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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby
Autoren: Vern Sneider
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Drachen
gemalt, Oshiro alles gelackt und ,Goldblume’ den weißen Stoff, den wir noch
hatten, färben lassen. Aber den Tisch und die Sessel habe ich selber gezimmert
und ebenso auch die Bespannung angebracht.“
    „Donnerwetter! Alle Achtung!“ Der
Oberst setzte sich an den Tisch und blickte durch die offene Tür hinaus auf die
Veranda und auf den Lotosteich. „Ja, das glaube ich, in einer solchen Umgebung
muß es sich wirklich gut arbeiten lassen.“
    „Es ist hier auch wunderbar still“,
antwortete Fisby geschmeichelt. „Das einzige Geräusch machen die Windglocken.
Und der Blick auf die Kiefern und den Garten drüben auf der anderen Seite des
Teichs ist immer wieder eine Erholung.“
    Der Oberst deutete auf eine der
Laternen. „Woher haben Sie denn die?“
    „Einer unserer Schmiede hat sie aus
alten Hufeisen gehämmert. Und das Glas haben wir hier im Dorf gemacht.“
    „Aber besonders hübsch sind ja diese
leuchtenden Farben. Sind sie typisch chinesisch?“
    „Das weiß ich nicht. Ich habe mir das
Zimmer ja nach der Abbildung in einer amerikanischen Zeitschrift eingerichtet.
Und hier meinen Leute, es sei ein etwas abgeänderter chinesischer Stil.“
    Der Oberst ließ seine Blicke im Zimmer
umherschweifen. „Mir ist in einem Raum immer die Farbe das Wichtigste. Wenn
meine Frau mein Arbeitszimmer zu Hause nicht durchaus in naturfarbenem
Kiefernholz hätte haben wollen, so würde ich ein starkes Rot oder Blau... Aber
sagen Sie — gibt’s hier noch mehrere solcher Wohnungen?“
    Nur zögernd antwortete Fisby: „Ja, ein
paar
    schon.“
    „Oh, das ist fein. Wissen Sie, Fisby,
ich glaube, ich sollte mich hier einmal für eine Weile einquartieren. Sie haben
ja keine Ahnung, was für ein Hexenkessel das bei uns ist. Jeden Augenblick kann
irgendein Kongreßmitglied hereingeschneit kommen, um zu inspizieren. Ja, das
ist wirklich ein guter Gedanke. Major Thompson kann mich ruhig mal vertreten,
und die Kommandanten werden auch für ein paar Tage oder Wochen ohne mich
auskommen. Ob ich wohl auch genauso eine Wohnung wie diese hier bekommen
könnte?“
    Fisby wurde es schwarz vor den Augen.
Er sah schon voraus, wie der Oberst sich in alles hier einmischte, wie er
versuchen würde, die jahrhundertealte Teezeremonie zu ändern, an Stelle des
Sumoringens Freistilringen einzuführen und sich sogar als Fachmann für modernes
Frisieren im Schönheitssalon aufzuspielen.
    „Ach, ich weiß nicht recht, Herr
Oberst“, stotterte er. „Ich habe nun schon für den Doktor und für van Druten je
ein Arbeitszimmer eingerichtet. Aber Seiko und Oshiro wollen auch eins haben.
Und die Teehausverwaltung möchte, daß ich hier noch mehrere chinesische
Eßzimmer einrichte.“
    „Aber Fisby“, jammerte der Oberst,
„wie soll ich denn arbeiten, wenn ich kein Arbeitszimmer habe? Ich muß doch
viele Stunden am Tag an meinem Schreibtisch sitzen.“
    „Wie - wollen Sie so lange am
Schreibtisch sitzen?“
    „Natürlich“, antwortete der Oberst mit
wichtiger Miene. „Der Plan B und der Ergänzungsplan haben nicht zu dem Ergebnis
geführt, das ich eigentlich erwartete. Wir haben den Ergänzungsplan in Major
Enrights Dorf ausprobiert, aber Enright konnte keine Fahrräder fabrizieren, er
konnte keine Ziegelsteine machen, und... nun, da habe ich Major Thompson
hingeschickt, um ihm zu zeigen, wie man’s macht. Aber Thompson hat mir nach
seiner Rückkehr erklärt, die einheimische Bevölkerung könne uns geistig gar
nicht folgen. Das sei alles viel zu hoch für sie. Deshalb muß ich jetzt einen
Plan C aufstellen und alles vereinfachen.“ Fisby dachte einen Augenblick nach
und meinte dann: „Wenn Sie hier den Plan C ausarbeiten wollen, Herr Oberst,
dann ließe sich vielleicht die Reihenfolge für die Arbeitszimmer etwas
abändern.“
    Oberst Purdy war über diese Aussicht
beglückt. „Sehr schön, Fisby, sehr schön. Und noch eins: liegt meine Wohnung
dann auch hier am Lotosteich?“
    „Das wird sich wohl auch noch machen
lassen, Herr Oberst.“
    „Gut. Und übrigens — fließen all die
kleinen Bäche im Dorf hier in diesen Teich?“
    „Ja, Herr Oberst.“
    „Na, dann würde ich sie auf jeden Fall
besetzen.“ Fisby verstand nicht. „Wie meinen Sie das, Herr Oberst?“
    „Ich würde sie mit Fischen besetzen.
Sie sollten sich dafür Forelleneier und Barscheier kommen lassen, Sie...“
    „Aber wo soll ich die herbekommen?“
fragte Fisby ratlos.
    „Jede Fischzuchtanstalt in Amerika
wird sie Ihnen liefern. Wofür — zum Teufel
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