Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun

Titel: Die Gamant-Chroniken 02 - Die Rebellen von Tikkun
Autoren: Kathleen M. O'Neal
Vom Netzwerk:
den Griff der Wachen wehrte. »Wie steht es mit Jumes oder Wexlen? Ich weiß, daß Sie dort waren.«
    Tahn schaute langsam hoch. Baruch hatte in jenen Schlachten brillante Manöver durchgeführt und war ihm durch die Finger geschlüpft, bevor Tahn überhaupt wußte, was geschah. Aber nicht diesmal, Baruch. Nicht diesmal …
    »Ratsherr?« rief Tahn und deutete damit an, daß die Diskussion mit Baruch beendet war. Er setzte sich aufrecht hin, als Ornias wieder in der Mitte des Bildschirms erschien.

 
KAPITEL
2
     
     
    Auf Horeb ging der dritte Mond über den zerklüfteten Bergspitzen auf und erfüllte die Sandebenen mit silbernem Licht. Jeremiel Baruch zerrte an den Handschellen, die seine Hände auf den Rücken fesselten, und blickte zum düsteren Himmel empor. Das Shuttle der Hoyer schoß wie eine tödliche Lanze heran. Wieviel Zeit blieb ihm? Zwei Minuten? Drei?
    Zorn brannte in seinem Innern. Ornias hatte in dem Kampf, der gleich nach Jeremiels Gespräch mit Tahn entbrannt war, entkommen können. Die Gefolgsleute des Ratsherrn waren bis auf den letzten Mann gestorben, um ihm Deckung zu geben, während Ornias durch das Labyrinth geheimer Gänge flüchtete, das den Fels unterhalb des Palastes durchzog. Mein Fehler. Ich hätte ihn in dem Moment erschießen sollen, als ich eine Pistole in die Finger bekam.
    Baruch trat von einem Fuß auf den anderen, während er das Shuttle beobachtete. Rings um ihn erhoben sich dunkel die Ruinen ausgebrannter Häuser. Menschen hasteten durch die raucherfüllten, vom Krieg gezeichneten Straßen und hielten Knüppel oder Gewehre umklammert. Irgendwo weinte ein Baby. In der Ferne blitzten Schüsse auf – der Krieg ging in der Wüste mit unverminderter Heftigkeit weiter.
    Er holte tief Luft und schaute zu, wie das Schiff den Raumhafen umkreiste. »Gesegneter Epagael«, betete er leise. »Nur noch ein einziges Mal. Laß das hier gutgehen und ich schwöre, ich werde wieder gläubig.« Operation Abba war ein Plan, der noch nie durchgeführt worden war – ein im Grunde verrückter Plan, nur gedacht für verzweifelte Situationen wie jene, der er sich jetzt gegenüber sah.
    Es kam ihm so vor, als würden sich hinter ihm die Geister der Vorfahren versammeln. Menschen, die ihr Leben lang gegen arrogante Eroberer gekämpft hatten. Menschen, die vom Rad des Schicksals zu Boden geworfen worden waren und sich geweigert hatten, liegenzubleiben. Ihre Stimmen schienen im Wind zu flüstern und ihm Mut zuzusprechen.
    »Harper?« rief er den großen schwarzen Wächter an, der hinter ihm stand. Harper schritt vorwärts und zielte dabei mit dem Gewehr auf Jeremiels Bauch. Baruch schaute darauf hinunter und meinte mit einem schwachen Lächeln: »Sind Sie sicher, daß Sie es sich nicht doch noch überlegen wollen?«
    Harper schüttelte energisch den Kopf und warf einen Blick auf das Shuttle. »Dafür ist es zu spät. Janowitz? Uriah?« wandte er sich an die anderen Wachen. »Macht euch bereit.«
    Das Shuttle landete in einer Wolke aus Staub und heißer Luft. Jeremiel senkte den Kopf. Drei magistratische Wachen in purpurnen und grauen Uniformen rannten die Laufplanke des Shuttle herab und eilten auf ihn zu. Ein anderer Mann, rothaarig und von eher schmächtiger Statur, blieb beim Eingang des Shuttle stehen und umklammerte sein Gewehr fester, als er den Aufruhr auf den Straßen sah. Dort rannten die Menschen noch immer schreiend umher und versuchten, in Schiffe zu gelangen, bevor der magistratische Angriff begann.
    »Das ist er«, rief der große, dunkelhaarige Lieutenant, wobei er auf Jeremiel deutete. »Bringt ihn ins Shuttle. Und beeilt euch. Uns bleiben nur ein paar Minuten, bis der ganze Planet in Flammen aufgeht.«
    Der blonde Corporal grinste boshaft. »Komm schon, Baruch. Auf dich wartet ein hübscher, kühler Laborsessel.«
    »Ja«, kicherte der Lieutenant, »und den Helm mit der Gehirnsonde gibt’s gratis dazu.«
    Die drei Soldaten stießen ein brüllendes Gelächter aus. Die beiden Corporals packten Jeremiels Arme, klopften ihn rauh nach Waffen ab und zerrten ihn zum Schiff. Harper, Uriah und Janowitz schlossen sich als Nachhut an.
    Jeremiel betrat die schmale, mit blaugepolsterten Bänken ausgestattete Mannschaftskabine. Vom Eingang aus konnte er den gesamten weißverkleideten Rumpf überblicken. Vier kreisrunde Sichtfenster waren in die Hülle eingelassen. Jeremiel ging zur gegenüberliegenden Wand hinüber und wartete dort. Als Harper und seine Männer das Shuttle ebenfalls betreten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher