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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung
Autoren: Georgette Heyer
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tun wir, wenn wir Reading erreichen?« fragte sie.
    »Dort heiraten wir, meine Allerliebste.«
    »Sind Sie verrückt geworden?« erkundigte sie sich.
    »Nein – ich glaube zumindest nicht!«
    »Miles – Miles, du treibst deinen Spott mit mir, nicht wahr?«
    »Ich versichere dir, es war mir noch nie so ernst. Ich kann sie dir im Augenblick nicht zeigen, aber ich habe eine Sondererlaubnis für die Heirat in der Tasche.«
    »Oh, wie wagst du nur?!« sagte sie atemlos. »Bleib sofort stehen! Wenn du glaubst, daß ich mit dir durchbrenne – «
    »Nein, nein!« sagte er. »Das ist kein Durchbrennen. Das ist eine Entführung!«
    Sie versuchte zu sprechen, wußte aber nicht, ob sie ihre Stimme in der Gewalt hatte.
    »Ich dachte, es sei das Beste, was wir tun können«, erklärte er ihr.
    Das war zuviel für ihre Selbstbeherrschung. Sie konnte nicht anders, sie mußte in Gelächter ausbrechen. Als es ihr gelang, endlich aufzuhören, sagte sie: »O bitte, bring mich doch nach Hause! Wie konntest du nur glauben, daß ich so etwas Empörendem zustimmen könnte?«
    »Mein liebes Mädchen, einer Entführung stimmt man doch nicht zu! Man stimmt einem Durchbrennen zu, und daß du das nicht tun würdest, wußte ich.«
    »Du hast einmal gesagt, eine unwillige Braut sei deiner Meinung nach etwas Teuflisches«, erinnerte sie ihn.
    »Wäre ich überzeugt gewesen, daß du unwillig bist, dann säßest du jetzt nicht neben mir«, erwiderte er.
    »Aber ich bin unwillig! Miles, ich will nicht – das heißt, ich kann doch nicht! Ach, ich glaubte, du hättest verstanden!«
    »Das habe ich. Du hast gesagt, du wolltest mich aus zahlreichen Gründen nicht heiraten, deren Großteil ziemlich idiotisch ist. Du hast aber auch gesagt, du könntest dein eigenes Glück nicht auf Kosten von Selinas und Fannys Glück suchen. Nun, du hast ein Recht darauf, dich zu opfern, aber ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, daß du aus mir ein Opfer machst!«
    Nach einem Augenblick betroffenen Schweigens sagte Abby reuig: »Daran habe ich nie gedacht! Wäre es – wäre das denn –?«
    »Ja«, sagte er, »das wäre es!«
    »Oh, wenn ich bloß wüßte, was ich tun soll!« rief sie bekümmert aus.
    »Du weißt es nicht, aber ich weiß es. Schluß also mit dem Überlegen. Es bleibt dir nämlich gar keine Wahl. Deshalb habe ich dich ja mit Gewalt weggebracht. Dadurch wird es für dich viel leichter, glaubst du nicht auch?«
    »Miles, du bist der unmöglichste, schändlichste… Denke bloß, was für einen Skandal das gäbe!«
    »Was – du glaubst doch nicht, daß ein Mitglied deiner Familie auch nur ein Wörtchen davon verlauten läßt – oder? Nein, nein. Die Hochzeit war natürlich eine private Zeremonie. Ich erwarte, daß James sich irgendeinen vortrefflichen Grund dafür ausdenken wird.«
    »James! Der wird mich ganz und gar verleugnen!«
    »Dazu besteht keine Hoffnung«, sagte er. »Vermutlich wird er sich einige Monate von dir zurückziehen, um seine Würde zu retten, aber nicht lange. Du, meine Geliebte, bist nämlich, so wenig es dich interessiert, drauf und dran, eine sehr reiche Frau zu werden. Auch bist du soeben drauf und dran, die Herrin von Danescourt zu werden.«
    »Danescourt? Aber das gehört doch Stacy?«
    »Nein, es gehört mir. Ich habe es ihm abgekauft. Ich bringe dich heute abend hin. Es ist in einem jammervollen Zustand, aber ich habe vergangene Woche ein ganzes Heer dort eingesetzt, um es einigermaßen in Ordnung zu bringen, und unsere alte Haushälterin hat den Auftrag, Dienerschaft zu engagieren. Ich hoffe daher, daß du es nicht zu unbequem finden wirst. Wir bleiben nur ein, zwei Tage dort, aber ich will, daß du es inspizierst und entscheidest, was du an Vorhängen und Derartigem dort wünschst. Wohin möchtest du anschließend fahren?«
    Sie erwidert hilflos: »Ich weiß nicht. Oh, das ist zu phantastisch! Um Himmels willen, bring mich heim! Denk doch nur an die arme Selina!«
    »Nichts könnte mich dazu bewegen, dich heimzubringen. Du kannst ja der armen Selina von Chippenham aus eine Nachricht schicken. Ich sende sie mit einem Postjungen. Aber du wirst sie nicht eher sehen, bis du nicht absolut festgenagelt bist, mein Mädchen. Dann wird es zu spät für sie sein, sich dir um den Hals zu wickeln!«
    »Aber was wird sie wirklich anfangen?« fragte Abby ganz verzweifelt.
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sie einen Ersatz für dich in Miss Butterbank finden«, antwortete er ruhig. »Und noch dazu werden sie sehr gut miteinander
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