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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche
Autoren: Phil Rickman
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wirklich ein paar vollkommen bescheuerte Männernamen. Wilwyn war auch so einer. Die walisischen Frauennamen dagegen waren cool: Angharad, Sian, Rhiannon.
    Aber er gab sich echt Mühe. Zum Beispiel war er garantiert nicht ‹zufällig an Janes Schule vorbeigekommen›, als gerade Unterrichtsschluss war. Ganz offensichtlich war er früher von der Cathedral School in Hereford abgehauen – das schien ein Privileg der Oberstufenschüler zu sein – und mit seiner alten Schrottmühlefünfzehn Kilometer weit zur Moorfield High gerast, um vor den Bussen anzukommen. Er hatte behauptet, seiner Tante ein Geburtstagsgeschenk gebracht zu haben, und Ledwardine hätte auf seinem Rückweg gelegen. Totaler Quatsch.
    Dann hatte er die Fahrt nach Ledwardine im reinsten Schneckentempo zurückgelegt. Angeblich musste er so langsam fahren, damit das Loch im Auspuff nicht noch größer wurde. Da wäre jeder Bus schneller gewesen.
    Als Jane vor dem Pfarrhaus aus seinem Auto gestiegen war, hatte er genuschelt: «Kann ich dich denn mal anrufen?»
    Na gut, das hätte Jane Austen vermutlich besser hinbekommen.
    «Ja, klar», hatte sie ganz cool gesagt. Und sie hatte es fast bis zum Seiteneingang geschafft, ihr Grinsen zu unterdrücken, während Eirion mit seinem schrecklichen Auspuff wieder losfuhr.
    Das Telefon klingelte erneut. Mom? Bestimmt. Jane griff nach dem Hörer.
    «Pfarrhaus von Ledwardine, wie können wir Ihnen helfen? Wenn es um eine Hochzeit geht, drücken Sie die Drei. Um eine Zehntausend-Pfund-Spende für den Kirchturm abzugeben, drücken Sie die Sechs.»
    «Spreche ich mit Pfarrer Watkins?»
    Eine Frauenstimme, kein regionaler Dialekt. Nicht Sophie aus dem Büro. Und nicht Mom an einem ihrer raffinierteren Tage. Oh, oh.
    «Sie ist im Moment leider nicht zu sprechen», sagte Jane.
    «Wann
ist
sie denn zu sprechen?»
    Die Frau klang etwas missmutig, aber nicht bedrohlich: Im Hintergrund spielte diese tödliche Computermusik, außerdem hörte man nichtkirchlichen Bürolärm. Zehn zu eins, dass es nur Zeitverschwendung war und um so was wie doppeltverglaste Fenster ging, oder es war die
Church Times
, die für die Seite drei dernächsten Ausgabe eine verführerische Geistliche suchte, die sich ein schmuddeliger alter Kanoniker in die Sakristei hängen konnte.
    «Ich würde es morgen bei ihrer Sekretärin im Bischpal versuchen», sagte Jane.
    «Bitte?»
    «Im Bischofspalast, in Hereford. Fragen Sie nach Sophie Hill   …»
    Meistens ging es darum, Mom vor sich selbst zu beschützen. Als männlicher Pfarrer konnte man ruhig hochmütig und weltentrückt sein, das hatte Tradition. Aber eine unkooperative Pfarrer
in
wurde sofort als arrogante Ziege abgestempelt.
    «Hören Sie», das klang schon bissiger, «es ist
wichtig

    «Es ist auch wichtig, dass sie nicht an einer stressbedingten Krankheit stirbt. Das heißt natürlich, wichtig für mich. Stellen Sie sich mal vor,
Sie
müssten wegziehen und bei Ihrer stockkonservativen Großmutter in Cheltenham leben. Wer sind Sie denn überhaupt?»
    Man konnte förmlich hören, wie die Frau durch zusammengebissene Zähne hindurch eins   … zwei   … drei   … zählte.
    «Mein Name ist Tania Beauman von der Sendung
Livenight
, aus Birmingham.»
    Oh, hey.
«Echt?»
    «Echt», sagte Tania Beauman streng.
    Jane war wahnsinnig beeindruckt. Sie hatte
Livenight
vier Mal gesehen.
Livenight
war totaler Mist und ungefähr so intelligent wie eine Küchenschabe, aber trotzdem Pflichtprogramm.
    «Livenight?»
, fragte Jane.
    «Genau.»
    «Die Sendung, bei der die Frau in der Mitte sitzt und auf der einen Seite ihr Ehemann und auf der anderen ihr jugendlicher Liebhaber, und ungefähr drei Minuten vor Mitternacht ist einer von ihnen endlich dermaßen sauer, dass er den anderen Hurensohnnennt, und dann mischt sich das Publikum in den Streit ein, und der Moderator guckt total schockiert, obwohl man genau weiß, dass er in Wirklichkeit genau das wollte, weil dann am nächsten Tag alles in der
Sun
steht? Das
Livenight

    «Ja», sagte Tania knapp.
    «Sie wollen sie in Ihrer Sendung haben?»
    «Ja, und da es um die Sendung der kommenden Woche geht, haben wir nicht besonders viel Zeit zu verschwenden. Ist sie da?»
    «Nein, aber ich bin Merrily Watkins’ persönliche Assistentin, und ich muss Sie warnen, sie redet über diese Dinge nicht gern. Darum geht es doch, oder? Um die Sache mit den spirituellen Grenzfällen?»
    Tania antwortete nicht.
    «Ich könnte es natürlich
selbst
machen, wenn das Geld
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