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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente
Autoren: Hanns Kneifel
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bringen lassen, Söhnchen?«
    »Mehr als genug, Joshua ben Shimon«, rief Suleiman und klatschte in die Hände. »Hier, es steht alles auf diesem Tisch. Du kannst völlig unbesorgt sein.«
    »Du bist ein kluger und respektvoller Schüler«, lobte Joshua den jungen Araber lächelnd. »Nun fehlt uns nur noch ein streitbarer junger Jude. Tüchtig, mutig und streitbar in unserem Sinn, meine ich.«
    Uthman legte die Hand auf Joshuas Schulter und antwortete:
    »Keine Sorge, Joshua. Den dritten im Bunde werden wir schon noch finden.«
    Henri winkte die Gefährten näher heran und streckte seine rechte Hand aus, als würde er sie segnen wollen. »Wir werden keine Eidesformeln sprechen, keine Zeremonien abhalten wie damals bei den Tempelrittern. Aber wir sollten unsere Absicht durch einen würdigen Handschlag besiegeln. Eure Hände, Freunde!«
    Uthman legte seine Hand auf die von Henri, dann folgte Sean, schließlich legten Suleiman und Joshuas ihre Hände obenauf.
    »Das mag für den Anfang reichen«, sagte Henri feierlich. »Ob sich unser neuer Freund, unser Schüler, bewähret, wird die Zukunft zeigen.«
    Die Hände lösten sich voneinander. Suleiman breitete die Arme aus, drehte sich im Kreis und zog einige Tücher von den Schalen und Körben.
    »Setzt euch, Freunde«, rief er. »Ich bitte euch, lasst es euch schmecken. Für euch und uns fängt die Ausbildung an, aber niemand soll hungrig lehren und lernen. Ein leerer Bauch studiert ebenso ungern wie ein leerer Kopf.«
    Gemeinsam trugen die Gefährten die Speisen und die Krüge mit den Getränken zum großen Tisch und setzten sich. Die Säfte und der Wein schimmerten im Licht der vielen Flammen. Der runde Mond schwebte über die den Dächern der Stadt und übergoss Jerusalem mit sanftem Silberlicht.

Der Koran im Mittelalter
    Henri, Uthman und Joshua zeigen, wie Christen, Moslems und Juden in freundschaftlicher Eintracht miteinander leben können. Man respektiert sich, man lernt etwas über den Glauben der anderen, man diskutiert die Unterschiede und ist sich immer auch der Gemeinsamkeiten bewusst – es herrscht aufgrund des Respekts und der Freundschaft zwischen den drei Männern Friede zwischen den Religionen. Doch die streng geordnete Gesellschaft im Mittelalter stand solchen Freundschaften über die Grenzen der Religion hinweg verständnislos, ja sogar feindselig gegenüber. Christen machten zwar Geschäfte mit Juden und auch mit Muslimen, es gab diplomatische Kontakte gerade zu islamischen Herrschern auf höchster politischer Ebene, aber die Geschichte zeigt immer wieder, dass sogar auf christlicher Seite starke Vorbehalte den wirklichen Kontakt behinderten. Wer Umgang mit den »Ungläubigen« pflegte, bewegte sich auf unsicherem Boden.
    Selbst die direkte Konfrontation, aber auch die friedliche Begegnung mit den Muslimen im Heiligen Land, wo mit der Errichtung der Kreuzfahrerherrschaft christliche Fürsten auch über muslimische Untertanen herrschten, wo sogar muslimische Truppen unter christlichen Heerführern dienten, führten nicht zu einem tieferen Verständnis des Islam. Die Trennung zwischen den beiden Religionen wurde in dieser Zeit sogar noch zementiert. Erst spät sollte ein Impuls zu einer bewussten Auseinandersetzung mit dem Koran und seinen Lehren aus dem Heiligen Land kommen, doch wurde hier nur das aufgegriffen, was in der Zwischenzeit schon in Westeuropa vorgedacht worden war.

Die Entstehung des Korans
    Um zu verstehen, wie der Koran von den Christen in Westeuropa aufgenommen wurde, ist es hilfreich, zunächst den Blick auf die Zeit der Entstehung des heiligen Buchs des Islam zu richten.
    Vom Leben des Propheten Mohammed ist einiges bekannt, doch weiß man vieles nicht genau. Sicher ist jedoch, dass er im Jahr 632 in Medina starb, wohin er mit seinen Anhängern zehn Jahre zuvor ausgewandert war. Und zehn Jahre davor wurde ihm seine prophetische Sendung offenbart. Ob sich diese Wende in Mohammeds Leben tatsächlich in seinem vierzigsten Lebensjahr vollzog, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, auch nicht, ob er wirklich im Jahr des Elefanten, also 570, geboren wurde. Allgemein geht man davon aus, dass das Berufungserlebnis ins Jahr 612 fiel.
    Allein der Koran gilt als allgemein anerkannte Quelle für Informationen über das Leben Mohammeds. Daneben gibt es auch noch das »Leben des Propheten« von Ibn Ishaq, das aber nur in der gekürzten und kommentierten Bearbeitung durch Ibn Hisam, der 834 starb, erhalten ist. Weitere Berichte enthält das
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