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Die Gehilfen des Terrors

Die Gehilfen des Terrors

Titel: Die Gehilfen des Terrors
Autoren: Stefan Wolf
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Millionenstadt und sah dramatische Ereignisse auf sich zukommen — von denen
noch sehr die Rede sein wird.
    Eigentlich passte das Bierlokal
nicht zu diesem Gebäude. Denn alle anderen Räume in dem über hundertjährigen
Gemäuer aus der so genannten Gründerzeit — alle anderen Räume waren Wohnungen.
Insgesamt zwölf. Doch an das Bierlokal hatte man sich gewöhnt: Vor 22 Jahren
war ‘s entstanden — aus zwei großen Parterre-Wohnungen. Damals allerdings unter
anderem Namen, nämlich Poseidon Klause. Bruno Scherg hatte sie vor 13
Jahren übernommen - und gleich seinen Vornamen eingebracht. Eigentlich, weil er
ihn hasste. Scherg hätte sich einen andern gewünscht: Alexander, Maximilian,
Lukas, Marcel oder wenigstens Dominik. Mit Bruno fühlte er sich angeschmiert
von seinen - längst verstorbenen — Eltern, betrogen fürs Leben. Mit Bruno —
meinte er — konnte man eigentlich nur im Zwielicht was werden — was auf ihn
auch zu traf, aber kaum jemand wusste. Doch trotz allem wollte er erproben, ob
Bruno für ein Bierlokal taugte. Und siehe da: Es lief.
    Jetzt am Montagnachmittag war
das Lokal leer. Wahrscheinlich lag’s am Regen. Außerdem waren die
Tageslicht-Biertrinker ohnehin unerfreuliche Typen — hatte Bruno festgestellt.
Die angenehmen Gäste kamen erst bei Anbruch der Dämmerung — auf ein
Feierabend-Bier oder mehrere. Erst dann war was los.
    Dessen ungeachtet hatte Bruno
ab Mittag geöffnet. Er schmiss den Laden allein — seit Eva, seine Frau, nicht
mehr helfen konnte — und verdiente gut.
    Hinter der Theke stehend,
polierte er jetzt Biergläser und hörte wie draußen der Regen fiel. Das Telefon
klingelte.
    Bruno stellte das Glas weg und
hängte sich das Poliertuch über die Schulter.
    „Bei Bruno — Guten Tag!“
    „Hähäh! Hast du wirklich einen
guten Tag?“, fragte Otto am anderen Ende der Leitung. „Ich wünsche es dir,
Bruderherz, obwohl ich eine schlechte Nachricht habe.“
    „Hallo, Otto!“, begrüßte Bruno
seinen Bruder. „Wo bist du? Von wo rufst du an?“
    „Von zu Hause natürlich.“ Das
war ein Kaff ganz im Norden Deutschlands, unmittelbar an der dänischen Grenze.
„Es tut mir Leid, Bruno. Aber diesmal kann ich dich nicht vertreten.“
    Der Bierlokal-Wirt zerbiss
einen Fluch zwischen drei überkronten und zwei künstlichen Zähnen.
    „Otto, du hast es versprochen.
Es ist nur für drei Tage.“
    „Versprochen, ja. Aber das ist
schließlich keine Verpflichtung auf Lebenszeit. Jetzt geht’s eben nicht, Bruno.
Ich habe nämlich“, er dämpfte die Stimme, als plaudere er ein Geheimnis aus,
„eine Frau kennen gelernt. Agnes. So alt wie ich, also 49. Gut erhalten und
einfach zum Anbeißen. Agnes geht vor.“
    „Verdammt! Sie wird dir nicht
gleich weglaufen.“
    „Ich kann jetzt nicht weg,
Bruno. Jetzt nicht.“
    Seit Jahren hatte es sich
eingespielt: Immer wenn Bruno — und seine Frau Eva — verreisten, war Otto
gekommen, hatte das Lokal geführt und sich in der dahinter liegenden
Drei-Zimmer-Wohnung eingerichtet. Otto machte das sehr gut. Ansonsten huldigte
er dem Müßiggang, was er sich leisten konnte. Er hatte Einkünfte, besaß zwei
gut gehende Restaurants, die er verpachtet hatte. Aber mit Beziehungen zum
anderen Geschlecht tat er sich schwer. Die Frauen schätzten es nicht, dass er
täglich frischen Knoblauch aß und danach roch, dass er nie langsamer als mit
250 std/km über die Autobahn donnerte und bei Auseinandersetzungen unbedingt
das letzte Wort behielt.
    Diese Agnes war vermutlich ein
Schaf.
    „Otto!“, sagte Bruno
beschwörend. „Du weißt, dass ich hier wie auf dem Pulverfass sitze. Ich habe
einen Todfeind. Der Grund ist lächerlich. Jedem andern Typ wäre es nur ein
Achselzucken wert. Aber Heinz Birkl ist ein Psychopath, ein gefährlicher Irrer.
Er hat hier rumproletet, hat sich aufgeführt wie Rambo und mit seinem billigen
Taschenmesser gefuchtelt. Also habe ich ihn mit Lokalverbot belegt. Du hättest
seinen Hassausbruch hören müssen. Wenn die Zeit reif wäre, würde er meine Bude
in Klump hauen. Und ich sage dir, Otto, der macht’s. Wenn ich drei Tage
schließe, kommt seine große Stunde. Dem ist es auch egal, ob er hinterher
erwischt wird. Ein Psycho bleibt eben ein Psycho. Und der besonders! Nur wenn
alles weiterläuft, wenn du hier bist, hält der sich zurück.“
    „Nimm dir doch einen...
Wachdienst.“
    „Blödsinn! Es muss jemand Tag
und Nacht hier sein. Die Wachdienste kontrollieren nur im Vorbeigehen.“
    „Bis jetzt hat Birkl
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