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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer
Autoren: Sven Elvestad
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zu erzählen?«
    »Ja.«
    »Und was antwortete er dann?« »Daß ich sein volles Vertrauen genießen solle.«
    »Das heißt, er wolle Ihnen alles erzählen?«
    »Ja.
    »Aber wann?«
    Die junge Witwe ging nervös im Zimmer auf und ab.
    »Ja, das eben ist so merkwürdig«, sagte sie.
    »Inwiefern?«
    »Ich erwartete Aakerholm gestern abend.«
    »Um elf Uhr«, ergänzte Krag.
    »Ja. Woher wissen Sie das?«
    »Und da wollte er Ihnen das Geheimnis seines Lebens erzählen?«
    »Ja, das hatte er mir versprochen. Doch er kam nicht.«
    »Nun, ich kann Ihnen berichten, Frau Hjelm, daß es seine Absicht war, zu kommen.«
    »Wirklich? Aber er ist ja um elf Uhr gestorben.«
    »Ja, zehn Minuten nach elf. Doch um halb elf verließ er das Haus, um Sie zu besuchen. Man sah ihn in der kleinen Allee.«
    »Ach, dann wollte er ganz bestimmt zu mir.«
    »Und als er das Haus verließ, dachte er sicher absolut nicht daran, sich das Leben zu nehmen. Folglich sieht es aus, als sei ihm in
    der Zeit zwischen halb elf und elf etwas zugestoßen, etwas völlig Unvorhergesehenes. Und das muß in der kleinen Allee geschehen sein.«
    »Die pflegt sonst niemand zu benutzen. Aber da Sie alles zu wissen scheinen, können Sie mir vielleicht auch sagen, wo Bengt zu dieser Zeit war?«
    »Er war mit mir zusammen im Klub. Wir wurden beide durch die Nachricht von Aakerholms unerwartetem Tod nach Kvamberg zurückgerufen.«
    »Das ist ja alles sehr merkwürdig, es ist für mich ganz unfaßlich.«
    »Halten Sie es für wahrscheinlich, daß Aakerholm auf dem Wege zu Ihnen, plötzlich von Selbstmordgedanken gepackt, kehrt gemacht haben, in den Park gegangen sein und sich erschossen haben könnte?«
    »Nein, das halte ich für ganz unmöglich. Es muß ihm etwas zugestoßen sein.«
    »Was, glauben Sie, kann das sein?«
    »Ich glaube, daß er jemandem begegnet ist.«
    »In der Allee?«
    »Ja.«
    Die Witwe dachte nach. Es fiel Krag auf, daß sie immer unruhiger wurde. »Wer könnte das denn sein?« fragte er. Er sah sie scharf an. Sie fuhr zusammen, und ihr Gesicht nahm einen halb erschrockenen und halb flehenden Ausdruck an.
    »Wollen Sie mir nicht zunächst die näheren Umstände angeben?« fragte sie.
    »Ja, das will ich tun, sobald Sie mir gesagt haben, wer die Person war, der Aakerholm gestern abend auf dem Wege zu Ihnen begegnete.«
    »Wie kann ich das wissen?«
    »Sie wissen es, denn der Mann, dem er in der Allee begegnete, die sonst von niemandem benutzt zu werden pflegt, dieser Mann kam von Ihnen .«
    »Das ist nicht wahr. Hier war niemand!«
    »Sagen Sie mir die Wahrheit«, sagte Krag nun sehr ernst. »Liebten Sie Aakerholm?«
    »Ich war ihm sehr zugetan. Er war ein feiner alter Herr.«
    Es entging Krag nicht, daß sie während er mit ihr sprach, wiederholt unruhig zur Tür blickte, als erwarte sie jemanden.
    Er fuhr fort:
    »Aber Aakerholm hatte Feinde, die ihn schließlich in den Tod trieben.«
    »Ich beginne es zu verstehen«, erwiderte sie.
    »Wollen Sie mir behilflich sein, seine Feinde zu entlarven?«
    Sie trat rasch auf ihn zu und reichte ihm die Hand.
    »Das will ich«, sagte sie herzlich.
    Krag erkannte, daß sie es auch ernstlich so meinte.
    Aber plötzlich sank sie zusammen. Krag vernahm draußen auf der Treppe ein Geräusch. Es kam jemand.
    Frau Hjelm wollte zur Tür eilen, Krag aber ergriff rasch ihre Hand und hielt sie fest. Sie wollte schreien, doch in demselben Augenblick öffnete sich die Tür, und ein Herr trat ein.
    Es war Bengt.
    Nicht ihn hatte Krag hier zu sehen erwartet, und aus Frau Hjelms erstauntem Ausruf erkannte er, daß. auch sie einen anderen als Bengt erwartet hatte.
    Dieser brach das Schweigen.
    »Sie hier?« fragte er. »Sie sind doch ein merkwürdiger Mensch.«
    Krag hatte sofort wieder seine ganze Geistesgegenwart zurückgewonnen.
    »Sie werden mir doch wohl gestatten«, sagte er, »daß ich einer alten Bekannten meinen Abschiedsbesuch mache. Ich war ein guter Freund von Frau Hjelms verstorbenem Manne.«
    Er sah die Witwe an, und diese antwortete rasch, wenn auch ein wenig verwirrt:
    »Ja, ich freute mich außerordentlich, Sie einmal wiederzusehen.«
    »Ihren Abschiedsbesuch? Sie wollen also heute abreisen?« fragte Bengt.
    »Ich reise in zwei Stunden.«
    »Und Ihre Untersuchungen haben Sie befriedigt?«
    »Jawohl. Ich fand, was ich suchte.«
    Krags Stimme hatte einen Klang, der Bengt die Augenbrauen zusammenziehen machte.

VIII
Wie Aakerholm erschossen wurde.
    Als Asbjörn Krag durch die kleine Allee zurückging, wirbelten
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