Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
seiner Schwiegereltern war ein wunderbarer Platz zum Schlafen. Es war nur sechs Meter vom Wasser entfernt, und wenn eine leichte Brise aufkam, schlugen die Wellen sanft gegen das Ufer – ein Hintergrundgeräusch, mit dem man schlief wie ein Embryo unter dem Herzschlag der Mutter.
    Am Samstag hatte Rapp Washington unverzüglich verlassen. Er hatte kurz mit Irene Kennedy gesprochen – doch es war kein angenehmes Gespräch gewesen. Angesichts der Tatsache, dass sie um Haaresbreite an einer Katastrophe vorbeigeschliddert waren und dass sich einige hochrangige Persönlichkeiten in Washington ziemlich dilettantisch verhalten hatten, konnte er nicht umhin, seine Meinung über diese Leute offen auszusprechen. Irene Kennedy riet ihm, seine Ansichten für sich zu behalten, worauf Rapp das Gespräch beendete.
    Er verließ Washington mit einem Privatjet und flog nach Rhinelander, Wisconsin, wo ihn seine Frau abholte. Am Abend saßen sie dann alle zusammen am Lagerfeuer und erzählten sich Geschichten. Die Ereignisse der vergangenen Woche wurden mit keinem Wort erwähnt.
    In der kleinen Küche fand Rapp eine Kanne Kaffee und eine Nachricht mit den Worten Liebling, bin Wasserskifahren . Lächelnd schenkte er sich eine Tasse Kaffee ein und blickte auf den See hinaus. Zwischen den hohen Kiefern sah er Anna und ihre Brüder mit ihren Wasserskiern am Nordufer dahingleiten. Er ging ins Schlafzimmer zurück und zog die Badehose und ein altes Sweatshirt an.
    Auf dem Weg zur Küche klingelte sein Telefon. Er nahm es zur Hand und blickte auf das Display; es war Irene Kennedy. Sie versuchte nun schon zum vierten Mal ihn zu erreichen, seit er Washington verlassen hatte. Es gab hier keinen Fernseher, und er hatte bisher auch noch nicht das Radio eingeschaltet, um mitzubekommen, was in der Welt vor sich ging. Einige Augenblicke starrte er auf das Display hinunter und beschloss dann, dass es vielleicht doch besser war, sich zu informieren, falls etwas vorgefallen war.
    »Hallo«, meldete er sich.
    »Guten Morgen«, sagte Irene Kennedy ein wenig zurückhaltend.
    »Alles okay?«, fragte Rapp.
    »Ja, es ist alles in Ordnung. Ich sitze gerade auf der Terrasse und sehe Tommy zu, wie er eine Sandburg baut. Hat es einen bestimmten Grund, dass du nicht rangehst?«
    Rapp griff nach seiner Kaffeetasse und ging vors Haus. »Mir war nicht nach Reden zumute«, sagte er und ging über das taufeuchte Gras zum Bootssteg.
    »Und woran liegt das?«
    Seit er aus Washington aufgebrochen war, hatte sein Ärger über all jene in Washington, die den Kampf gegen den Terrorismus nicht so ernst nahmen wie er, noch um einiges zugenommen. »Was glaubst du, Irene?«, fragte Rapp und betrat den Bootssteg. »Ist dir womöglich der Gedanke gekommen, dass ich von dem ganzen Quatsch genug haben könnte?«, fügte er resignierend hinzu.
    »Könntest du dich ein bisschen deutlicher ausdrücken?«
    »Also, es haben nur wenige Minuten gefehlt, und fünfhundertausend Menschen wären ums Leben gekommen und die Hauptstadt des Landes wäre dem Erdboden gleichgemacht worden.«
    »Aber dazu ist es nicht gekommen, Mitch – dank dir und Paul Reimer und Skip McMahon und vielen anderen.«
    Rapp setzte sich auf den Stuhl am Ende des Bootsstegs. »Es hätte gar nicht so weit kommen dürfen, Irene. Wir haben einfach Glück gehabt.«
    »Aber wir haben den Anschlag verhindern können, und der Präsident ist dir sehr dankbar für das, was du geleistet hast.«
    Rapp blickte auf die spiegelglatte Wasserfläche hinaus. Er hätte Irene Kennedy am liebsten gesagt, was ihn der Präsident konnte. »Weißt du«, erwiderte er stattdessen, »im Moment kümmert es mich nicht allzu sehr, was der Präsident denkt.«
    »Das ist schade, weil du nämlich der Einzige bist, der ihn davon abbringen kann, dich öffentlich zu loben, wenn er sich heute in einer Ansprache an die Nation wendet.«
    Rapp war einen Moment lang sprachlos. »Wovon redest du?«, fragte er schließlich.
    »Hast du keine Zeitung gelesen und die Berichte im Fernsehen nicht verfolgt?«
    »Nein. Ich bin hier irgendwo im Norden von Wisconsin. Die nächste Stadt ist fünfundzwanzig Kilometer entfernt.«
    »Na ja, die Explosion am Mount Weather wurde von Erdbebenwarten überall auf der Welt registriert. Die französische Regierung hat sich beklagt, dass wir uns nicht an das Atomteststoppabkommen halten, die Deutschen meinen, dass es einen Zwischenfall in einem AKW westlich von Washington gegeben habe, und in den amerikanischen Medien kursieren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher