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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten
Autoren: Christophe André
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dass Sie ins Auto steigen und ein Stück weit wegfahren. Wenn Sie weit genug weg sind, können Sie anhalten, aus dem Auto steigen, sich umdrehen und rückwärtsschauen. Aus dieser Entfernung scheint der Berg weniger erdrückend. Von hier aus können Sie beginnen, sich verschiedene Methoden auszudenken, um den Berg zu überwinden. Vielleicht entdecken Sie einen Weg, der um den Berg herumläuft, oder einen Tunnel, der unter dem Berg hindurchführt. Aber auf jeden Fall erscheint der Berg der Schüchternheit aus dieser Distanz viel weniger erdrückend. Und allmählich merken Sie, dass bestimmte Ängste und Besorgnisse unbedeutend werden und andere sogar verschwinden. Und die, die bleiben, werden aus dieser Distanz sehr viel überschaubarer. Alles wird viel leichter, alles wird möglich.«
    Anhand dieser Metapher wird deutlich, dass die Schüchternheit sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt (Gefühl der Angst, geringer Selbstwert, Vermeidungsverhalten). Ebendiese Komponenten, aus denen sie besteht, können zu etwas völlig Positivem werden, wenn man sie als Aufgaben wahrnimmt, die man angehen und überwinden kann. Und aus einer bestimmten Sicht, die vielleicht ein wenig provozierend ist, wenn man darüber nachdenkt, wird uns allmählich bewusst, dass das Leben sehr langweilig wäre, wenn wir nicht auf Schwierigkeiten stoßen würden. Es ist die übermäßige Schüchternheit, die wir als destruktiv erleben, weil sie unser Funktionieren im Alltag behindert. Diese übermäßige Schüchternheit lässt sich durch die Distanz unter Kontrolle bringen, die wir gegenüber unserem Verhalten einnehmen können.
    Wenn wir mit einigen der in diesem Kapitel vorgestellten Methoden arbeiten und die Schüchternheit relativieren, können wir einen gesunden und moderaten Grad an Schüchternheit durchaus schätzen lernen. Dieser Grad erlaubt, sich von einer lähmenden Angst zu befreien und die Freuden des Austausches und Sichmitteilens zu entdecken, während man sich gleichzeitig die Qualität des Zuhörens und der Empathie bewahrt, die den Schüchternen eigen ist. Also, schüchterne Freundinnen und Freunde: Ändern Sie sich ein wenig, um so sehr wie möglich Sie selbst zu bleiben. Lernen Sie, sich von anderen wertschätzen zu lassen für das, was Sie sind, ohne zu sehr deren Erwartungen entsprechen zu wollen.

2 – Laurent Chneiweiss
    Die Angst vor der Krankheit überwinden
    Vor einigen Monaten ging ich zu Luc, einem befreundeten Hautarzt, um mich untersuchen zu lassen.
    Luc ist nicht nur einer meiner besten Freunde, sondern überdies auch mein Arzt. Seit einigen Jahren bilden sich auf meinem Gesicht Keratosen (Verhornungen), die Luc gewissenhaft mit flüssigem Stickstoff entfernt. Keratosen sind gutartige Hautveränderungen vermutlich infolge von Sonneneinstrahlung, die jedoch nach mehreren Jahren in Krebs umschlagen können. Jetzt ist das Wort heraus, und ein leichtes Schaudern überkommt den Leser wie auch den Verfasser dieser Sätze: Krebs .
    Was sich bei der Krankheitsangst abspielt
    Wie alle Ärzte habe auch ich gelernt, dass es schwach aggressive bösartige Hauttumoren (die Basaliome) und hochaggressive gibt, insbesondere die malignen Melanome (schwarzer Krebs) und die Spinaliome (Hornkrebs). Mit »Aggressivität« ist die Fähigkeit dieser Tumoren gemeint, Metastasen zu bilden, die sich im ganzen Körper ausbreiten. Bei einem Metastasenbefall ist die Prognose natürlich ungünstig.
    Eine nicht so harmlose Sache
    Seit einigen Wochen hatte sich auf meiner Nase eine Stelle gebildet, die ich für eine Keratose hielt. Ich entschloss mich, meinen Freund aufzusuchen. Es war vor Weihnachten, und ich wollte kurz danach in die Berge fahren. Wie gewöhnlich ging ich davon aus, dass er die Stelle mit flüssigem Stickstoff behandeln würde. In fünf Minuten wäre das Ganze erledigt. Aber die Dinge entwickelten sich nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Luc erklärte: »Du solltest jetzt erst einmal in die Ferien fahren und dich erholen. Nach deiner Rückkehr werde ich eine Biopsie machen. Es hat keine Eile, es ist nichts Schlimmes, aber ich möchte es gern abklären.«
    In dem Moment und auch in den folgenden zwei Wochen hatte ich keine Angst. Ich sagte mir, dass Luc seine Sorgfalt demonstrierte und er am Ende dieselbe Behandlung durchführen würde wie gewöhnlich:
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