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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente
Autoren: Hanns Kneifel
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Überdies wurde auch die Echtheit der Offenbarungen angezweifelt. Von dieser Schmähung wird auch im Koran berichtet. So sagte ein Gegner Mohammeds über den Koran: »Das ist nur eine Zaubergeschichte, das ist nur Menschenwerk« [Sure 74, 24-25]. Und es hieß auch: »Sollen wir wirklich unsere Götter um eines besessenen Dichters willen aufgeben?« [Sure 37, 35.] Den Zweiflern hält der Koran Folgendes entgegen: »Herabgesandt hat ihn der, welcher das Verborgene im Himmel und auf Erden kennt; siehe, er ist verzeihend und barmherzig« [Sure 25, 7].
    Von den Anfeindungen ließ sich Mohammed nicht beeindrucken. Er folgte dem Beispiel der Propheten des Alten Testaments, deren Geschichten ihm wohl aus Erzählungen bekannt waren. In diese schwierige Zeit fielen auch die Reise nach Jerusalem und die so genannte Himmelfahrt, eine Vision Mohammeds, von der am Beginn der gleichnamigen Sure berichtet wird: »Preis dem, der seinen Diener des Nachts entführte von der heiligen Moschee zur fernsten Moschee, deren Umgebung wir gesegnet haben, um ihm unsere Zeichen zu zeigen.« Es heißt, Mohammed sei in dieser Nacht auf dem menschenköpfigen Pferd Buraq durch die Lüfte nach Jerusalem geritten – oder vielmehr geflogen. Dort sei er dann auf einer Leiter aus Licht hinauf zum himmlischen Thron gestiegen. Der Aufstieg soll am Heiligen Felsen erfolgt sein, der sich heute unter der Kuppel des Felsendoms befindet.
    Die schwierige Lage in Mekka besserte sich nicht. Erst mit der Entscheidung, in die Stadt Yathrib umzusiedeln, sollte der entscheidende Aufschwung für die Lehre und die Gemeinschaft der Muslime erfolgen. In kleinen Gruppen ließ Mohammed seine Anhänger übersiedeln, dann kam er selbst am 20. September 622 in die Stadt, die er Medina nannte. Dieser Umzug von Mekka nach Medina ist allgemein als »Hidschra« bekannt. Mit diesem Jahr begann die muslimische Zeitrechnung.
    Die nächsten Jahre standen im Zeichen zunehmender militärischer Auseinandersetzungen mit den Mekkanern. Gegenseitige Überfälle waren in dieser Zeit an der Tagesordnung. Unterdessen wurde Mohammeds Stellung als Anführer gestärkt. Schließlich konnten die Muslime im Jahr 630 Mekka nahezu kampflos einnehmen. Nun ließ Mohammed die Götzenbilder aus der Kaaba, dem Heiligtum aus der vorislamischen Zeit, entfernen. Er machte den Bau zum Hauptheiligtum des Islam und zum Ziel der islamischen Wallfahrt. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, am 8. Juni 632 starb er in Medina, wo sein Grab noch heute unzählige Pilger besuchen. Seinen Anhängern hinterließ er die Offenbarungen, die er über zwanzig Jahre hinweg empfangen hatte.
    Der Koran – das Wort bedeutet »Lesung« oder »Rezitation« – wurde nicht von Mohammed selbst niedergeschrieben. Zu seinen Lebzeiten wurden die Offenbarungen von seinen Anhängern zum Teil auswendig gelernt, aber auch schon niedergeschrieben. Erst nach dem Tod des Propheten begann man mit einer systematischen Sammlung dieser Fragmente. Es war schließlich der dritte Kalif Uthman (Klf. 644-656), der eine allgemein anerkannte Sammlung aller Offenbarungen zusammenstellen ließ. Gegenüber dieser Redaktion des Korans kamen abweichende Sammlungen außer Gebrauch, doch es gab weiterhin Verschiedenheiten in den Lesarten einzelner Verse.
    In späteren Jahrhunderten sollten sich die christlichen Kommentatoren an dem Prinzip stoßen, nach dem die Suren des Korans angeordnet waren. Wie es im Orient auch bei anderen Textsammlungen üblich war, wurden die Suren der Länge nach geordnet. Die frühen, aber kurzen Suren kamen so an das Ende des Buches, während die längeren, aber später entstandenen Texte den Anfang bildeten. Damit war die chronologische Ordnung erheblich durcheinandergebracht worden. Doch während die christlichen Kritiker im Mittelalter den Koran aus diesem Grund als konfus schmähten, waren sich die Muslime dieses Umstands immer bewusst. Schon bald nach der Niederschrift war eine chronologische Liste der Suren verfasst worden.

Byzanz und der Koran
    Das Byzantinische Reich war eines der ersten christlichen Gebiete, das durch die Eroberungen der islamisch-arabischen Armeen schon bald nach dem Tod Mohammeds bedeutende Gebietsverluste hinnehmen musste. Ägypten und Syrien wurden erobert, womit auch Jerusalem im Jahr 638 unter die Herrschaft der Muslime kam. Die Lage wurde für Byzanz immer bedrohlicher, schon bald hatte es die Seeherrschaft im östlichen Mittelmeer an die arabischen Flotten verloren, die sich nun bis Konstantinopel
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