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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten
Autoren: Christophe André
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einige Minuten in der Situation verharren und dann mehrmals einen neuen Anlauf nehmen, indem Sie jeweils immer etwas länger in der Situation verharren. Ich erinnere mich noch an Jérôme, einen jungen Patienten, der Personalleiter in einem großen Unternehmen im Baugewerbe war. Man hatte ihn an mich verwiesen, weil er Schwierigkeiten hatte, bei Konferenzen vor anderen zu sprechen. Er begann seine ersten Konfrontationsübungen damit, dass er Konferenzen mit ein oder zwei Mitarbeitern einberief. Er sorgte dafür, dass die Konferenz so lange dauerte, bis seine anfängliche Angst um mindestens die Hälfte abgenommen hatte, bevor er die Konferenz beendete. Er wiederholte die Erfahrung unzählige Male, indem er langsam sowohl die Anzahl der Personen als auch die Dauer der Konferenzen steigerte.
    â€“Selbst wenn Sie nach einiger Zeit das Gefühl haben, dass Sie mit einer bestimmten Situation problemlos umgehen können, sollten Sie sich weiterhin oft genug mit ihr konfrontieren, bis sie keine oder kaum noch Angst auslöst. So wie man mehrfach auf den Sattel steigen muss, bevor man beim Fahrradfahren gut das Gleichgewicht halten kann, verlangt Selbstvertrauen ständige Pflege und wiederholtes Bemühen. Es ist wirksamer, dieselbe Übung mehrmals zu wiederholen, als sich zu zwingen, zu früh einen zu hohen Grad an Angst auszuhalten.
    â€“Nachdem Sie sich der Situation ausgesetzt haben, verharren Sie noch einige Minuten darin, um sich zu vergewissern, dass Ihre Angst nicht wieder zunimmt. Sollte das der Fall sein, verlängern Sie die Konfrontation, bis Ihre Angst auf ein erträgliches Maß reduziert ist.
    â€“Sie müssen sich voll und ganz aussetzen. Das heißt, dass Sie sich der Situation vollkommen bewusst bleiben sollten. Sie dürfen sich nicht zwingen, an etwas anderes zu denken, und auch nichts anderes tun, um die Situation weniger beängstigend zu machen. Vermeiden Sie nicht die Blicke anderer, und versuchen Sie nicht, Ihre Emotionen zu verschleiern (durch eine Sonnenbrille, übermäßiges Make-up, Alkohol oder Medikamente oder indem Sie Ihr Taschentuch oder Ihr Handy herausholen etc.).
    â€“Machen Sie keine »Gewaltkur«. Auf keinen Fall sollten Sie sich zwingen, in der Situation zu bleiben, wenn sie für Sie zu unerträglich wird. Wählen Sie in diesem Fall aus der Liste Ihrer angstauslösenden Situationen eine weniger angstauslösende Situation aus. Entscheidend ist nicht, sofort Erfolg zu haben, sondern beharrlich zu sein.
    â€“Seien Sie geduldig. Es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, die für eine tiefgreifende Veränderung notwendig ist, selbst wenn es langsam geht. Ihre »schlechten« Angewohnheiten sind vermutlich sehr alt, sie können also nicht in wenigen Tagen verschwinden. Um sich zu ermutigen, machen Sie sich Ihre Erfolge bewusst, auch wenn sie in Ihren Augen noch so klein sind, und beglückwünschen Sie sich dazu, denn niemand wird es an Ihrer Stelle tun. Sie können darauf stolz sein. Führen Sie sich vor Augen, was Ihnen heute gelingt im Vergleich zu dem, was Ihnen vor einigen Tagen oder auch Wochen gelungen ist. Sich das regelmäßig bewusst zu machen wird Ihnen erlauben, die Dinge zu relativieren und mit sich selbst toleranter zu sein.
    Sich selbst behaupten
    Eine andere direkte Konsequenz der Schüchternheit ist die Schwierigkeit, sich gegenüber anderen zu behaupten: die Angst, eine Bitte zu äußern, die Angst, nein zu sagen, eine Kritik, ein Kompliment oder Ähnliches zu äußern oder einzustecken.
    Die Angst vor der Reaktion anderer
    Lange Zeit fiel es mir sehr schwer, mich im Alltag zu behaupten. Der Grund ist ziemlich einfach: Wenn ich zu mir stehe, setze ich mich der Reaktion anderer aus, und da ich fürchte, dass diese Reaktion negativ ausfallen könnte, schweige ich. Ein fehlendes oder mangelhaftes Selbstbewusstsein geht oft mit der Angst einher, von anderen abgelehnt oder sogar angegriffen zu werden. Die Kehrseite des mangelnden Selbstbewusstseins ist, dass es mich in eine Negativspirale treibt, die sich so zusammenfassen lässt: »Ich habe Angst, abgelehnt und nicht geliebt zu werden, folglich fürchte ich mich vor der Reaktion anderer, folglich stehe ich nicht zu mir, folglich erreiche ich nichts, folglich achte ich meine Bedürfnisse nicht, folglich achte ich mich selbst nicht, folglich lerne ich nicht, mir selbst zu vertrauen, folglich zweifle ich an meinen
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