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Die Gefahr

Die Gefahr

Titel: Die Gefahr
Autoren: Vince Flynn
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schlossen die Tür und drückten den Knopf, um das Ding ins unterste Geschoss zu befördern. Rapp sah dem Aufzug einen Augenblick nach und sprang dann wieder in den Wagen, der schon wieder gewendet hatte.
    Während sie davonbrausten, sah er auf die Uhr. Sie hatten noch etwas mehr als acht Minuten.
    »Also, was ist in der Kühlbox?«, fragte der Fahrer.
    Rapp lachte. Es war anzunehmen, dass es der junge Mann früher oder später doch erfahren würde. »Eine Bombe.«
    »Was für eine Bombe?«
    »Eine Atombombe.«
    »Ist ein Witz?«
    »Nein. Geben Sie lieber Gas – sie wird nämlich in acht Minuten hochgehen, und wenn die Panzertüren der Explosion nicht standhalten, sind wir im Arsch.«
    Der junge Mann trat aufs Gaspedal und brauste weiter den Tunnel entlang. Nicht einmal eine Minute später hielten sie mit quietschenden Reifen vor der ersten Panzertür an, die bereits halb geschlossen war. Sie ließen den Wagen stehen und liefen los. Einer nach dem anderen rannten sie auch durch die zweite Tür und weiter die Straße hinauf, die in die helle Nachmittagssonne führte. Der Chef des Sicherheitsteams sagte seinen Männern, was in der Kühlbox war, worauf sie ihn mit entsetzten Gesichtern ansahen. Die Szene wirkte so absurd, dass Rapp lachen musste.
    Als sie zum Hubschrauberlandeplatz kamen, waren es noch knapp drei Minuten bis zur Explosion. Sie stiegen ein, und der Helikopter hob ab und brauste ostwärts davon. Rapp rief Reimer an und teilte ihm mit, dass die Bombe sicher verwahrt war. Reimer wies ihn darauf hin, dass sie zum Zeitpunkt der Explosion möglichst über eineinhalb Kilometer entfernt sein sollten. Wenn sie das schafften, brauchten sie sich wegen des elektromagnetischen Impulses der Waffe keine Sorgen zu machen, der andernfalls die Maschine zum Absturz bringen konnte. Rapp wies die Piloten an, mit Höchstgeschwindigkeit und möglichst tief zu fliegen.
    Er blickte auf die Uhr, zählte die Sekunden, dachte an seine Frau und wünschte sich, der Helikopter möge etwas schneller fliegen. Als es nur noch zehn Sekunden bis zur Detonation waren, rief er allen im Hubschrauber zu: »Schließt die Augen – und macht sie erst wieder auf, wenn ich es euch sage.«
    Rapp zählte die Sekunden im Kopf. Er zählte bis zehn, und als er nichts hörte, zählte er weiter. Nach zwanzig Sekunden griff er zum Telefon und rief Reimer an. »Was ist los? Ist sie hochgegangen?«, fragte er.
    »Und ob. Wir haben das Beben bis hierher gespürt.«
    »Hat der Berg der Explosion standgehalten?«
    »Das weiß ich nicht. Sie müssten es eigentlich besser beurteilen können als ich.«
    Rapp bat den Piloten, kurz zu wenden, damit er sich ein Bild machen konnte. Er blickte zu dem baumbestandenen Berg hinüber, auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen, dass der Bunker der Explosion nicht standgehalten hatte. Doch da war weit und breit keine Rauchwolke zu sehen.
    Rapp lächelte. »Sagen Sie dem Präsidenten, dass wir es geschafft haben. Es hat geklappt.«
    »Ich meine, Sie sollten es ihm sagen«, erwiderte Reimer. »Sie haben den schwersten Part gemeistert.«
    »Es war Ihre Idee, Paul. Rufen Sie ihn an. Ich mache erst mal ein kleines Nickerchen.« Rapp beendete das Gespräch, bevor Reimer etwas einwenden konnte. Er verspürte plötzlich das starke Bedürfnis, mit einem ganz bestimmten Menschen zu sprechen.
    Er suchte die Nummer in seinem Telefon und rief an. Nachdem es sechsmal geklingelt hatte, meldete sich die vertraute Stimme seiner Frau.
    »Sag nicht, dass du nicht kommst«, sagte sie enttäuscht.
    »Ich habe doch gesagt, dass ich komme, oder etwa nicht?«
    »Dann schaffst du es doch noch?«, fragte sie begeistert.
    »Ja, ich bin zum Abendessen da.« Nach dem, was zuletzt passiert war, ging Rapp davon aus, dass ihm die Agency ihren G-V-Executive-Jet für einen kleinen Privattrip zur Verfügung stellen würde.
    »Dann ist also alles in Ordnung?«
    Rapp blickte zu den Kommunikationstürmen hinüber, die immer noch auf dem Gipfel des Mount Weather standen. »Ja, Liebling, alles in bester Ordnung.«
     

EPILOG
    MONTAGMORGEN, MEMORIAL DAY
    Die Vögel sangen, die Sonne guckte durch die Rollläden herein und in der Ferne tuckerte ein Außenbordmotor in der morgendlichen Stille. Es war Sommer. Rapp drehte sich um und streckte die Hand aus – in der Erwartung, die glatte, weiche Haut seiner Frau zu spüren. Er fand jedoch nur ein zerwühltes Kissen. Rapp war sich nicht sicher, ob er weiterschlafen oder lieber aufstehen sollte. Das Ferienhäuschen
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