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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer
Autoren: Sven Elvestad
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mit dem Drama zu schaffen?«
    »Das werden wir sehen. Jedenfalls ist es mir gelungen, festzustellen, wie der Mord vor sich ging.«
    Der Arzt nahm Krag gegenüber Platz. Er sah den Detektiv forschend an und sagte:
    »Ich ertrage es nicht länger, daß du mich so außerhalb der Sache hältst. Erzähle also. Wie hat sich der Mord zugetragen?«
    Krag lachte.
    »Ich will dir gern Bericht darüber erteilen«, sagte er. »Die Sache liegt ganz klar und einfach. Unmittelbar nach Bengts und meiner Abfahrt nach der Stadt verließ der alte Herr das Haus, um seine zukünftige Frau zu besuchen. Sie hatten verabredet, daß er um elf Uhr bei ihr sein wolle. Aakerholm hatte ihr versprochen, ihr dann das dunkelste Geheimnis seines Lebens erzählen zu wollen.«
    »Das dunkelste Geheimnis seines Lebens?« fragte der Arzt.
    »Ja, jenes Geheimnis, das ohne Zweifel untrennbar mit den drei Zimmern in Verbindung steht. Als er weggehen wollte, fand er ganz zufällig seine alte Pistole auf dem Tisch des Wohnzimmers, wo er sie nach seinem Meisterschuß gestern abend hatte liegen lassen. Er steckte sie ein, ohne auch nur im geringsten daran zu denken, daß er sie vielleicht nötig brauchen könnte oder überhaupt irgendwelche Verwendung dafür haben würde. Er ging also fort und nahm den Weg durch die kleine Allee. Alles das weißt du, nicht wahr?«
    Der Arzt nickte.
    »Obwohl wir eine mondhelle Nacht hatten, lag die Allee im Dunkel. Gestützt auf die mittlerweile gesammelten Aufklärungen, kann ich dir nun alles weitere schildern, was sich dann zugetragen hat. Ich nehme an, daß Aakerholm bereits zwei Drittel des Weges zurückgelegt hatte. Er war etwa bis zu jener Stelle gekommen, von der aus man Frau Hjelms Villa sehen kann. Da macht der Weg einen Bogen um einen aufragenden kleinen Hügel. Plötzlich blieb er stehen, weil er sah, daß sich die Verandatür öffnete und ein Herr heraustrat.«
    »Aus Frau Hjelms Villa?«
    »Ja. Natürlich war Aakerholm sehr erstaunt
    und fragte sich, wer dieser Herr wohl sein könnte. Das wollte er feststellen und verbarg sich daher rasch hinter dem Hügel, um nicht gesehen zu werden. Nun folgten die Geschehnisse Schlag auf Schlag, und im Verlauf von wenigen Minuten spielte sich das ganze traurige Drama ab. Der Fremde ging an Aakerholm vorüber, aber dieser erkannte ihn in der Dunkelheit nicht. Er wartete also, bis er ein wenig weiter gegangen war und folgte ihm dann. Der andere ging durch die ganze kleine Allee, und nun nahm Aakerholm natürlich an, daß er abschwenken und in die große Allee einbiegen werde. Aber was geschah? Er lenkte seine Schritte statt dessen nach links und bog in Aakerholms Park ein. Den breiten Parkweg nahm er, der an dem niedergerissenen Pavillon vorüberführt und auf der anderen Seite in den Wald mündet. Aakerholm sagte sich also, daß er, um zu erfahren, wer der Fremde sei, vor ihm dort anlangen müsse. Er nahm natürlich einen Querweg, um auf diese Weise dem anderen direkt begegnen zu können. Das alles ist doch klar wie der Tag, nicht wahr?«
    »Vollkommen«, sagte der Arzt. »Weiter.«
    »So sah Aakerholm endlich des Fremden Gesicht, und als er erkannte, wer es war, zog er sofort seine Pistole und schoß auf ihn. Aber ein so furchtbares Entsetzen hatte den alten Herrn gepackt, daß er sein Ziel nicht traf oder den anderen doch nur höchstens verwundete.«
    Der Arzt unterbrach ihn:
    »Nein, nun kann ich dir nicht folgen«, sagte er, »ich sehe nicht ein, daß es notwendig war, auf den anderen zu schießen.«
    »Doch, doch, als er sah, wer der Fremde war, wie ich bereits sagte.«
    »Nun, wer, um des Himmels willen, war es denn?«
    »Selbstverständlich kein anderer als der Mann aus dem Pavillon.«
    »Aha, nun verstehe ich.« Krag fuhr fort:
    »Nachdem er geschossen hatte, ging Aakerholm schwankend, wehr- und schutzlos einige Schritte zurück, und da schoß der andere ihn kaltblütig nieder.«
    Der Arzt erhob sich tief bewegt.
    »Ja, so muß es sich wohl zugetragen haben«, sagte er. »Nun ist mir alles klar. Aber nun gilt es auch, den Unbekannten zu fassen, den geheimnisvollen Mörder, der ja in unserer Nähe weilen muß.«
    »Ganz recht«, antwortete Krag. »Wir müssen seiner habhaft werden. Vielleicht verrät er sich heute nacht, da er mich fern von hier wähnt.«
    »Ja, aber wie willst du es einrichten, unbemerkt wieder zurückzukommen?«
    »Ich steige an einer benachbarten Zwischenstation aus und nehme mir dann ein rasches Gespann. Ich habe Frau Hjelm versprochen, sie heute
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