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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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von purem Haß.
    Tahn legte die Marke wieder auf den Teppich zurück. Um Gottes willen, kann denn keiner von uns jemals den schrecklichen Erinnerungen an Mord und Zerstörung entkommen? Mikael fing leise an zu weinen. Als wollte er einem Feind zeigen, daß er unbewaffnet war, hob Tahn die offenen Hände, legte dann vorsichtig einen Arm um den Jungen und drückte ihn sanft an sich.
    Mikaels Gesicht verzog sich vor Entsetzen. Er stieß einen schrillen Schrei aus, hämmerte mit den Fäusten auf Tahns Gesicht und Schultern und versuchte sich zu befreien.
    »Mikael, nicht.« Tahn zog den Jungen in seine Arme und spürte die verzweifelten Schluchzer, die Mikaels Körper erschütterten. Tränen tränkten den Kragen von Tahns Jacke. Er zog den Jungen fester an sich und streichelte seine dunklen Locken. Jeder einzelne Muskel des Knaben spannte sich. »Es tut mir leid, Mikael. Du solltest nur wissen, daß ich hier bin, um dir zu helfen. Wenn du …«
    »Nein, das sind Sie nicht! Sie sind ein Lügner!« kreischte Michael und wand sich in Tahns Armen. »Sie hassen mich! Sie hassen alle Gamanten.«
    Die Worte bohrten sich wie eine Messerspitze in Tahns Brust. »Ich hasse dich nicht, Mikael. Es ist nur so, daß ich manche Dinge tun muß, um die galaktische Zivilisation zu schützen, und mitunter machen die Gamanten das sehr schwer.«
    »Das tun wir nicht!«
    Tahn schob Mikael auf Armeslänge von sich weg und blickte ernst in seine dunklen Augen. »Paß auf. Ich werde dir die Wahrheit sagen. Du weißt, daß der Untergrund die ganze Zeit über kämpft?«
    »Ja«, schluchzte Mikael. »Jeremiel Baruch, der Führer des Untergrunds, ist ein großer Held. Wenn ich erwachsen bin, will ich genauso werden wie er.« Ein Leuchten trat in Mikaels Augen, als er über den meistgehaßten Kriminellen im von den Magistraten beherrschten Weltraum sprach – der zudem Tahns größter Gegner war.
    »Ich verstehe, daß du so empfindest, aber mitunter schadet Baruch auch Bürgern des magistratischen Reiches.«
    »Wann denn?« erwiderte Mikael ungläubig.
    »In diesem Augenblick steuert der Untergrund Aufstände auf vielen gamantischen Planeten. Dies führt unter anderem dazu, daß der halbe Quadrant Sieben – das ist drüben im Orion-Arm der Galaxis – an Hunger leidet.«
    »Wieso?«
    »Weil die Magistraten nur über eine begrenzte Anzahl von Schlachtkreuzern verfügen und deshalb nicht alle Menschen gleichzeitig beschützen können. Wenn sie abgezogen werden, um gegen den Untergrund zu kämpfen, sind andere Planeten den Attacken räuberischer Angreifer schutzlos ausgeliefert.«
    »Sind diese Angreifer so etwas wie Piraten?«
    »Ja, so könnte man sie auch nennen. Sie unterbrechen die Versorgungsrouten, um die Planeten zu erpressen, ihnen Waren und Bodenschätze auszuliefern.«
    »Sie meinen, diese Räuber stehlen Sachen?«
    »Schlimmer. Sie stellen Forderungen, die kein Planet erfüllen kann, und dann …«
    Als der Tür-Kommunikator summte, zuckte Mikael zusammen und warf Tahn einen Blick zu, als hätte der ihn betrogen. Von draußen rief eine tiefe Stimme: »Captain Tahn? Hier ist Dr. Iona.«
    »Einen Augenblick«, antwortete Tahn. Die Anspannung in seinem Innern wuchs.
    Mikael schien das zu spüren. Er blickte voller Panik auf. Tahn zog ihn ein letztes Mal an sich und flüsterte ihm ins Ohr: »Tut mir leid, ich wollte es dir sagen, bevor er kommt. Es gibt da etwas …«
    Mikael wand sich aus seinem Griff heraus. »Dieser Doktor soll mir weh tun, nicht wahr?«
    »Nein, nein, das würde ich nie zulassen.«
    »Warum ist er dann hier?«
    »Ich möchte, daß du eine Weile schläfst. Du hast in letzter Zeit nicht besonders gut geschlafen. Nachts wirst du oft wach, nicht wahr?« Die medizinischen Monitore, die sie installiert hatten, zeigten an, daß der Junge sehr häufig hochschreckte und meist dabei schrie und um sich schlug. Tahn hatte sich die Aufzeichnungen mit wachsender Besorgnis angeschaut. Vor langer Zeit hatte er ganz ähnlich empfunden und sich kaum getraut, auch nur für ein paar Minuten zu schlafen, weil er gefürchtet hatte, irgend etwas könnte aus der Dunkelheit heranschleichen und das Leben aus ihm herauspressen. Doch es gab noch andere Gründe, warum er Wert darauf legte, daß der Junge schlief.
    Mikael schloß die Augen. Tränen hinterließen glitzernde Spuren auf seinen Wangen. »Manchmal habe ich Alpträume. Ich kann nichts dagegen tun.«
    »Das weiß ich. Aber du …«
    »Ich werde brav sein und schlafen. Aber lassen Sie nicht zu,
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