Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
Aggressivität eindämmen zu können, indem man den tierhaften Teil ihres Bewußtseins zivilisierte –, doch die bisher vorliegenden Ergebnisse gestatteten noch keine eindeutigen Schlußfolgerungen.
    Er drückte auf den Antwortknopf. »Topew, ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich nicht gestört werden will.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Magistrat, aber es ist dringend. Colonel Garold Silbersay, der frühere Militärgouverneur des gamantischen Planeten Kayan, ist hier. Er verlangt, mit Ihnen zu sprechen.«
    Slothen entblößte verärgert seine nadelspitzen Zähne. »Hatte ich nicht Brent Bogomil befohlen, ihn zu einem neurophysiologischen Korrekturzentrum zu schaffen?«
    »Jawohl, Sir, das hatten Sie angeordnet. Aber er ist hier, in meinem Vorzimmer, und drischt wie ein Wahnsinniger auf die Wände ein.«
    Slothen rieb sich die blaue Haut. Ein Wahnsinniger? Nach dem letzten Bericht, den er erhalten hatte, befand sich Silbersay am Rand gewalttätiger Schizophrenie. Bogomil hatte erklärt, es wären fünf Wachen nötig gewesen, um den Colonel in eine Sicherheitszelle zu schaffen und ihn dort einzuschließen. War er dort, in der Isolation, endgültig durchgedreht? Möglich. Sollte er es wagen, Silbersay zu empfangen? Immerhin hatte dieser Mann die Scharmützel auf Kayan aus nächster Nähe miterlebt. Er mochte im Besitz wichtiger Informationen sein, was die gamantische Politik betraf.
    Slothen biß sich auf die Unterlippe und warf einen Blick aus dem Fenster. Die verspiegelten Bauwerke von Naas stachen wie Speere aus den Grasebenen von Palaia Station empor. Die Landschaftsformer hatten erstklassige Arbeit geleistet, als er ihnen aufgetragen hatte, die Umgebung von Giclas IV, seiner Heimatwelt, genauestens zu reproduzieren. An jeder Straßenkreuzung standen Thypenbäume, deren nackte, dunkelrote Äste sich wie Blutströme vor dem grünen Hintergrund der Parks und Springbrunnen abzeichneten. Heute leuchtete der gelbe Himmel wie durchscheinender Bernstein.
    »Sir!« erklang Topews drängende Stimme abermals aus dem Interkom. »Colonel Silbersay beschimpft meinen Stab auf ungebührliche Weise. Er behauptet, im Besitz vertraulicher Informationen zu sein, die von herausragender Bedeutung für die galaktische Sicherheit sind. Soll ich ihn hereinschicken oder die Sicherheitsabteilung rufen, um ihn fortzuschaffen?«
    Slothen ballte die zwölf Finger seiner oberen linken Hand zu einer Faust – ein für Angehörige seiner Rasse deutliches Zeichen der Nervosität. »Zwei bewaffnete Sicherheitsbeamte sollen ihn zu meinem Büro begleiten und draußen warten. Ich wünsche keine Zwischenfälle.«
    »Jawohl, Sir.«
    Slothen nutzte die Wartezeit, um eine Schublade seines Schreibtisches herauszuziehen und sein Äußeres in einem 3-D-Spiegel zu überprüfen. Menschen wurden durch seine äußere Erscheinung häufig in Unruhe versetzt. Sie waren nicht an die leuchtenden Farben gewöhnt, die das giclasianische Leben beherrschten. Er wußte, daß man ihn hinter seinem Rücken den »Tintenfisch« nannte. Idioten. Er hatte Bilder von irdischen Tintenfischen gesehen, und es bedurfte schon einer sehr lebhaften Phantasie, um sie mit Giclasianern zu vergleichen. Slothen reckte das Kinn dem Spiegel entgegen. Sein ballonförmiger Kopf schimmerte azurblau im durch das Fenster hereinströmenden Sonnenlicht, das die wurmähnlichen Haare und den rubinroten runden Mund beleuchtete. Er schob vier seiner Gliedmaßen unter den Schreibtisch und ließ nur zwei sichtbar auf der Platte ruhen.
    Ein paar Sekunden später glitt die Tür auf, und Silbersay stürmte mit geballten Fäusten herein. »Magistrat«, sagte er steif, »ich bin in einer dringenden diplomatischen Angelegenheit hier.« Der Colonel wirkte vorzeitig gealtert, sein Haar war vollständig ergraut. Er war ein schlanker, hochgewachsener Mann mit einer Knollennase und buschigen schwarzen Augenbrauen. Seine purpurne Uniform sah aus, als hätte er darin geschlafen.
    »Ich bin erfreut, Sie zu sehen, Colonel«, erklärte Slothen mit einem Lächeln. Menschen bezeichneten die giclasianische Sprechweise als steif und mechanisch. Slothen bemühte sich, dem entgegenzuwirken, indem er den menschlichen Tonfall nachzuahmen versuchte.
    Silbersays Augen verengten sich. »Treiben Sie keine Spielchen mit mir. Sie haben angeordnet, meinen Verstand korrigieren zu lassen, damit Sie sich keine Sorgen mehr wegen mir machen müssen. Nun, jetzt haben Sie etwas anderes, worüber Sie sich …«
    »Das ist nicht wahr,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher