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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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hatte nicht bedacht …«
    »Vergessen Sie’s.«
    Tahn fühlte sich zunehmend schuldbewußt. In der vergangenen Woche hatte er seine Mannschaft behandelt, als wären sie Fremde. Das hatte dazu geführt, daß sie praktisch nur noch auf Zehenspitzen um ihn herumschlichen. Aber er konnte nichts dagegen tun. Er kam sich vor wie in einer Falle, zu ruchlosen Taten gezwungen. Er hatte die möglichen Alternativen wieder und wieder durchdacht, doch die einzige Möglichkeit, seine inneren Konflikte zu lösen, bestand offenbar darin, sein Kommando niederzulegen.
    Dieser Gedanke allerdings ließ ihm kalte Schauer über den Rücken laufen. Die Galaktischen Magistraten würden mit der Begründung, es handle sich um eine Frage der galaktischen Sicherheit, sämtliche Erinnerungen an seine Dienstzeit ausradieren. Anschließend würde man ihn für den Rest seines Lebens in irgendeinem Heim unterbringen. Die Magistraten brachten wenig Sympathie für Captains auf, die nicht in der Lage waren, ihre Befehle zu befolgen, ganz gleich, wie bedrückend sie auch sein mochten.
    Und im letzten Jahr waren diese Befehle verdammt bedrückend geworden. Wie viele Planeten hatte er zerstört? Vier? Oder sollte er die halbe Maßnahme auf Nuja mitzählen? Und in diesem Augenblick stand er im Begriff, Horeb zu vernichten.
    Der Schmerz in Tahns Magen verstärkte sich, als er sah, wie Iona abermals die Spritze hob. »Das hier sieht nur groß aus, Mikael, aber es wird dir keinerlei Schmerzen bereiten. Manchmal bewirkt es allerdings, daß man merkwürdige Dinge hört oder sieht. Kümmere dich einfach nicht darum, in Ordnung?«
    »Was hört und sieht man denn?«
    »Oh, sonderbare Stimmen oder Lichtblitze. Aber sie sind nicht wirklich. Laß dir davon keine Angst einjagen.«
    Der Junge warf ihm einen anklagenden Blick zu. »Umkreisen wir Horeb, Sir?«
    Tahn hielt den Atem an. »Ja.«
    »Ich habe eine Cousine auf Horeb. Kann ich sie besuchen? Ich glaube, sie wohnt in einer Stadt namens Seir.«
    »Wir werden nicht sehr lange bleiben. Eigentlich sind wir nur hier, um einen Gefangenen an Bord zu nehmen.«
    »Aber der Doktor sagte eben, wir würden für mehrere Stunden bleiben. Wenn Sie mir keine Spritze geben, könnte ich vielleicht nach unten gehen, nur für ein paar Minuten.«
    »Nein. Es … es tut mir leid.«
    Mikael zupfte am Ärmel seiner braunen Robe. »Ich nehme an, das spielt sowieso keine Rolle. Meine Cousine vermutet wahrscheinlich, daß ich tot bin. So wie alle anderen auch.«
    Tahn schob die Hände in die Hosentaschen und verwünschte seine eigene Machtlosigkeit. Er hatte keine Wahl. Die von Slothen erhaltenen Befehle zwangen ihn, als erstes die Hauptstadt anzugreifen. In einer Stunde würde die Cousine des Jungen unter geschmolzenem Fels und Schutt begraben sein.
    Er bemühte sich, seiner Stimme Festigkeit zu verleihen. »Warum legst du dich nicht hin, Mikael? Es wird nicht sehr lange dauern.«
    »Ja, Sir.« Der Junge streckte sich auf dem Bett aus. Seine kleinen Finger krampften sich um die graue Decke, während er beobachtete, wie Iona näherkam und sich über ihn beugte. Die Spritze glänzte silbern.
    Sanft sagte Iona: »Ich muß deinen Ärmel hochschieben. In Ordnung, Mikael?«
    »Machen Sie schnell, bevor ich es mir anders überlege.«
    »Oh, keine Sorge. Das hier ist nicht halb so schlimm, wie es aussieht.«
    Iona schob den braunen Stoff an Mikaels linkem Arm hoch und setzte den Lauf der Spritze auf die Haut. Das Zischen von Preßluft ertönte. Mikael schlug die Augen auf und schaute verwundert auf den kalten Fleck auf seinem Arm.
    »Siehst du? Es hat nicht weh getan, oder?« fragte Iona.
    »Nein, Sir.«
    »Wenn dein Körper das Mittel aufnimmt, kann es ein wenig schmerzen, aber dann schläfst du wahrscheinlich schon fast. Du wirst höchstens eine Minute lang etwas spüren.« Iona trat zurück.
    Tahn stieß einen Seufzer aus und ging zum Bett hinüber. Er kniete sich hin und zwang sich zu einem Lächeln. »Alles in Ordnung?«
    Mikael starrte ihn nur an.
    Tahn zog die Decke hoch und steckte sie rings um Mikaels Beine fest, damit dem Jungen auch warm genug war. »Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müßtest. Du wirst nur ein paar Stunden schlafen, und wenn du aufwachst …«
    »Bringen Sie mich zu Magistrat Slothen? Damit ich mit ihm reden kann? Ich muß mit ihm sprechen. Ein Engel hat mir gesagt, daß ich das tun soll.«
    »Ein Engel?« Tahn verspürte ein leises Kribbeln an seiner Wirbelsäule. Imaginäre Freunde? Abwehrmechanismen
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