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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente
Autoren: Hanns Kneifel
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vorwagen konnten. Militärisch konnte man den Angreifern wenig entgegensetzen, und so erteilte Kaiser Michael III. (Bas. 842-867) dem Apologeten und Dogmatiker Niketas von Byzanz den Auftrag, eine Schrift zur Widerlegung des Korans zu verfassen. Dafür erntet der Kaiser in der Einleitung großes Lob. Michael ertrage es nicht, schreibt Niketas, »nur die unglücklichen Körper der Barbaren immer wieder in die Flucht zu schlagen, wenn er nicht auch ihre gegen Gott kämpfenden Seelen gleichsam mit dem zweischneidigen Wort der Wahrheit zerschneidet. Daher ruft er auch die Araber zur wahren Frömmigkeit auf, indem er durch die Widerlegung mit Argumenten der Wahrheit ihre widersinnige und irrige Unfrömmigkeit niederschießt.« In sehr martialischen, der Sprache des Krieges entlehnten Worten formuliert Niketas hier, was er als seine Aufgabe betrachtet. Er bittet anschließend Christus zum einen darum, dem Kaiser militärische Siege zu gewähren, zum anderen ihm selbst die Zunge zu stärken, »damit ich etwas, was des frommen Glaubens der Christen würdig ist, sagen und die Unfrömmigkeit der Barbaren ganz widerlegen kann« [Niketas, Confutatio, Prog. 19-35 (S. 3)]. Die Idee hinter dem Werk des Niketas ist demnach ganz deutlich: Die militärischen Bemühungen müssen durch eine Widerlegung der Lehren Mohammeds ergänzt werden, um einen vollständigen Sieg zu erringen. Für diese Strategie dürfte auch gesprochen haben, dass sich das Byzantinische Reich seit der ersten Welle der islamischen Expansion nahezu pausenlos in der militärischen Defensive befand und ständig weitere Gebiete verlor. Niketas muss erkannt haben, dass es ihr Glaube war, der die Soldaten aus verschiedenen Völkern in den muslimischen Armeen zusammenschweißte und vereinte. Hier anzusetzen schien wohl das Gebot der Stunde gewesen zu sein.
    Für Niketas war es selbstverständlich, dass den Lehren des Korans widersprochen werden konnte: »Das sehr unsinnige Buch Mohammeds bietet viele Ansätze zur Widerlegung, denn es ist ganz brüchig und stürzt leicht ein, so wie ein brüchiges Haus.« Einen dieser Ansätze sieht er im Vergleich mit der Bibel. Dabei geht er zunächst von formalen Kriterien aus, wenn er schreibt: »In der von Gott inspirierten Schrift steht jedes einzelne Buch gesondert für sich, wenn es auch auf einen einheitlichen Zweck, die Frömmigkeit, gerichtet ist, aber jedes ist doch deutlich unterschieden.« Er verweist auch darauf, »dass sie allein schon durch den Titel jeder einzelnen Abhandlung auch den Uneingeweihten zum Anhören bewegt«. In seinem Werk geht Niketas ausführlich auf den Inhalt des Korans ein, den er nach einer heute verlorenen griechischen Übersetzung zitiert. Dabei spart er nicht mit Anklagen, um den Koran als Lügengebäude zu entlarven. Er erhob als Erster gegen die Muslime den Vorwurf, Idole zu verehren. In seiner »Ersten Widerlegung« heißt es: »Damit seine [Mohammeds; JD] List auch noch ganz deutlich werde, stiftete er die unglücklichen Barbaren dazu an, das in Baka [d. i. Die Kaaba; JD] befindliche Götzenbild, das er Anbetungsobjekt des Gottesdienstes nennt, anzubeten. […] Wie wir von einem ihrer Leute erfahren haben, der zu den Christen gekommen ist, sitzt in der Mitte des Hauses ein steinernes Götzenbild. Die Leute also, die den Auftrag dieses vom Teufel besessenen Mannes erfüllen, neigen ihre unglücklichen Nacken, strecken eine Hand in die Höhe zu dem Götzenbild hin, halten mit der anderen ihr Ohr fest und laufen im Kreise herum, bis sie vom Schwindel ergriffen niederfallen. Ich glaube, diese Statue ist jenes bekannte Götzenbild der Aphrodite, wie sie wohl auch selbst sagen würden« [Niketas, Confutatio I, 12 (S. 57)]. Diese Darstellung basiert wohl auf Berichten von den Ritualen der Pilger in Mekka, doch sind sie völlig entstellt, zu einer Farce der muslimischen Riten verfremdet, ob nun absichtlich oder aufgrund unverstandener Berichte, ist nicht zu klären. Niketas verbreitete auch die Behauptung, die Muslime verehrten mehrere Götter. Auch diese Meinung sollte sich über Jahrhunderte als Vorurteil über den Islam halten, obwohl spätestens seit dem 12. Jahrhundert enge Kontakte zwischen den Religionen bestanden.

Erste Auseinandersetzungen mit dem Islam in Spanien
    Als die Araber die iberische Halbinsel eroberten, bedeutete das für die dort lebenden Christen zwar eine militärisch und politisch neue Situation, man musste sich mit den neuen Machthabern arrangieren, was die Ausübung ihres
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