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Die Gehilfen des Terrors

Die Gehilfen des Terrors

Titel: Die Gehilfen des Terrors
Autoren: Stefan Wolf
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Tim, in seinen
Arm geschmiegt, hatte aber Karls Handy am Ohr und telefonierte jetzt zum
zweiten Mal. Mit ihrem Vater, mit Kommissar Glockner.
    Alle vier saßen auf dem
Teppich. Es waren zwar genügend Sitzplätze anderer Art vorhanden: ein Sessel,
ein Sitzsack, ein Stuhl und Karls Bett, auf dem die Tagesdecke lag. Aber in
Anbetracht der nassen Klamotten wurden sie geschont. Der Teppich hielt was aus.
    „...vielen Dank, Papi“, sagte
Gaby gerade. „Nein, wir stellen nichts an. Ja, wir passen auf uns auf. Es ist
nur, weil dieser Kerl so eklig war. Ja, ich werde Tim zurückhalten. Wenn nötig,
verständigen wir dich. Er heißt also Heinz Birkl. Glonster Weg 11. Bussi, Papi!
Bussi!“
    Sie schaltete das Mobilgerät
aus.
    „Es geht eben nichts über einen
heißen Draht zur Kripo“, sagte Klößchen — und schnappte nach einem Stück
Schoko, das er sich mit Abstand vor den Mund hielt. Klößchen schnappte wie ein
Hund — etwa wie ein Mops nach dem belohnenden Stück Wurst. Seit kurzem eine
neue Methode, mit der er sich seine Schokolade versüßte.
    „Wenn man die Kfz-Nummer hat,
kommt man auch an die Adresse des Fahrzeughalters“, meinte Gaby. „Aber nicht
unsereins oder Herr X-beliebig. Es muss von Amts wegen geschehen. Und dafür
habe ich meinen Papi.“
    „Dürfen wir aber niemandem
sagen.“ Karl grinste. „Ich meine, dass er uns hilft.“
    „Starre Vorschriften“,
erläuterte Tim, „verhindern oft den guten Zweck. Flexibel sein, beweglich sein,
ist angesagt. Der Mistkerl mit dem Taschenmesser heißt also Heinz Birkl, ist
ein gewalttätiger Ausländer-raus!-Typ und fährt einen braunen VW mit dem
Kennzeichen... AH 3345. Gaby, dein Verhalten war heldenhaft. Beherzt und mutig.
Toll! Andere gucken weg, statt einzugreifen — und schämen sich nicht mal
dafür.“
    „Ist ja gut.“ Gaby lächelte.
„Mein Trick hat gewirkt. Aber ich hatte ganz schön Muffensausen. Einer wie
Birkl geht auch auf Mädchen los.“
    „Besonders, wenn sie eine
dunkle Hautfarbe haben“, nickte Karl.
    Tim hielt das
Streichholz-Briefchen in der freien Hand. „Bei Bruno im Poseidon... Hat jemand
‘ne Ahnung, wo das ist?“
    „Poseidon“, meinte Klößchen,
„habe ich schon mal gehört. War das nicht ein griechischer Olympia-Teilnehmer?
Goldmedaille im Brustschwimmen oder so ähnlich.“
    Karl verdrehte die Augen hinter
seiner Nickelbrille. „Mit dem nassen Element liegst du zwar richtig, aber
ansonsten völlig daneben. In der Antike galt Poseidon als der Gott des Meeres.“
    „Dann konnte er schwimmen“,
verteidigte sich Klößchen.
    Karl sagte: „Ich kenne in
unserer Stadt eine Poseidon-Villa. Sie wurde vor gut hundert Jahren von einem
griechischen Geschäftsmann erbaut. Der hatte entweder Öltanker laufen oder er
war Fischhändler im großen Stil. Genau weiß ich’s nicht. Jedenfalls hatte er
beruflich was mit den Meeren zu tun. Aus Dankbarkeit für seinen Reichtum hat er
seine Villa nach dem Meeresgott benannt. Der Grieche ist schon lange tot. Aber
die Villa steht noch.“
    „Hm“, meinte Tim. „Bei Bruno —
das klingt nach Lokal. Nach Eckkneipe oder Schnellfresse. Ob man das in ‘ner
Villa duldet?“
    „Mir fällt ein“, sagte Gaby,
„dass mein Papi von einer Poseidon-Villa erzählt hat. Die war der Zankapfel
zwischen zwei Baulöwen. Jetzt sollen dort die Mieter auf brutale Weise
rausgeekelt werden. Vielleicht ist das die gesuchte Adresse.“
    Tim beugte sich nach links,
ließ aber Gaby nicht los, sondern zog sie mit und angelte nach dem
Branchen-Telefonbuch, das in einem Regal lag. In dem Verzeichnis sind alle
Geschäftsbereiche aufgelistet, also auch sämtliche Lokale und Gaststätten in
der TKKG-Stadt.
    Tim richtete sich wieder auf
und auch Gaby kehrte in ihre Ausgangshaltung zurück.
    „Falls du einen Purzelbaum
planst, Häuptling, lässt du mich bitte vorher los.“
    „Entschuldige, Pfote“, Tim
grinste. „Aber mit dir im Arm habe ich immer diesen Nicht-loslassen-Krampf in den
Gräten.“
    „Na gut! Streicheleinheiten von
dir sind eben anstrengender. Gucken wir mal!“
    Sie blätterte schon und fand
unter ,Gaststätten‘ das Bei Bruno — mit der Adresse Poseidon-Park Nr. 1.
    „Das isses“, rief Karl. „Also
doch. So verlieren einstige Geldadel-Paläste ihren Charme. Aus Burgen werden
Hotels für Pauschalreisende, aus Landgütern Ausflugsstätten für Kaffeefahrten,
aus Schlössern Tagungsstätten für Manager oder gar für Politiker. Und in der
einstigen Griechen-Villa hat jetzt Bruno seine
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