeräubern begegnet…“
    „Seeräubern — wie?“ fragte der Oberst
mit verklärtem Gesicht und
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