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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung
Autoren: Georgette Heyer
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unfreundlich, wie Tante Selina war! Ich habe ja gefürchtet, daß es so sein würde.«
    »Genau deshalb hab ich dich ja so vermißt!« sagte Fanny und lachte fröhlich. »Ich habe Tante Selina wirklich gern, aber – aber ein großer Witzbold ist sie nicht. Und kein bißchen flott!«
    »Das glaube ich kaum«, erwiderte Abby vorsichtig. »Nicht, daß ich wüßte, was flott bedeutet, aber es klingt wirklich nicht nach Selina – und ich darf hinzufügen, gar nicht wie die Sprache, die man von einem Mädchen vornehmer Erziehung erwarten würde!«
    Das ließ Fannys Augen tanzen. »Ja – Umgangssprache! Es bedeutet – oh, gescheit und lebendig! Wie eben du bist!«
    »Aber nein, wirklich? Vermutlich willst du mir dabei ein hübsches Kompliment machen, aber wenn du es je wagst, mir wieder ein solches Eigenschaftswort anzuhängen, Fanny, werde ich – werde ich – nun ja, ich weiß noch nicht, was ich tun werde, aber du kannst dich darauf verlassen, daß es etwas Schreckliches sein wird. Flott! Du lieber Himmel!«
    »Werde ich nicht mehr«, versprach Fanny. »Aber jetzt, bitte, bitte, sei ernst, Geliebtes! Ich habe dir so viel zu erzählen! Etwas von – von allerhöchster Wichtigkeit.« Abby verspürte eine wilde Regung, Fanny abzuwimmeln, unterdrückte sie jedoch und sagte mit einer, wie sie hoffte, nicht allzu hohlen Stimme: »Nein, wirklich? Dann will ich mich bemühen, völlig ernst zu sein. Worum handelt es sich denn?«
    Fanny richtete einen prüfenden Blick auf sie. »Hat dir nicht schon Tante Selina oder vielleicht Onkel James von – von Mr. Calverleigh erzählt?«
    »Von Mr. -? Oh! Ist das der elegante Londoner, den du mit einem einzigen Dolch aus deinen Augen tödlich durchbohrt hast? Aber natürlich haben sie das, und ich fand es sehr unterhaltsam! Das heißt«, korrigierte sie sich in einem spaßhaft gestrengen Ton, »daß sie natürlich sehr recht mit ihrer Meinung haben, du seist viel zu jung, um schon einen Flirt anzufangen. Höchst frühreif von dir, mein Liebes – völlig ungehörig!«
    Sie errang damit kein Aufstrahlen als Antwort. »So ist es gar nicht«, sagte Fanny. »Gleich im ersten Augenblick unserer Begegnung – « – sie schwieg und holte tief Atem – »liebten wir einander!« sprudelte sie hervor. Ein so offenes Eingeständnis hatte Abby nicht erwartet, und es fiel ihr als Antwort nichts anderes ein, als daß es wie ein Märchen klänge. Das hätte sie jedoch nicht sagen sollen, wie sie gleich darauf erkannte.
    Fanny sah sie mit einem glühenden Blick an und sagte schlicht: »Ja, genau das ist es! Oh, ich wußte doch, du würdest es verstehen, Liebste! Obwohl du ihn noch nicht kennengelernt hast. Aber wenn du ihn kennenlernst – oh, du wirst vernarrt sein in ihn! Hoffentlich stichst du mich bei ihm nicht aus!«
    Abby gönnte dieser Huldigung ein Lächeln, empfahl jedoch ihrer ekstatischen Nichte, keine dumme Gans zu sein.
    »Oh, ich habe nur Spaß gemacht!« versicherte ihr Fanny. »Die Sache ist nämlich die, daß er kein dummer Junge ist, wie Jack Weaversham oder Charlie Ruscombe oder – oder Peter Trevisian, sondern ein Mann von Welt, und viel älter als ich. Das macht es so besonders erfreulich – nein, so meine ich es nicht – so wunderbar, denn er hat, obwohl er Jahre und Jahre hindurch ein Lebemann war, noch nie eine Frau getroffen, mit der eine dauernde Verbindung erstrebenswert schien, bis er nach Bath kam und mich kennenlernte!« Überwältigt von dieser Betrachtung, verbarg sie ihr Gesicht in Abbys Schoß und sagte erstickt: »Und er muß doch viel hübschere Mädchen kennengelernt haben, als ich es bin – glaubst du nicht?«
    Miss Wendover war sich bewußt, daß ihre Gewohnheitssünde die Neigung war, das erste, das ihr durch den Kopf schoß, sofort zu sagen. Sie schluckte daher die Erwiderung: »Aber wenige mit so einer guten Mitgift!« und antwortete statt dessen: »Nun, da ich die neuesten Schönheiten der Gesellschaft nicht kenne, kann ich nichts dazu sagen. Aber daß dein erstes Opfer ein Londoner Stutzer wurde, ist sicherlich ein Triumph. Natürlich dürfte ich dir das nicht sagen – Tante Cornelia würde meinen, ich leiste deiner Eitelkeit Vorschub –, also bitte ich dich sehr, liefere mich nicht ihrer Kritik aus, indem du aufgeblasen wirst, mein Liebling!«
    Fanny sah auf. »Ach, du verstehst also doch nicht! Abby, es ist eine – eine Liebe für immer! Du mußt mir das glauben! Hat dir Onkel James erzählt, daß er ein haltloser Schürzenjäger sei? Er hat ja
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