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Die galante Entführung

Die galante Entführung

Titel: Die galante Entführung
Autoren: Georgette Heyer
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hinausdrängen? Mein Gott, war es das, was Sie diese ganzen Jahre her getan haben? Auf die Möglichkeit der Rache warten?«
    »Nein, dazu war ich viel zu beschäftigt. Ich wünschte, du würdest von deiner Überzeugung loskommen, daß ich mich für schlecht behandelt halte. Das tue ich nicht und habe es nie getan. Ich mochte deinen Großvater nicht, und deinen Vater auch nicht, aber ich war ihnen oft für den guten Dienst dankbar, den sie mir unwissentlich geleistet haben. Indien sagte mir in jeder Hinsicht zu. Und mehr noch: hätten sie mich nicht hingeschickt, dann hätte ich vielleicht nie entdeckt, daß ich Talent für Geschäfte habe. Ich habe es aber, Stacy, und du tätest gut daran, es dir vor Augen zu halten. Wenn du mir etwas über unser Verwandtschaftsverhältnis vorschwätzt, verschwendest du deine Zeit. Für Gefühle ist im Geschäft kein Platz, selbst wenn ich welche hätte. Dem ist aber nicht so. Und dein Gerede über Rache ist ebenfalls sinnloses Geschwätz. Ich mag dich genauso wenig, wie ich deinen Vater mochte – ja, sogar weniger –, aber warum, zum Teufel, sollte ich mich an dir rächen wollen?«
    »An ihm! Weil ich sein Sohn bin!«
    »Guter Gott! Du mußt zu deiner Zeit verdammt viele Melodramen gesehen haben. Solange ich dich nicht kannte, hatte ich für dich überhaupt keinerlei Gefühl – warum auch? Hätte ich Danescourt so vorgefunden, wie ich es verlassen hatte – oder wenn ich entdeckt hätte, daß du dich anstrengst, es wiederherzustellen – dann hätte ich mich nicht eingemischt. Aber das war nicht der Fall. Ich wurde sogar davon verständigt, deshalb beschloß ich, heimzukehren. Aber ich war nicht darauf vorbereitet – «
    »Es ist nicht meine Schuld!« sagte Stacy schnell, und die Röte schoß ihm ins Gesicht. »Es war mein Vater, der die erste Hypothek aufnahm! Er war verschuldet, als er starb, und wie, zum Teufel, konnte ich – «
    »Entschuldige dich nicht. Es ist mir egal, welcher von euch es in Verfall geraten ließ.«
    »Ich wäre froh genug gewesen, es in Ordnung zu bringen, aber ich hatte nicht die Mittel dazu.«
    »Nein, und du hättest keinen Pfennig mehr darauf verwendet als unbedingt nötig, selbst wenn du die Mittel besäßest. Du würdest es morgen verkaufen, wenn du einen Narren fändest, der bereit wäre, ein Haus zu kaufen, das du mir gegenüber anläßlich unserer ersten Begegnung als eine ›verdammte Baracke‹ bezeichnet hast, ›bis über den Dachfirst belastet und außerdem zur Ruine zerfallen«. »Deshalb werde ich dich jetzt davon befreien.«
    »Sie wären besser beraten, es in meinem Besitz zu lassen. Was, stellen Sie sich vor, wird man über Sie sagen, wenn Sie – Sie meinen Besitz usurpieren?«
    »Nun, Oberst Ongar zufolge wird meine Ankunft im Licht eines erfolgreichen Entsatzheeres betrachtet. Du scheinst dich in der ganzen Grafschaft verhaßt gemacht zu haben.«
    »Praktisch genauso wie Sie!«
    »Nein, nein, ich war nie hassenswert! Bloß ein Taugenichts. Meine Jugendsünden werden mir in dem Augenblick verziehen, in dem ich das Vorhängeschloß vom Haupttor entferne und deine Heuwiese mähe. Ich muß sagen, auch das ist mir egal.«
    »Heuwiese? Was, zum Teufel -?«
    »Zu meiner Zeit nannte man es den Südlichen Rasen.«
    Es herrschte unbehagliches Schweigen. »Sie waren also dort, ja?« fragte Stacy mürrisch.
    »Ja, ich war dort. Ich dachte, der arme alte Penn bricht in Tränen aus. Mrs. Penn hat es wirklich getan. Ist mir außerdem um den Hals gefallen und ging dann geradewegs los, um ein gemästetes Kalb zu schlachten. Die Heimkehr des Verlorenen Sohns war nichts dagegen. Nein, ich glaube nicht, daß mich die Grafschaft schneiden wird, Stacy.«
    Wieder entstand Schweigen, während Stacy mürrisch auf den Tisch starrte. Plötzlich sagte er: »15.000? Schäbig!«
    »Vielleicht«, erinnerte Miles, »vergißt du dabei die kleine Sache mit den Hypotheken?«
    Stacy biß sich auf die Lippen, sagte jedoch: »Es ist mehr wert – weit mehr!«
    »Es ist in Wirklichkeit viel weniger wert. Aber wenn du glaubst, daß du es für mehr verkaufen kannst, dann versuche es auf alle Fälle!«
    »Und Sie mit dem übrigen Besitz in Händen? Wer, zum Teufel, würde einen Besitz wie Danescourt kaufen, mit nicht mehr Boden dabei als die Gärten und den Park?«
    »Ich glaube nicht, daß es jemand täte.«
    »Mich auf den absoluten Nullpunkt gebracht, ja?« sagte Stacy mit einem häßlichen Lachen.
    »Dort bist du, aber was ich damit zu tun hatte, weiß ich
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