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Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun
Autoren: Kathleen M. O'Neal
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einen winzigen Bruchteil seines Verantwortungsbereichs darstellten, jedoch für mindestens fünfzig Prozent aller Probleme verantwortlich waren. Überall in der Galaxis flackerten ihre Aufstände auf. Ihm war keine Wahl geblieben, als seine Truppen in Marsch zu setzen, um die sich ausweitende Gewalttätigkeit einzudämmen – doch dadurch waren friedfertige Planeten den Attacken räuberischer Angreifer schutzlos ausgeliefert. In diesem Augenblick wütete eine Hungersnot in Quadrant Sieben.
    Slothen beachtete das Interkom nicht; er stieß einen ungehaltenen Seufzer aus. Er hatte seinem Sekretär die strikte Anweisung erteilt, ihn nicht zu stören. Zweifellos hatte Topew seinen Fehler mittlerweile erkannt und bereitete sich jetzt innerlich auf die Strafpredigt vor, die ihn erwartete, sowie Slothen dafür Zeit fand.
    »Gamanten«, murmelte er tonlos.
    Slothen hatte sich schon oft gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, hätte man diese Volksgruppe vor einem Jahrtausend ausgelöscht. Er selbst war mit den Viveka so verfahren, als er zum ersten Mal Regierender Magistrat geworden war, und er hatte es nie bedauert. Die Viveka waren eine wilde und brutale Spezies gewesen, vierarmige, rothäutige Raufbolde, die einen Krieg gegen seine Regierung angezettelt hatten. Er hatte keine Wahl gehabt.
    Oder hätte er die Gamanten versklaven sollen? Das hatte bei den amorphen, gallertartigen Octopii von Huron II bemerkenswert gut funktioniert. Aber nein, statt dessen hatte er den Einfallsreichtum der Gamanten unterschätzt und zu lange gewartet, was ihnen die Gelegenheit gegeben hatte, sich zu einer beachtlichen Streitmacht zu formieren, Schiffe und Waffen zu stehlen und sich den Weg aus seinem gut gesicherten System freizukämpfen, um sich auf abgelegenen, lebensfeindlichen Welten am Rande der Galaxis niederzulassen. Und die Schlimmsten dieser Bande hatten sich zu einer starken Untergrundbewegung zusammengeschlossen, die einen permanenten Guerillakrieg gegen seine Streitkräfte führte.
    »Ich bin viel zu lange nachsichtig gewesen«, knurrte er und schlug mit der Handfläche auf den Schreibtisch.
    Was den Rest der Menschheit anging, hatte er eine strenge Informationskontrolle verhängt, die mitunter schon einer Nachrichtensperre gleichkam, um zu verhindern, daß jemand von seinen Aktivitäten Kenntnis erhielt. Die meisten menschlichen Welten blieben friedlich, ohne etwas von der Not der gamantischen Zivilisation zu ahnen, und die wenigen, die von seinen Maßnahmen wußten, billigten sie. Nach Jahrhunderten sorgfältiger Manipulation hegten viele menschliche Welten einen wütenden Haß auf ihre gamantischen Brüder, die sie für praktisch jedes Übel verantwortlich machten, angefangen bei der instabilen galaktischen Finanzlage bis hin zum Ausbruch mysteriöser Krankheiten. Menschen waren derart irrationale Wesen – ihre Gefühle vollführten Kapriolen wie die Wagen einer antiken Achterbahn. Doch mit den geeigneten Hilfsmitteln konnte man sie kontrollieren.
    Wirkliche Sorgen bereitete ihm zur Zeit nur sein eigenes Militär. Ein ganzer Zweig seiner Streitkräfte bestand aus von Menschen befehligten Schiffen. Vor seinen eigenen Offizieren konnte er die prekären Informationen natürlich nicht verbergen, deshalb hatte er ein geheimes »Abschreckungsprogramm« gestartet, dessen Zweck darin bestand, ihnen soviel Furcht einzujagen, daß sie es nicht wagten, Verrat zu begehen. Er hatte sie von anderen galaktischen Spezies isoliert, indem er auf diesen Schiffen eine ausschließlich menschliche Besatzung einsetzte, und er ließ die Gehirne aller Abweichler, die verräterische Gedanken entwickelten, umgehend korrigieren.
    Das Interkom summte abermals.
    Bedächtig folgte Slothen den Anweisungen seines Dritthirns und unterdrückte so die Aufwallung wilden Zorns, die ihn zu überfluten drohte. Vor Äonen hatten die Giclasianer aus jener Proto-Basis, die von den Menschen Corpus Callosum genannt wird, eine dritte Hemisphäre entwickelt. Dieses dritte Gehirn diente ihnen jetzt als separate Identität, als hochentwickelter Interpret, der jede neurale Verbindung in der rechten wie der linken Hemisphäre aufspüren und somit die Ursprünge jeglicher mentaler Stimulation lokalisieren und studieren konnte. Tatsächlich hatte Slothen neurophysiologische Untersuchungen angeordnet, wobei festgestellt werden sollte, ob sich das menschliche Corpus Callosum zur Hervorbringung eines dritten Hirns anregen ließe – er hegte die Hoffnung, die gamantische
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