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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche
Autoren: Phil Rickman
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mögen aller Kummer und alles Leid und alle Krankheit ohne Schaden von diesen Menschen weichen und von ihren Kühen und ihren Pferden und ihren Schafen und ihren Schweinen und ihrem Federvieh. Bei der Macht unseres Herrn Jesus Christus Amen Amen   … Elohim   … Emmanuel   …
    Schließlich, meine Brüder, seid stark im Herrn und in der Kraft Seiner Gewalten, damit wir alle Hexen, jeden Bann und jeden Zauber und die Macht des Satans überwinden. Herr Jesus erlöse sie an diesem Tag   – April 1852.
     
    Robin setzte sich. Er versuchte zu lächeln. Um Bettys willen und weil das Ganze zumindest in einer Hinsicht so paradox war.
    Aber er brachte kein Lächeln zustande; daran würde er nocharbeiten müssen. Denn das war doch sicher ein Witz, oder? Es hätte tatsächlich von Kirk Blackmore oder einem der anderen Autoren sein können, oder von Al Delaney, dem Art Director von Talisman. Sie wussten alle, dass er umzog, und kannten auch die neue Adresse: St.   Michael’s Farm, Old Hindwell, Radnorshire.
    Aber das Ding war ja gar nicht per Post gekommen. Und außerdem wäre es, wenn es von irgendeinem seiner Bekannten stammen würde, da hatte Betty recht, viel extremer gewesen – gruseliger, erschreckender, weniger hausbacken. Und es wäre viel weiter zurückdatiert als auf 1852.
    Nein, wahrscheinlich kam es tatsächlich von denen, die unterschrieben hatten.
    Die Einheimischen – was immer das heißen sollte.
    Tatsächlich hatten sie noch überhaupt keine
einheimischen
Einheimischen getroffen, abgesehen von dem Holztypen und Greg Starkey, dem ursprünglich aus London stammenden Gastwirt des Pubs, in dem sie immer zu Mittag gegessen hatten, als sie Möbel herbrachten, und seiner Frau, die einmal versucht hatte, Robin anzugraben.
    Betty stand mit dem Rücken am Rayburn, um sich zu wärmen. Robin ging zu ihr hinüber. Im Moment fühlte auch er sich ausgesetzt und ungeschützt.
    «Ich verstehe das nicht», sagte er. «Wie kann überhaupt
irgendjemand
hier etwas über uns wissen?»

2
Die Einheimischen
    Sie waren zu viert in dem Krankenhauszimmer: Gomer und Minnie, Merrily Watkins   … und der Tod.
    Merrily war geradezu wütend, weil es so plötzlich passiert war –und dann auch noch ausgerechnet am sechsten Hochzeitstag von Gomer und Minnie.
    Was für ein billiger, makabrer Witz.
Deiner unwürdig.
    «Eine Magenverstimmung   …» Gomer drückte seine flache Mütze mit beiden Händen, als würde er einen nassen Schwamm auswringen, und starrte ungläubig die Schläuche und den Monitor mit der ominösen weißen Wellenlinie an, den jeder aus tausend überstrapazierten Krankenhausserien kannte. «Es ist nur eine Magenverstimmung, sagt sie. Als würde das wahr werden, wenn sie’s nur oft genug sagt, was? Funktioniert immer, glaubt meine Min.
Du
sagst dem alten Körper, was nicht stimmt, so ’n Scheiß lässt du dir nich bieten – ’tschuldigung, Frau Pfarrer.»
    Das Zimmer mit den grauen Vorhängen gehörte zur Intensivstation. Minnies Augen waren geschlossen, ihr Atem flach und irgendwie losgelöst von ihr. Merrily hatte schon einmal jemanden so atmen hören, und ihr Mund wurde vor Angst ganz trocken.
    «Das ist ein ziemlich schwerer gewesen»
, hatte die Stationsschwester geflüstert.
«Er muss sich auf das Schlimmste vorbereiten.»
    «Machen wir einen kleinen Spaziergang.» Merrily zupfte am Ärmel von Gomers mehrfach geflicktem Tweedjackett.
    Sie hatte den Eindruck, dass er sie vorwurfsvoll ansah, als sie das Zimmer verließen. Als hätte sie die Macht, bei Gott zu intervenieren, ihn um einen Gefallen zu bitten. Und dann drehte er sich vom Stationsflur aus noch einmal zu Minnie um, und als Merrily seinen Gesichtsausdruck sah, musste sie die Augen schließen und sich abwenden.
    Gomer und Minnie: Sie waren beide über sechzig, als sie geheiratet hatten, die Witwe aus den Midlands und der kleine, wilde Mann von der walisischen Grenze. Es war Liebe, obwohl Gomer dieses Wort niemals benutzt hätte. Bloß um Gesellschaft zu haben, hätte er sein Singleleben niemals aufgegeben – die konnte er auch von seinem Bagger und seinem Bulldozer haben.
    Gomer und Merrily verließen das alte Kreiskrankenhaus und gingen auf den Bauplatz für die große, neue Klinik zu – eine blödsinnige Stelle für so einen Bau, das sagte jeder. Es würde so gut wie gar keinen Platz zum Parken geben, nur für die Fachärzte und die Verwaltungsangestellten; selbst die Krankenschwestern würden abends einen Geländemarsch machen müssen, um das
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